Mitten im Leben mit und nach Brustkrebs und Lymphoedem - Aufgeben kommt nicht in Frage
Samstag, 11. Januar 2020
Talsohle erreicht und wie man da wieder raus kommt
Hallo da draußen!
Es ist ruhig hier geworden, dürfte dem aufmerksamen Leser nicht entgangen sein.
Eigentlich wollte ich diesen und jenen Post verfassen, ich wollte wieder regelmäßig bloggen über das Leben nach dem Krebs. Aber erstens kommt es anders als man zweitens denkt.
Na ja, im Dezember kam das mit der Kündigung, was mir leider mehr als deutlich gemacht hat, das ich meinen geliebten Beruf an den Nagel hängen muss.
Es zu ahnen und bei Behörden anzugeben ist etwas anderes als es dann schwarz auf weiß ausgehängt zu bekommen von tief betrübten und betroffenen Chefs nach fast 24 Berufsjahren.
Meine Stimmung, mein Antrieb und vor allem mein optimistischer Blick in die Zukunft sind auf den Nullpunkt abgesunken wahrscheinlich schon auf dem Weg zum Mittelpunkt der Erde gewesen.
Glücklicherweise hatte ich einen Termin bei der Psychologin, die sich für Antidepressiva aussprach.
Ich und Antidepressiva, soweit kommt es noch, hätte ich früher diskutiert.
Aber so bin ich von der Psychologin zur Hausärztin gefahren, hab dort noch mal mein Herz ausgeschüttet und bin mit dem Rezept in der Hand wieder raus. Völlig ohne Diskussion. Ich habe mich einfach ergeben.
Das ist fast vier Wochen her.
Seit gestern bin ich bei der geplanten Dosis angekommen und fühle mich heute erstmalig nicht wie eine teilnahmslose Schaufensterpuppe. Natürlich laufe ich jetzt völlig aufgedreht und mit einem dämlichen Grinsen durch die Gegend, aber ich fühle mich deutlich besser.
Inzwischen wurde ich zur Reha eingeladen in meine Wunschklinik und freue mich darauf, wenn natürlich auch eine Portion Aufregung mit dabei ist.
Ich habe in den Wochen für mich erste Mittel gefunden, das die Stimmung ihre Talfahrt stoppt.
Mein Freund der Wald tut mir gut, wandern tut mir gut.
Mich mit Freunden oder meinen Kollegen zu treffen, dir Bescheid wissen, wo ich nix mehr erklären muss, kurzfristig absagen kann oder die mich auch mal wohin mitschleppen ist ganz hilfreich.
Und dann kann ich neuerdings ewig da sitzen ohne Radio oder TV, alleine und zum Fenster raus gucken und gucken und gucken. Irgendwie beruhigt sich da mein Gedankenkarusell.
Ich kümmere mich mehr um mich, mache wieder kurze Yogaeinheiten und teste geführte Meditation.
Irgendwie mag ich die Ruhe, ich muss nix erklären, keine Fragen beantworten, nix ausfüllen, ich muss nicht funktionieren und keiner erwartet von mir, das alles wieder gut ist obwohl es das nie wieder sein wird zumindest nicht so wie vor der Diagnose.
Diese ganzen Anträge und der Ärger mit der Rentenversicherung haben mich müde gemacht.
Zur Rentenversicherung gibt’s nen Extra Post.
Was ich euch mit auf den Weg geben kann, ist euch zeitig jemanden mitzuteilen, euch Hilfe zu suchen. Schließt euch Betroffenen an, tauscht euch aus und lasst diesen Zustand auch zu.
Ich habe lange geglaubt, ich könnte das gut verstecken was da seit Monaten in meinem inneren tobt, die Einschätzung der Psychologin und das ein oder andere ehrliche Wort von Freunden haben mir das Gegenteil bewiesen.
Ich hoffe sehr auf die Betreuung in der Reha und das sich mit deren Abschluss auch die Baustelle Rente klärt.
Ich gehe weiterhin zur Psychologin, den ich glaube was die Verarbeitung meiner abenteuerlichen Reise mit Horst angeht, stehe ich gerade erst am Anfang.
Im Moment steh ich an einer Kreuzung, hinter mir die Sperrscheibe und vor mir dichter Nebel aus dem hier und da ein paar Lichter aufblitzen.
Der Nebel wird sich lichten und dann finde ich einen Weg für mich.
Aufgeben kommt nicht in Frage!!!
Bis bald
Eure Anett
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