Montag, 30. November 2020

Abschluss unter erschwerten Bedingungen

Ich habe den Kurs zur Holistischen Moderation abgeschlossen, quasi in Abend- und Wochenendschule.

Glücklicherweise wurde der für Mitglieder der Netzwerkstattkrebs und der FSH angeboten, so dass er in entsprechende Einheiten eingeteilt und zu bearbeiten war.


Den Abschluss haben wir uns alle praktisch per Zoom Konferenz, im Austausch miteinander und lesenderweise von zu Hause aus erarbeitet.
Coronakonform und auch konform mit unserem Leistungsvermögen.

Gar nicht so einfach sag ich euch.
Du kannst kein Manuskript lesen und erfassen, wenn die Konzentration nicht mitmacht. 
Du kannst der Zoom Veranstaltung nur bedingt folgen und dir Notizen machen, wenn dein Lymphoedem dich am schreiben hindert oder es dir an diesem Tag schwer fällt, die Zusammenhänge zu erfassen und das Gelesene praktisch umzusetzen.

Wir haben uns alle gegenseitig unterstützt, so wie wir das immer tun unter gleichgesinnten, denn letztendlich ist es eine Ausbildung, die wir für euch da draußen machen!
Wir möchten andere Betroffene nach unseren Kräften und mit unseren Erfahrungen unterstützen und das ohne uns selbst zu gefährden.

Deswegen engagiere ich mich in der NetzwerkstattKrebs wie so viele andere Aktive, die teils in EM Rente, in Grundsicherung, im Krankenstand, in laufender Therapie oder im Berufsleben stehen.

Jeder so wie er/sie kann!

Weil es sonst niemand macht!






Dienstag, 17. November 2020

Das Gefühl nützlich zu sein

Quelle: www.sevdesk.de

Wenn früher also vor meiner Diagnose jemand gesagt hat, er/sie möchte zu etwas nutze sein, etwas leisten können, seinen Beitrag leisten, dann konnte ich dieses Gefühl der Nutzlosigkeit immer nicht so richtig nachvollziehen und verstehen.

Jeder ist doch zu was nütze! Jeder leistet doch etwas!

Aber da stand ich ja auch noch als Arzthelferin voll im Beruf, hatte einige „leitende“ Aufgaben übernommen, war zusätzlich Elternsprecher für die Klasse meines Sohnes und Schriftführerin im Gartenverein.

Inzwischen kenne ich dieses Gefühl sehr gut.

Meine Arbeitsfähigkeit für den regulären Arbeitsmarkt mit einem Job von 6 bis 8 Stunden täglich ist nicht mehr da. Meine Belastbarkeit hat ihre Grenzen und die sind schnell erreicht. Und meine Auffassungsgabe na ja, hat stark nach gelassen.

Und so findet man sich mit seinen 43 Jahren mit in einem Freundeskreis wieder, in dem alle berufstätig sind und im täglichen Wahnsinn ihre Frau oder ihren Mann stehen während man selbst nach zwei Stunden üblicher Haushaltsarbeiten wie Wäsche, putzen oder kochen erst mal eine längere Pause braucht.

Unzufriedenheit, Frustration und manchmal Wut steigen da in mir auf und immer auch der Gedanke „zu was bin ich eigentlich noch nutze?“

Das nagt an der Psyche, vor allem wenn man sich so wie ich all die Jahre über seine Arbeit und Leistungen definiert hat.

Deswegen ist es eine Wohltat so wie gestern meine Erfahrungen als Patientin in die Ausbildung der neuen Psychoonkologischen Berater einzubringen. Dann tut das Interesse und Lob der Teilnehmer sehr gut, auch wenn’s anstrengend war.

Aus diesem Grund engagiere ich mich auch in der NetzwerkstattKrebs seit Anfang des Jahres und habe inzwischen einige Aufgaben übernommen.

Ich organisiere die Experten für die Vorträge in der Onlineselbsthilfegruppe oder schreibe Post‘s bei Facebook.

Vor drei Wochen hab ich mich spontan dazu bereit erklärt, den Adventskalender für dieses Jahr zu organisieren und zu gestalten und war überwältigt von der Zusammenarbeit. Innerhalb von einer Woche waren alle 24 Tage gefüllt und ich könnte theoretisch sogar noch einige Tage früher damit beginnen.

Wir unterstützen uns gegenseitig, jeder so wie er kann und mit dem was er kann, denn wir haben alle die gleich doofe Diagnose erhalten, wissen um die Tücken des Alltags und der Leistungsfähigkeit und was am wichtigsten ist, wir schätzen die Arbeit der anderen.

So stellt sich auch bei mir das Gefühl gebraucht zu werden, nützlich zu sein wieder ein.

Ich finde das ist ein nicht außer Acht zu lassender Aspekt im Rahmen einer Krebserkrankung und der Zeit danach.

Dienstag, 10. November 2020

Das ist mein Leben!


Ich habe lange überlegt ob und was ich dazu schreibe, aber ich denke es ist nötig!

Wie ihr als treue Leser wisst, habe ich vor über einem Jahr Erwerbsminderungsrente beantragt. Leider mahlen zum einen die Mühlen der Bürokratie sehr langsam und zum anderen ist es trotz aussagekräftiger Befunde nicht möglich plausibel zu machen, dass ich keiner geregelten Arbeit von 3h täglich oder gar mehr werde nachgehen können.

Mein Widerspruch wurde gerade mal wieder auf Eis gelegt und man wartet jetzt auf den Rehabericht für eine Reha zu der ich zwar die Zusage, aber noch keinen Termin habe. Und der auch noch auf sich warten lässt, weil durch Corona weniger Patienten aufgenommen werden und man so derzeit bei März/April 2021 mit der Terminvergabe ist.

Nun bin ich ja recht aktiv hier im Blog, auch in der NWSK und in der Ausbildung zum psychoonkologischen Berater. Außerdem treffe ich mich regelmäßig mit zwei Gruppen von Brustkrebs Frauen und bin auch so gerne mal unterwegs. 

Wieso sollte ich da jetzt Rente bekommen?

Das was ihr und alle anderen hier sehen, ist nur die eine Seite der Medaille. 

Ich bin aktiv, kreativ und sportlich,  wenn es mir gut geht. 

Ich benötige aber auch reichlich Pausen, kann tageweise gar nichts unternehmen, habe Ängste und Depressionen oder Fatigue schlägt gnadenlos zu und das sehen nur ganz wenige Leute. Das ein Brief der Rentenversicherung Panik auslöst, das ich finanziell ab März 2021 in der Luft hänge, das mich diese Ungewissheit erdrückt, mache ich heute erstmals öffentlich. 

Meine ganzen Workshops,  Zeichnungen und auch Socken stricken mache ich abends, wenn ich die Kompressionsversorgung ausziehen kann. Und auch nur an Tagen wo das mein Kopf her gibt.

Das Lymphoedem schränkt extrem ein - im Alltag, im Haushalt, im Garten,  bei der Wahl der Kleidung und am schlimmsten auf dem Arbeitsmarkt! Und es ist das Ziel diesen Zustand zu halten, ja zu halten,  weil es sich manifestiert hat und leider auch verschlimmert. 

Trotzdem nehme ich meine Kräfte zusammen und möchte anderen Betroffenen helfen und die Ausbildung aus erster Hand bereichern.

Trotzdem gehe ich wandern, ins Fitness Studio,  zum Kaffeetrinken oder Essen, wurschtle in meinem Garten rum, stricke Socken für meine Mitmenschen, fahre in Urlaub und habe Spaß  - ich lebe!!!

Ich habe doch nicht anderthalb Jahre gegen Horst, und alles was er so mit sich im Gepäck hatte, gekämpft, um jetzt im stillen Kämmerlein mit der Decke über dem Kopf zu hocken!

JEDER HAT EIN LEBEN,  egal ob erkrankt oder nicht.

Auch Depressionspatienten dürfen und sollen lachen, Krebs Patienten Spaß haben und das Leben genießen, Lymphoedem Patienten dürfen zum Sport und die Kompressionsversorgung darf bunt sein!


Und genau deshalb trage ich das nach außen bis es der letzte verstanden hat, auch wenn ich nach 90min Interview für eine Studie heute Kopfschmerzen hatte und Mittagsschlaf machen musste oder nach 'nem Frühstück mit 'ner Freundin für den restlichen Tag erledigt bin. 

DAS IST MEIN LEBEN!


 

Sonntag, 1. November 2020

Movember



Nach dem Pinktober startet heute der MOVEMBER. 

Während der Oktober im Zeichen von Brustkrebs stand, sind nun die Männer aufgerufen, auf ihre PROSTATA- und HODENKREBS-Vorsorge zu achten. 

Als sichtbares Zeichen und um BEWUSSTSEIN zu schaffen, lassen sich immer mehr Herren in den nächsten vier Wochen ein kesses BÄRTCHEN (alle Formen und Farben sind zulässig!) wachsen.

Die Movember-Aktion stammt ursprünglich aus Australien und ist mittlerweile weltbekannt.  

Prävention ist auch oder gerade für Männer sehr wichtig und da die ja oft mit ihren Arzt Dates nicht so genau sind, können auch die Partnerinnen daran erinnern.

Ich freu mich schon auf jede Menge bärtige Damen Fotos.