Donnerstag, 16. September 2021

Resilienz - Was das denn für ein Zeug?

Resilienz

Habt ihr davon schon mal gehört?

Ich ehrlich gesagt vor meiner Brustkrebsdiagnose noch nicht.

Wikipedia erklärt das so:

Resilienz (von lateinisch resilire ‚zurückspringen‘ ‚abprallen‘) auch Anpassungsfähigkeit, ist der Prozess, in dem Personen auf Probleme und Veränderungen mit Anpassung ihres Verhaltens reagieren. Dieser Prozess umfasst:[1]

  • Auslöser, die Resilienz erfordern (z. B. Traumata),
  • Ressourcen, die Resilienz begünstigen (z. B. Selbstbewusstsein, positive Lebenshaltung, unterstützendes soziales Umfeld) und
  • Konsequenzen (z. B. Veränderungen im Verhalten oder in Einstellungen).

Resilienz kann einen wichtigen Beitrag zur Fähigkeit eines Einzelnen leisten, sich zu erholen oder auf Herausforderungen und Veränderung zu reagieren.[1]

Mit Resilienz verwandt sind Entstehung von Gesundheit (Salutogenese), Widerstandsfähigkeit (Hardiness), Bewältigungsstrategie (Coping) und Selbsterhaltung (Autopoiesis).

In der Medizin bezeichnet Resilienz auch die Aufrechterhaltung bzw. rasche Wiederherstellung der psychischen Gesundheit während oder nach stressvollen Lebensumständen und wird als Ergebnis der Anpassung an Stressoren definiert.[2]

Das Gegenteil von Resilienz ist Verwundbarkeit (Vulnerabilität).


Lara vom Leibniz-Institut für Resilienzforschung umschreibt es so:

Resilienz umschreibt die Fähigkeit, die psychische Gesundheit während oder nach widrigen Ereignissen (wie z. B. einer Krebserkrankung) aufrechtzuerhalten oder zurückzugewinnen. 


Auf Deutsch also:       - Wie gehe ich mit der Erkrankung um?

                                    - Was kann ich tun, damit es mir besser geht?

                                    - Wo finde ich eventuell Hilfe?


Davon hatte ich ja seit meiner Diagnose im Juni 2018 an sich immer wieder berichtet, ohne zu wissen, das es sich dabei um Resilienz handelt.

Wandern und Pilgern, Yoga und Meditation, Gartenarbeit, Neurographik, Freunde treffen, sogar meine Arbeit in der NetzwerkstattKrebs sind meine Resilienz Werkzeuge.


Am Wochenende, genauer gesagt ab morgen, bin ich nun im Rahmen einer Studie des Leibniz-Institut für Resilienzforschung in Fulda zu einem Workshop.

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Wir entwickeln Krisenkräfte“ wurde ein Workshop konzipiert, der sich speziell an den Bedürfnissen junger an Krebs erkrankter Menschen orientiert und das Ziel hat, deren Resilienz zu steigern.

Jung und an Krebs erkrankt bedeutet im Rahmen der Studie, das man zwischen 18 und 49 Jahren alt ist.




Ein spannendes und interessantes Programm erwartet mich und die anderen Teilnehmer und natürlich Kost und Logis im Park Hotel in Fulda.

Wir werden über den Umgang mit der Erkrankung sprechen, lernen expressives Schreiben und Entspannungstechniken und stärken unseren Selbstwert und entdecken unsere Stärken.

Nächste Woche werde ich euch dann darüber berichten.

Ihr könnt mir gerne bis dahin antworten, was eure Resilienz Strategien und Mechanismen sind ganz egal ob ihr an Krebs erkrankt  seid oder nicht.




Donnerstag, 9. September 2021

Pilgern in Fakten



Meine Reise ist jetzt inzwischen schon wieder knapp 3 Wochen her.

Noch immer arbeiten meine Seele und mein Geist daran während der Körper sich inzwischen erholt hat.

Ich hab sogar schon neue Pläne und verrückte Ideen, die mir gerne auch mal von Freunden ins Ohr gesetzt werden.


Nun dachte ich, könnte ich das Pilgern ja mal ganz nüchtern beleuchten, auch als eine Art Aufarbeitung für mich.

Deswegen erst mal Fakten Fakten Fakten.


Fakt 1 Wer?

Pilgern gegen Krebs ist für an Krebserkrankte egal ob geheilt, in Remission oder metastasiert und deren Angehörige.

Es wird zusammen von der FSH und der Jakobusgesellschaft organisiert, die AOK ist einer der Geldgeber.


Fakt 2   Warum?

Roswitha hat so schön gesagt, in der Therapie heißt es nur all zu oft „du mußt dies, du musst das“, beim Pilgern ist es deine Entscheidung dich da anzumelden oder in deiner Region einfach los zu laufen.

Es ist auch eine Art Mutprobe oder Test, um zu sehen was körperlich noch geht.



Fakt 3   die Strecke 

Insgesamt waren es knapp 140 Kilometer zu laufen.

Laut meiner Fitbit, die ja rund um die Uhr, quasi vom Aufstehen bis zum Zubettgehen aufzeichnet waren es in diesen Tagen 147km Kilometer oder 201700 Schritte.

Wer bei Komoot ist und mir folgt oder folgen möchte (ich bin dort einfach Anett), kann die täglichen Routen ansehen, die einer Mitpilgerin immer für alle aufgezeichnet hat.

Rückblickend schon krass, das ich das tatsächlich gelaufen bin.




Fakt 4  Vorbereitung ist alles

Natürlich geht sowas nicht ohne Vorbereitung.

Zum einen wurde ja für uns die Route von Gela und von Rosi der ganze organisatorische Anteil bezüglich Unterkünfte, Essen und Zuschüsse geplant. Zum anderen stand auch für uns ein Trainingsplan und eine Packliste zur Verfügung, womit wir uns vorbereiten sollten.

Beim packen zählt wirklich jedes Gramm und ich hab tatsächlich ne Sonnenmilch unbenutzt spazieren getragen und auch meine Nussmischung. Ebenso paar Energieriegel.

Das Training sollte man ernst nehmen, den Rücken an den gepackten Rucksack gewöhnen und auch wirklich öfter mal 25km Touren laufen. Es ist mir wirklich ein Rätsel wie da manch einer untrainiert in Spanien startet.



Fakt 5 die Unterkünfte

Wer Bücher gelesen oder Filme übers Pilgern gesehen hat, der weiß, Luxus ist da eher nicht. 

Wir wurden diesbezüglich sehr verwöhnt mit den Unterkünften bis auf eine, die wirklich eher so einer Unterkunft in Spanien entsprach.

Aber am Ende des Tages ist man froh über ein sauberes Bett, ne heiße Dusche, was warmes in den Bauch und Strom für‘s Handy. Alles andere ist Zugabe.



Fakt 6 Herbergseltern

Früher kannte ich die von Jugendherbergen, diesmal durfte ich sie auch von Pilgerherbergen kennenlernen.

Und bin gleich am ersten Abend auf eine ganz besondere Familie in Sieversdorf gestoßen. Sie betreiben die Orgelherberge und sind beruflich mit Orgeln, Musik, als Trauerredner und dergleichen beschäftigt. 

Ein Traum von einem idyllischen Garten, ein Traum von liebevoller Umsorgung und ganz viel Herzlichkeit. Ich wäre am liebsten dort geblieben.

Wer sich für den Job als Herbergseltern interessiert oder helfen möchte, der meldet sich am besten bei der Jakobusgesellschaft des jeweiligen Bundeslandes. 



Fakt 7 die Gruppe

Wir waren 10 Krebspatienten unterschiedlicher Diagnosen und Stadien plus unsere Pilgerführerin.

Ich die Jüngste mit 44, Wolfgang nicht nur unser Hahn im Korb, sondern auch der Älteste von uns mit 70!

Einige kannte ich über Facebook oder die Netzwerkstattkrebs, andere waren mir bis zum ersten Treffen völlig fremd. Aber das war überhaupt kein Problem! Die Stimmung meist gut, jeder hat auf den anderen geachtet, geholfen, drauf geschaut, das keiner zurück bleibt. Bemerkenswert finde ich.


Fakt 8 der Körper 

Ja, wenn ich ehrlich bin, dann hat der Körper schon das ein oder andere Mal gesagt „tu das nie wieder!“, aber es blieb ihm ja nix anderes übrig, ich bin am nächsten Morgen wieder los gelaufen.

Aber, das geb ich ehrlich zu, ich hatte schon ein zwei Etappen wo ich zwischenzeitlich richtig beißen mußte und dann aber stolz auf mich war, durchgehalten zu haben.

Der Körper ist zu so einigem fähig, wenn er muss. Das hier war freiwillig, da spielen Geist und Schweinehund mit rein.

Wichtig ist auf alle Fälle, sich gut um den Körper zu kümmern. Gut essen, reichlich trinken, Pausen machen und das A und O Füße pflegen!


Fakt 9 der Geist

Zu Anfang war der noch ziemlich in Aufruhr. Werde ich das schaffen? Wer sind die anderen? Verstehen wir uns? Was haben die so mit? Hab ich zu viel mit? Und so weiter und so weiter.

Gela hatte oftmals ihre Liebe Not mit ihren Schnattergänsen. 😂

Aber je länger man läuft, umso ruhiger wird’s im Kopf. Bei mir kamen manchmal Kindheitserinnerungen hoch oder neue Ideen, auch paar Texte für den abendlichen Bericht, aber es gab viele viele Phasen, in denen ich einfach nur gelaufen bin, um des Laufens Willen, um anzukommen, um die Schuhe auszuziehen.

Tatsächlich kann der Geist ganz ruhig werden.


Fakt 10 Suchtgefahr?

Ja definitiv!

Ich würde es wieder tun, hab ich noch am Brandenburger Tor gesagt.

Die Etappen vielleicht kürzer und nur zu zweit oder auch alleine.

Sachsen hat tolle Wege, die Ostsee, die Eifel, muss nicht zwingend Spanien sein.

Obwohl da gibt es einen 110km Weg, da hätte ich sogar schon ne Mitläuferin.

Aber das ist eine andere Geschichte ……