Freitag, 26. November 2021

Online + offline - warum ich tue, was ich tue


Online und offline arbeiten das geht ja mit meiner Tätigkeit als virtuelle Assistentin und im Ehrenamt recht gut, sogar als Meditationsleiter ist das möglich.

Primär hat das in meinem Fall nichts mit Corona zu tun, sondern einfach mit meiner Krebserkrankung und meiner Ausbildung zum psychoonkologischen Begleiter. Aber natürlich ist es nun schon das zweite Jahr nötiger denn je, dass es online Angebote gibt.

Die Onlineselbsthilfegruppe der NetzwerkstattKrebs, die ich leite, arbeitet nach diesem Prinzip und ist so allen zugänglich egal von wo. Ideal, wenn man durch die Therapie immungeschwächt oder überhaupt geschwächt ist, wenn die nächste SHG (SelbstHilfeGruppe) zu weit weg ist oder einem nicht zusagt, wenn man aber trotzdem Austausch benötigt und möchte.

Meine Ausbildung zum psychoonkologischen Berater habe ich online und per Selbststudium absolviert und Andrea Heckmann verbessert diese immer weiter, so das unsere Absolventen für das arbeiten online und offline bestens gerüstet sind. Auch hier ist es manchen Klienten einfach nicht möglich das Haus zu verlassen oder sie liegen im Krankenhaus oder die Chemie stimmt einfach, aber man wohnt zu weit auseinander. Aus diesem Grund ist es um so wichtiger, wenn man auch online arbeiten kann.

Bisher hab ich zu 70% online gearbeitet und das überwiegend innerhalb der Ausbildung und als VA (virtuelle Assistentin), aber zur Zeit kommen vermehrt offline Termine mit Klienten dazu.

1:1 Betreuung in Präsenz (natürlich getestet) beim Spaziergang oder beim Kaffee so wie es möglich ist. 

Heute war einer dieser Termine und ich kann euch sagen, wenn du nach 2,5h Stunden die Klientin verlässt, wir beide entspannt, zufrieden und optimistisch sind, dann stellt sich dieses gute Gefühl ein etwas wertvolles getan zu haben.

Es ist genau das, was mir während meiner Erkrankung gefehlt hat. 

Jemand, der das schon alles erlebt hat, der ehrlich Fragen beantwortet, der vielleicht noch ein paar Tipps aus dem Ärmel zaubern kann. 

Jemand, der wirklich nachfühlen kann wie es einem gerade geht, weil er/sie es selbst erlebt hat. 

Jemand, der einen ein Stück weit an die Hand nimmt bis man wieder in der Lage ist seinen Weg ohne Hilfe zu gehen.


Meine Stärke ist dabei zum einem meine Ausbildung als Arzthelferin und meine Fähigkeit Informationen zu organisieren. Man hat für vieles während der Therapie weder Nerven noch das nötige geistige Leistungsvermögen. 

Ich kann etwas zurück geben, was ich zum Teil von Mitpatienten erhalten habe bzw. von dem ich meine, das diese olle Diagnose ja auch für was gut gewesen sein muss. 

Mir gibt die Dankbarkeit und die Rückmeldung der Klienten auch Kraft zurück.

Kraft zum weiter machen, Kraft für meine Arbeit, Kraft für meinen Alltag und ja auch Kraft für die Tage an denen es mir mal nicht gut geht.

Natürlich muss ich da gut auf mich aufpassen! 

Das hab ich zum einen bei Andrea Heckmann gelernt und zum anderen braucht es dazu viel Rückhalt aus der Familie und von Freunden und eine gehörige Portion Achtsamkeit, die mir zu weilen noch fehlt.

Für den Rückhalt möchte ich mich an dieser Stelle auch einmal bedanken.

Mein Mann macht das alles mit, schmeisst zusätzlich zu seinem Job oft noch Teile des Haushaltes, weil ich das mit dem Lymphoedem nicht kann oder weil ich wie die letzte 8 Wochen an 4 Wochenenden für das Ehrenamt unterwegs war.

Meine Familie und Freunde zeigen mir immer mal wieder den erhobenen Zeigefinger oder nehmen mich zum Spaziergang spontan mit und erinnern mich mit ziemlicher Regelmäßigkeit daran, das ich doch bitte auch auf mich achte.

D A N K E



Sonntag, 7. November 2021

Meeresrauschen - kreativ mit Stift und Papier

Heute wieder ein kleines Werk zum Thema expressives Schreiben, von dem ich auch ja schon im Oktober berichtet hatte.

Irena Jäger hatte uns zum Einstieg Meeresrauschen vorgespielt und wir durften lauschen, es auf uns wirken lassen und dann für glaube 10min alles zu Papier bringen, was uns dazu einfällt.

Worte, Stichpunkte oder ganze Sätze völlig egal!



Meeresrauschen

Urlaub

Entspannung

am Strand sitzen

Sonne auf der Haut

Fährüberfahrt?

salzige Luft

warmer Sand

auf's Meer schauen

Sonnenuntergang

dem Meer lauschen

Wind, Sturm

Wellen

Gischt

salzige Luft atmen

einfach sitzen und genießen

Augen schließen

meditiere

Muscheln sammeln

Möwen schreien

Möwen beobachten

Fotos machen

Wind auf der Haut

Salz auf der Haut

mit den Füssen im Wasser

Strandspaziergang



Ob man das jetzt so stehen lässt oder wenn man Zeit und Muse hat, daraus doch noch einen Text bastelt, ist jedem selbst überlassen.


Was fällt euch zu Meeresrauschen ein?

Antwortet mir gern, ich bin gespannt!



Dienstag, 2. November 2021

Krebs wirft Fragen auf

Bei das K Wort gesehen.


Natürlich tut er das!

Unangenehme Fragen, die Angst machen, die einen hilflos machen, die einem in einer Achterbahn von Gefühlen zurück lassen und die sich nicht immer alle beantworten lassen.

Werde ich sterben?

Ja die Frage kommt einem ja sofort in den Sinn.

In meinem Fall sagte der Arzt „es wird ein beschissenes Jahr, aber es ist heilbar!“

Das ist ja mal ne greifbare Aussage.

Das Jahr war echt beschissen, 16 Chemos, 4 OP‘s, 1 Herzkatheter und 28 Bestrahlungen. 

Ich hab ganz schön was mitgemacht, aber Horst ist tot! Tschaka!


Wie wird das mit meinem Job?

Ich war krank geschrieben die ganze Zeit, als Arzthelferin unter laufender Chemo arbeiten geht nicht. Noch dazu kam, das meinem Körper nach und nach die Kräfte ausgingen.

Trotzdem war die Praxis zu Anfang eine meiner größten Sorgen. Die armen Kollegen. Wer kümmert sich denn jetzt um PC und Bestellungen und das alles?

Heute über 3 Jahre nach meiner Diagnose kann ich sagen, es ging weiter ohne mich. Die Kollegen haben alles kompensiert, mussten sie auch, denn ich bin nicht mehr im Gesundheitswesen einsetzbar. 


Und finanziell? Wie läuft das dann?

Diese Frage kommt nicht sofort, die ist nur unmittelbar mit dem Job verbunden, deswegen schließt sie hier an.

Ich hatte die üblichen 6 Wochen Lohnfortzahlung, dann Krankengeld. Zum zurecht kommen hat es gereicht, für Extras und große Sprünge nicht.

Später schloss sich ALG1 bei mir an, weil ich anderthalb Jahre nach der Diagnose aus der Praxis ausgeschieden bin und noch immer krank geschrieben war. Inzwischen bin ich EM-Rentner.

Länger krank zu sein, ist finanziell ein großes Problem, auch in Deutschland! Natürlich gibt es Hilfen und Härtefallfonds, aber wenn man da niemanden an seiner Seite hat zur Unterstützung, kann man im Papierberge schon mal verloren gehen. Und es ist trotz korrekten Angaben nicht garantiert, das man Hilfe bekommt, von der zeitnahen Bearbeitung rede ich da erst gar nicht.


Wie sag ich es meiner Familie?

Mein Schatz war damals mit als ich die Diagnose erhielt, aber es meinem Sohn, meinen Eltern, meiner besten Freundin und allen anderen zu sagen war meine Aufgabe.

Darauf bereitet einen keiner vor, man schlittert ja selbst unvorbereitet in die Verkündung rein. 

Und während man selbst überhaupt nicht fassen kann, was einem da gerade mitgeteilt wurde, "darf" man es auch noch der Familie erklären.


Perücke oder Mütze?

Das war bei mir schnell geklärt, da ich schon lange kurze Haare habe und keine Kurzhaarperücke wollte. 

Bei mir war eher die Frage, welche Mütze bzw. welches Tuch es denn sein soll.


Was macht das mit meiner Partnerschaft?

Auch das ist eine Frage, die zumindest bei mir, nicht sofort kommt. Aber sie ist mehr als berechtigt!

Es ist definitiv eine Belastungsprobe für eine Beziehung und so manche, das habe ich inzwischen oft mitbekommen, überlebt das nicht.

Es geht dabei ja nicht nur um die Zeit der Therapie, sondern auch oder sogar viel mehr darum, wie man sich durch diese Diagnose und alles was sie mit sich bringt verändert. Ob das Leben überhaupt noch wie vor der Diagnose zu führen ist? Ob der Partner mit den Narben, dem veränderten Körperbild zurecht kommt?

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Es gibt viele Fragen, die der Krebs aufwirft.

Manche sofort, manche im Verlauf der Erkrankung. Wichtig ist, so finde ich, das ihr da draußen wisst, das ihr nicht alleine damit da steht egal ob Patient oder Zugehöriger.

Redet mit jemandem! 

Das können Familie und Freunde sein, Ärzte, Onkopsychologen, Selbsthilfegruppen oder psychoonkologische Begleiter wie ich.

IHR MÜSST DA NICHT ALLEINE DURCH!