Posts mit dem Label Gedanken werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Gedanken werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, 4. Januar 2022

Leben nach Krebs - anders, aber nicht weniger lebenswert


Leben nach Krebs

Das ist das Thema einer Reihe von Blogartikeln, die alle Mitstreiter von Cancer Unites auf ihren Seiten bearbeiten dürfen.

Jeder hat ja dazu eine andere Sicht.


Ja nach dem Krebs ist das Leben anders!

Ich zum Beispiel bin ohne Brüste, ohne Eierstöcke, mit 42 Jahren in die Wechseljahre katapultiert und stolze Trägerin bunter Kompressionsversorgung an beiden Armen. Ich habe Depressionen und Fatigue und bin inzwischen berentet.

Okay, das sind die Fakten und die hören sich irgendwie negativ an. 

Findet ihr nicht?


Ich wurde für eine Buchrecherche mal gefragt "Was hast du durch den Krebs gelernt?"

"Socken stricken" platzte es aus mir heraus. 

Wir haben uns erst einmal köstlich amüsiert, denn das war nicht der Sinn der Frage, aber eine meiner Wahrheiten.

Ich habe vieles mit und nach dem Krebs gelernt, meist positives:

Socken stricken

wie stark mein Körper ist

wie stark meine Beziehung ist

Hilfe einfordern und vor allem annehmen

echte Freundschaft

NEIN sagen

MeTime einbauen


Ich bin selbstbewusster geworden. 

Fahre auch schon mal alleine mit dem Zug nach Fulda zum Workshop und schlendere in der Stadt an Chris de Burgh vorbei.

Ich bringe meine Erfahrungen zu anderen Betroffenen, ich helfe wo ich kann, aber ich habe gelernt meine Grenzen zu finden.

Ich bin Meditationsleiterin, psychoonkologische Begleiterin und virtuelle Assistentin. 

2022 habe ich noch den ein oder anderen Kurs im Auge, weil ich meine Möglichkeiten im Fernstudium oder der Onlineausbildung gefunden habe, ohne meine Kräfte komplett aufzubrauchen. Dann lerne ich eben abends in Miniportionen, wenn die anderen vorm TV schlafen.

Und mit dem was ich da lerne, helfe ich mir und anderen.

Dinge, die ich ohne den Krebs wohl nie gemacht hätte.

Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, in deren Dunstkreis ich ohne meine Erkrankung nie gekommen wäre.


Horst hat mit Pauken und Trompeten in meinem Leben aufgeräumt, das ist wohl wahr. 

Zu Anfang war das ein großes Problem für mich, auch weil ich immer wieder zurück geschaut habe, immer wieder der Blick auf dem lag, was nicht mehr möglich war.

Heute schaue ich nach vorn, denn die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern, wohl aber mein Leben jetzt und hier beeinflussen. 

Ich freue mich über jeden guten Tag und versuche die weniger guten anzunehmen. Sie gehören zu mir und sind der Preis dafür, das ich noch leben darf.

Ich freue mich an kleinen Dingen, genieße die Zeit mit Familie und Freunden und entdecke mich neu.


DAS LEBEN IST SCHÖN, AUCH MIT ODER NACH KREBS.

Anders zwar, aber nicht weniger lebenswert.


#horstmusssterben

#cancerunites

#fuckcancer

#daslebenistschön


 

Dienstag, 2. November 2021

Krebs wirft Fragen auf

Bei das K Wort gesehen.


Natürlich tut er das!

Unangenehme Fragen, die Angst machen, die einen hilflos machen, die einem in einer Achterbahn von Gefühlen zurück lassen und die sich nicht immer alle beantworten lassen.

Werde ich sterben?

Ja die Frage kommt einem ja sofort in den Sinn.

In meinem Fall sagte der Arzt „es wird ein beschissenes Jahr, aber es ist heilbar!“

Das ist ja mal ne greifbare Aussage.

Das Jahr war echt beschissen, 16 Chemos, 4 OP‘s, 1 Herzkatheter und 28 Bestrahlungen. 

Ich hab ganz schön was mitgemacht, aber Horst ist tot! Tschaka!


Wie wird das mit meinem Job?

Ich war krank geschrieben die ganze Zeit, als Arzthelferin unter laufender Chemo arbeiten geht nicht. Noch dazu kam, das meinem Körper nach und nach die Kräfte ausgingen.

Trotzdem war die Praxis zu Anfang eine meiner größten Sorgen. Die armen Kollegen. Wer kümmert sich denn jetzt um PC und Bestellungen und das alles?

Heute über 3 Jahre nach meiner Diagnose kann ich sagen, es ging weiter ohne mich. Die Kollegen haben alles kompensiert, mussten sie auch, denn ich bin nicht mehr im Gesundheitswesen einsetzbar. 


Und finanziell? Wie läuft das dann?

Diese Frage kommt nicht sofort, die ist nur unmittelbar mit dem Job verbunden, deswegen schließt sie hier an.

Ich hatte die üblichen 6 Wochen Lohnfortzahlung, dann Krankengeld. Zum zurecht kommen hat es gereicht, für Extras und große Sprünge nicht.

Später schloss sich ALG1 bei mir an, weil ich anderthalb Jahre nach der Diagnose aus der Praxis ausgeschieden bin und noch immer krank geschrieben war. Inzwischen bin ich EM-Rentner.

Länger krank zu sein, ist finanziell ein großes Problem, auch in Deutschland! Natürlich gibt es Hilfen und Härtefallfonds, aber wenn man da niemanden an seiner Seite hat zur Unterstützung, kann man im Papierberge schon mal verloren gehen. Und es ist trotz korrekten Angaben nicht garantiert, das man Hilfe bekommt, von der zeitnahen Bearbeitung rede ich da erst gar nicht.


Wie sag ich es meiner Familie?

Mein Schatz war damals mit als ich die Diagnose erhielt, aber es meinem Sohn, meinen Eltern, meiner besten Freundin und allen anderen zu sagen war meine Aufgabe.

Darauf bereitet einen keiner vor, man schlittert ja selbst unvorbereitet in die Verkündung rein. 

Und während man selbst überhaupt nicht fassen kann, was einem da gerade mitgeteilt wurde, "darf" man es auch noch der Familie erklären.


Perücke oder Mütze?

Das war bei mir schnell geklärt, da ich schon lange kurze Haare habe und keine Kurzhaarperücke wollte. 

Bei mir war eher die Frage, welche Mütze bzw. welches Tuch es denn sein soll.


Was macht das mit meiner Partnerschaft?

Auch das ist eine Frage, die zumindest bei mir, nicht sofort kommt. Aber sie ist mehr als berechtigt!

Es ist definitiv eine Belastungsprobe für eine Beziehung und so manche, das habe ich inzwischen oft mitbekommen, überlebt das nicht.

Es geht dabei ja nicht nur um die Zeit der Therapie, sondern auch oder sogar viel mehr darum, wie man sich durch diese Diagnose und alles was sie mit sich bringt verändert. Ob das Leben überhaupt noch wie vor der Diagnose zu führen ist? Ob der Partner mit den Narben, dem veränderten Körperbild zurecht kommt?

.

.

.

.

Es gibt viele Fragen, die der Krebs aufwirft.

Manche sofort, manche im Verlauf der Erkrankung. Wichtig ist, so finde ich, das ihr da draußen wisst, das ihr nicht alleine damit da steht egal ob Patient oder Zugehöriger.

Redet mit jemandem! 

Das können Familie und Freunde sein, Ärzte, Onkopsychologen, Selbsthilfegruppen oder psychoonkologische Begleiter wie ich.

IHR MÜSST DA NICHT ALLEINE DURCH!





Dienstag, 31. August 2021

Influencer? Ich?

Nella von Nellas Zellenkarussell stellte gestern im Bericht über Med im Kornfeld eine interessante Frage.

Was ist Deine Meinung zu Influencern im Gesundheitsbereich?

Quelle: www.medienkompass.de


Äh ja Influencer - sind das nicht die mit Mode, Makeup, Sport, Ernährung und Co? Die täglich Content hochladen und damit Geld verdienen?

Erst mal googeln!

 Als Influencer (von englisch to influence‚beeinflussen‘) werden seit den 2000er Jahren Personen bezeichnet, die ihre starke Präsenz und ihr Ansehen in sozialen Netzwerken nutzen, um beispielsweise Produkte oder Lebensstile zu bewerben.[1] Marketing mit Influencern wird als Influencer-Marketingbezeichnet.“

Sagt Wikipedia.

Hmmm, ich bewerbe weder Produkte noch Lebensstil. Bin ich raus! Oder doch nicht, denn wenn man weiter liest, dann erfährt man das es da durchaus Unterschiede gibt. Demnach zähle ich eher zu den Inkluencern oder Key Influencer, weil ich ja über meine Krankheit und das Leben damit blogge.

Ach das ist mir jetzt zu kompliziert.

Influencer im Gesundheitsbereich oder einfach Krebsblogger

Ich finde es muss noch viel mehr von uns geben und wir müssen uns vernetzen, um sichtbar zu sein. Wir vernetzen und unterstützen uns zum Beispiel bei Cancer Unites

Es geht in 98% der Fälle ja nicht darum, mit der eigenen Erkrankung zu Hausieren. Nein, es geht darum, sie aus der Tabuecke zu holen, Ängste zu nehmen, Mut zu machen, zu zeigen das Leben ist schön.

Natürlich will ich euch damit beeinflussen, denn ich möchte, das ihr zur Vorsorge geht, auf euch achtet, die kleinen Momente genießt und ich geb euch gern Tipps an die Hand wie ihr mit Betroffenen umgehen könnt, aber damit verdiene ich kein Geld. Das nun wirklich nicht. Ich tue es aus freien Stücken, weil es mir Spaß macht und weil ich es euch da draußen gern etwas einfacher machen möchte.

Bin ich dann jetzt ein Influencer?

Sagt ihr es mir!



Übrigens meine Favoriten seht ihr rechts in meiner Blogliste.


Sonntag, 2. Mai 2021

Darüber müssen wir mal reden!

Über den Tod

Ja genau, über den Tod, den letzten Weg, die Regenbogenbrücke, die letzte Reise wie auch immer ihr das betiteln wollt.

Mir ist er in den vergangenen Tagen auf verschiedene Art und Weise begegnet und ich dachte „Hmmm kann man darüber bloggen?“

Ja man kann!

Ich habe diese Woche den Podcast Katja konkret von Katja Kerschgens gehört, in dem sie mit Andrea Heckman über den letzten Weg ihrer besten Freundin spricht. Andrea erzählt auf berührende Art wie sie es geschafft hat als Psychoonkologische Begleiterin und beste Freundin da zu sein. Offen gibt sie uns Einblick über die letzten Tage und den Abschied.

Ich bin ihr dafür sehr dankbar, denn im heutigen Gesellschaftsgefüge ist das Sterben und der Abschied im Kreise der Familie nicht mehr so selbstverständlich.

Marlis Lamers veröffentlichte ein Video bei YouTube mit dem gleichnamigen Buchtitel „99 Fragen an den Tod“

Was man den Tod schon immer mal fragen wollte ....

Ich hab das Buch noch nicht gelesen, noch nicht mal bestellt, aber ja interessante Herangehensweise.

99 Fragen fielen mir jetzt gleich mal gar nicht ein, aber ich finde man sollte sie lesen, für sich die wichtigsten Antworten raus picken und kann so ein paar Ängste und Bedenken wie Nenas 99 Luftballons ziehen lassen.

Sterben und Tod ist etwas für Hospize, Palliativ- oder Intensivstationen, hinter verschlossenen Türen so scheint es mir. Und je weniger davon nach außen dringt, um so besser. Dabei gehört der Tod zum Leben von Anfang an dazu. Täglich sterben Zellen in einem und es entstehen neue oder mit zunehmenden Alter dann auch nicht, das ist der Prozess, den der Körper durchläuft. Jeder Körper, seit es auf der Erde Leben gibt.

Wir aber haben den Tod, den Sterbeprozess und auch das Altern an den Rand gedrängt oder aus unserem Alltag gestrichen, ein Tabuthema daraus gemacht.

Ich bin vorgestern auf eine Trauergesellschaft getroffen als ich meinen Großeltern einen Besuch auf dem Friedhof abstatten wollte. Ganz offensichtlich stand die Trauerfeier noch an. Und ich war irgendwie in Erwartung furchtbar trauriger Menschen. Erlebt habe ich im Vorbeigehen freundlich grüßende Leute, Wiedersehensfreude „Man trifft sich ja derzeit höchstens beim Arzt oder bei Beerdigungen“ und die haben sogar gelacht. 

Warum eigentlich nicht? 

Trauer heißt nicht 24h durch heulen. 

Trauer ist auch Erinnerung über die man lachen kann und unter normalen Umständen auch sich zu treffen, zu reden und nicht alleine zu sein.

Am meisten beeindruckt haben mich aber gestern die beiden Jungs aus der Nachbarschaft, höchstens erste Klasse.

Die spielen hier in der Wiese und auf einmal sagt der eine zum anderen „Weißt du was cool wäre? Wenn aus den gestorbenen Menschen Gras oder Blumen oder Bäume würden. Das wäre echt cool.“ Der andere fand das auch und dann wurde weiter getobt. Unbefangen, ohne Tabu oder Ängste. Wäre cool, wenn aus dem toten Hamster ne Blume würde.

Ich hoffe sie kommen dahinter, das es genau so ist. Und verlieren ihre Unbefangenheit nicht.

Ich jedenfalls möchte später mal der Dünger für einen großen stattlichen Baum sein. 

Das find ich cool.


Dienstag, 23. Februar 2021

Zählt wirklich nur der erste Eindruck?

Frage!

Wenn ihr mich so seht ohne meine Geschichte zu kennen, haltet ihr mich für krank, betroffen vom Fatigue Syndrom und nicht mehr arbeitsfähig im herkömmlichen Sinne?

Das ist so der erste optische Eindruck, den ihr von mir bekommt.
Und es braucht euch nicht peinlich sein, ihr seid nicht die Einzigen, die dann nicht auf die Idee kommen, das da gesundheitliche Einschränkungen sein könnten.
Selbst die Kompressionsversorgung an den Armen wird oft für ein modisches Accessoire gehalten.

Heute ist mir das erst wieder passiert, das ich ehemalige Nachbarn getroffen habe, die meinten ich würde wieder gut aussehen.
Tue ich ja auch, aber wie es innen drin aussieht, das kann man eben nicht sehen.
Ob ich Schmerzen habe, ob ich erschöpft bin, ob ich ne depressive Phase hab, ob ich gerade mal richtig die Faxen dicke hab, all das seht ihr nicht und erfahrt ihr auch nicht, wenn ich es nicht gerade hier poste.

Diese Krankheit beeinflusst mich körperlich, geistig und emotional.
Ich habe es versucht und versuche trotzdem alles, weil ich eben nicht auf der faulen Haut liegen will und weil ich eben nicht als krank abgestempelt werden will.
Die Ärzte sagen, dass ich mit dem Lymphoedem, den Spätfolgen der Behandlung und dem Fatigue leben muss, es wird mich immer begleiten.

Ich gebe allerdings nicht auf, aber ich möchte anderen klar machen:
* Ein Nickerchen wird mich nicht heilen, aber es wird mir helfen...
* Ich bin nicht faul, ich nehme Medikamente und es macht mich manchmal müde.
* Ich bin nicht schlecht gelaunt, aber manchmal hab ich halt Schmerzen.
* Ich kämpfe täglich mit Beweglichkeitsproblemen, Müdigkeit, der Kritik meiner Umwelt oder mit Behörden.

Ich möchte anderen helfen mit meinen Erfahrungen und meinem Wissen.
Ich möchte gebraucht werden und noch etwas leisten.
Ich möchte mein Leben genießen!

Und so geht es vielen anderen auch.
Wieder gut aussehen, heißt nicht fit und gesund.

Dick aussehen, heißt nicht fett gefressen, das kann ebenso Lip- oder Lymphoedem sein.

Glatze heißt nicht automatisch Chemo, das kann auch kreisrunder Haarausfall sein.

Dicker Bauch heißt nicht automatisch Bierbauch, das kann auch Bauchwassersucht sein.

Der erste Eindruck ist eben immer nur der erste Eindruck, nicht der Blick hinter die Fassade!






Dienstag, 2. Februar 2021

Reha Tag 30 Krone gerichtet, Libellen gesichtet

 


Heute startete der Tag wenig spektakulär.

Fieber messen, Lymphdrainage, Frühstück. Alles wie immer. Nach unglaublichen 30 Tagen hier, ist das ja auch schon Routine geworden.

Und wir konnten Phillip auch nicht wirklich informieren auf seine allseits bekannte Frage „Was gibt’s denn Neues?“. 

Dafür hat er uns in der Beingruppe ganz schön gefordert, wenn das mal keinen Muskelkater gibt .... Aber hoffentlich auch schöne Beine!


Komische Stimmung heute irgendwie, weil diese Woche schon etliche abreisen, die in der Woche vom 4.1. angekommen sind. Und so verschwinden immer mehr bekannte Gesichter und es mischen sich neue dazu. 


Ich hab heute meine Pausen genutzt für weitere Recherchen zum Thema aus Fotos Postkarten machen. Und meine Idee nimmt Form an und hat schon einen Namen. Steuerrechtliche Informationen hab ich eingeholt, die Fotos bzw. Karten bekommen ein Wasserzeichen und dann kann’s schon bald los gehen.

Über Nacht hab ich wie ihr seht mein Krönchen wieder gerichtet und weiter geht’s.

Ja ich muss Geduld für den Behörden Marathon haben, stimmt.

Nein, ich muss nicht tatenlos rum sitzen!

Ihr dürft also gespannt sein!


Zum Abschied von Anja haben wir uns heute die beleuchteten Libellen angeschaut und das ehemalige Landesgartenschau Gelände.

Schön zum laufen und entspannen. Leider alles wie ausgestorben. Paar Hundebesitzer auf Gassi Runde, paar Eltern beim Kinder lüften, ansonsten tote Hose.

Corona halt .......

Aber da waren ja noch die Libellen.







Toll oder?

Da ist auch jemand neue Wege gegangen!

In diesem Sinne, macht es wie die Libellen und leuchtet!







Dienstag, 17. November 2020

Das Gefühl nützlich zu sein

Quelle: www.sevdesk.de

Wenn früher also vor meiner Diagnose jemand gesagt hat, er/sie möchte zu etwas nutze sein, etwas leisten können, seinen Beitrag leisten, dann konnte ich dieses Gefühl der Nutzlosigkeit immer nicht so richtig nachvollziehen und verstehen.

Jeder ist doch zu was nütze! Jeder leistet doch etwas!

Aber da stand ich ja auch noch als Arzthelferin voll im Beruf, hatte einige „leitende“ Aufgaben übernommen, war zusätzlich Elternsprecher für die Klasse meines Sohnes und Schriftführerin im Gartenverein.

Inzwischen kenne ich dieses Gefühl sehr gut.

Meine Arbeitsfähigkeit für den regulären Arbeitsmarkt mit einem Job von 6 bis 8 Stunden täglich ist nicht mehr da. Meine Belastbarkeit hat ihre Grenzen und die sind schnell erreicht. Und meine Auffassungsgabe na ja, hat stark nach gelassen.

Und so findet man sich mit seinen 43 Jahren mit in einem Freundeskreis wieder, in dem alle berufstätig sind und im täglichen Wahnsinn ihre Frau oder ihren Mann stehen während man selbst nach zwei Stunden üblicher Haushaltsarbeiten wie Wäsche, putzen oder kochen erst mal eine längere Pause braucht.

Unzufriedenheit, Frustration und manchmal Wut steigen da in mir auf und immer auch der Gedanke „zu was bin ich eigentlich noch nutze?“

Das nagt an der Psyche, vor allem wenn man sich so wie ich all die Jahre über seine Arbeit und Leistungen definiert hat.

Deswegen ist es eine Wohltat so wie gestern meine Erfahrungen als Patientin in die Ausbildung der neuen Psychoonkologischen Berater einzubringen. Dann tut das Interesse und Lob der Teilnehmer sehr gut, auch wenn’s anstrengend war.

Aus diesem Grund engagiere ich mich auch in der NetzwerkstattKrebs seit Anfang des Jahres und habe inzwischen einige Aufgaben übernommen.

Ich organisiere die Experten für die Vorträge in der Onlineselbsthilfegruppe oder schreibe Post‘s bei Facebook.

Vor drei Wochen hab ich mich spontan dazu bereit erklärt, den Adventskalender für dieses Jahr zu organisieren und zu gestalten und war überwältigt von der Zusammenarbeit. Innerhalb von einer Woche waren alle 24 Tage gefüllt und ich könnte theoretisch sogar noch einige Tage früher damit beginnen.

Wir unterstützen uns gegenseitig, jeder so wie er kann und mit dem was er kann, denn wir haben alle die gleich doofe Diagnose erhalten, wissen um die Tücken des Alltags und der Leistungsfähigkeit und was am wichtigsten ist, wir schätzen die Arbeit der anderen.

So stellt sich auch bei mir das Gefühl gebraucht zu werden, nützlich zu sein wieder ein.

Ich finde das ist ein nicht außer Acht zu lassender Aspekt im Rahmen einer Krebserkrankung und der Zeit danach.

Dienstag, 10. November 2020

Das ist mein Leben!


Ich habe lange überlegt ob und was ich dazu schreibe, aber ich denke es ist nötig!

Wie ihr als treue Leser wisst, habe ich vor über einem Jahr Erwerbsminderungsrente beantragt. Leider mahlen zum einen die Mühlen der Bürokratie sehr langsam und zum anderen ist es trotz aussagekräftiger Befunde nicht möglich plausibel zu machen, dass ich keiner geregelten Arbeit von 3h täglich oder gar mehr werde nachgehen können.

Mein Widerspruch wurde gerade mal wieder auf Eis gelegt und man wartet jetzt auf den Rehabericht für eine Reha zu der ich zwar die Zusage, aber noch keinen Termin habe. Und der auch noch auf sich warten lässt, weil durch Corona weniger Patienten aufgenommen werden und man so derzeit bei März/April 2021 mit der Terminvergabe ist.

Nun bin ich ja recht aktiv hier im Blog, auch in der NWSK und in der Ausbildung zum psychoonkologischen Berater. Außerdem treffe ich mich regelmäßig mit zwei Gruppen von Brustkrebs Frauen und bin auch so gerne mal unterwegs. 

Wieso sollte ich da jetzt Rente bekommen?

Das was ihr und alle anderen hier sehen, ist nur die eine Seite der Medaille. 

Ich bin aktiv, kreativ und sportlich,  wenn es mir gut geht. 

Ich benötige aber auch reichlich Pausen, kann tageweise gar nichts unternehmen, habe Ängste und Depressionen oder Fatigue schlägt gnadenlos zu und das sehen nur ganz wenige Leute. Das ein Brief der Rentenversicherung Panik auslöst, das ich finanziell ab März 2021 in der Luft hänge, das mich diese Ungewissheit erdrückt, mache ich heute erstmals öffentlich. 

Meine ganzen Workshops,  Zeichnungen und auch Socken stricken mache ich abends, wenn ich die Kompressionsversorgung ausziehen kann. Und auch nur an Tagen wo das mein Kopf her gibt.

Das Lymphoedem schränkt extrem ein - im Alltag, im Haushalt, im Garten,  bei der Wahl der Kleidung und am schlimmsten auf dem Arbeitsmarkt! Und es ist das Ziel diesen Zustand zu halten, ja zu halten,  weil es sich manifestiert hat und leider auch verschlimmert. 

Trotzdem nehme ich meine Kräfte zusammen und möchte anderen Betroffenen helfen und die Ausbildung aus erster Hand bereichern.

Trotzdem gehe ich wandern, ins Fitness Studio,  zum Kaffeetrinken oder Essen, wurschtle in meinem Garten rum, stricke Socken für meine Mitmenschen, fahre in Urlaub und habe Spaß  - ich lebe!!!

Ich habe doch nicht anderthalb Jahre gegen Horst, und alles was er so mit sich im Gepäck hatte, gekämpft, um jetzt im stillen Kämmerlein mit der Decke über dem Kopf zu hocken!

JEDER HAT EIN LEBEN,  egal ob erkrankt oder nicht.

Auch Depressionspatienten dürfen und sollen lachen, Krebs Patienten Spaß haben und das Leben genießen, Lymphoedem Patienten dürfen zum Sport und die Kompressionsversorgung darf bunt sein!


Und genau deshalb trage ich das nach außen bis es der letzte verstanden hat, auch wenn ich nach 90min Interview für eine Studie heute Kopfschmerzen hatte und Mittagsschlaf machen musste oder nach 'nem Frühstück mit 'ner Freundin für den restlichen Tag erledigt bin. 

DAS IST MEIN LEBEN!


 

Dienstag, 14. Juli 2020

Verschiebe nichts!



Diesen Spruch kennt so ziemlich jeder.

Keine Ahnung wie oft ich ihn gehört habe, wenn ich mal wieder was auf später vertagen wollte.

Jetzt mit und nach dem Krebs ist das anders geworden.

Zeit ist kostbar geworden, das habe ich in den letzten zwei Jahren mehrfach am eigenen Leib erfahren.

Schöne Momente und Erlebnisse sind kostbar und wichtig.
Begegnungen sind wichtig.
Die Fenster sind auch morgen noch schmutzig.

Die Prioritäten verschieben sich einfach und trotzdem gibt es dieses „ach mach ich morgen“ auch bei mir immer wieder.

Seit Wochen drücke ich mich um lieb gemeinte Post herum.
Da passt das Kartenmotiv nicht, da fällt mir kein schöner Text ein und so weiter.

Und jetzt?
Jetzt ist genau das passiert warum ich mich zu nix durchringen konnte.
Jetzt habe ich mich schnell für ein Motiv entschieden und der Text kommt von Herzen und aus dem Bauch heraus.
Jetzt wird nämlich die Zeit knapp.

Tut mir einen Gefallen, schiebt nix auf oder zu lange vor euch her!
Keiner weiß wie die Gesundheit oder die Lebensumstände sich verändern oder viel Zeit ihm/ihr noch vergönnt ist.
Dieses „das mach ich, wenn ich Rentner bin“ war so manchem dann nicht mehr möglich.

Das Leben ist schön!
Jetzt!
Hier!
Heute!

Sonntag, 5. Juli 2020

Auf keinen Fall bestimmt er mein Leben!

Hallo da draußen!



Ich habe auf den Beitrag vom Freitag eine interessante Antwort von meiner Freundin Fräulein Wunderbar bekommen.
Wir kennen uns privat und es hat jede so ihr Päckchen zu tragen.

Einerseits hat sie sich für meine Beiträge bedankt, weil das ja auch ne Art Arbeit ist und Zeit und Nachdenken und Recherche erfordert.

Dazu sei von mir gesagt:
Es ist eine Arbeit, die ich gerne mache und die ich als meine Berufung ansehe.
Zu viele Geschichten, Gerüchte, Unwissen und Unsicherheit sind noch zum Thema Krebs in den Köpfen.
Ich möchte informieren, ermutigen, Ängste nehmen, Erfahrungen teilen und Tips geben.
Und es ist auch eine Art Verarbeitung für mich.
Recherchen erfordert es nicht immer. Meist kommt mir eine Idee spontan und wird zum Text oder ich bekomme den Anstoß durch Antworten oder was ich selbst so im Netz lese.

Dann hat Fräulein Wunderbar noch geschrieben, das sie für sich froh ist, wenn sie nicht an den Krebs denken muss, wenn er so wenig wie möglich in ihren Gedanken ist.

Hmmm, ist er bei mir auch nicht.
Horst war Teil meines Lebens 2018 und 2019, jetzt ist er tot, von uns gegangen, fachgerecht entsorgt.
Natürlich denke ich darüber nach, wenn ich zur Kontrolle bin oder auch bei manchen Beiträgen, aber nie so das das Thema alles bestimmt.

Krebs bestimmt nicht mein Leben!!!

Höchstens Teile meines Terminplanes und die meiste Behördenpost. Obwohl da sind es auch die Nebenwirkungen und Nachwirkungen und nicht der Krebs selbst.

So habe ich das auch schon während der Therapie gehalten.
Claudia Altmann-Pospischek beschreibt es so: der Krebs ist auf meiner Lebensfahrt mein Beifahrer, mehr nicht.
Claudia ist metastasiert und damit wird sie als unheilbar eingestuft.
Schreckliches Wort, gleich wieder vergessen bitte.

Bei mir sind jetzt die neuen körperlichen und seelischen Gegebenheiten meine Beifahrer, mein Schatten. Sie gehören dazu, haben aber nicht die Oberhand.
Die meisten Frauen tragen ganz selbstverständlich BH, ich halt Thoraxbandage und Kompressionsstrumpf. Farbe aussuchen, anziehen, nich mehr drüber nach gedacht.

Viel wichtiger ist mir, meine Tage gut zu füllen mit schönen Kleinigkeiten, Erlebnissen, Ergebnissen, Begegnungen und so weiter.
Dazu gehören auch meine Ausbildung und meine Arbeit als virtuelle Assistentin.
Noch viel zu lernen und kennen zu lernen, aber keine Last. Mir macht das Spaß.

Zugegeben auch ich habe Trübe Gedanken oder mal einen schlechten Tag, das kommt vor.
Aber ich gebe mir Mühe, diesen Tagen ihre Berechtigung zu geben, aber nicht übermäßig viel Raum.

Deswegen mein Wort zum Sonntag:

Gebt euren Tagen mehr Leben, mehr Freude, mehr Genuss.
Was morgen ist weiß keiner, also vertagt und verschiebt nicht so viel.
Das Leben ist schön, egal ob man gesund oder krank ist!

Dienstag, 30. Juni 2020

Ungeahnte Kräfte

Hallo da draußen!


Das bin ich - genau eine Woche nach der Mastektomie, aufgehübscht für die Schulabschluss Feier vom Junior.
Schminktechnisch alles gegeben, die Frisur sitzt!

Ich wollte unbedingt dabei sein.
Schließlich beendet man nur einmal die Oberschule.

Keine Ahnung wie ich das von den Kräften und den Schmerzen her hinbekommen hab, aber es war ein tolles Gefühl dieses Ziel geschafft zu haben.

Das gilt ehrlich gesagt auch für die ganze Therapiezeit.
Sich ein großes und ganz viele kleine Ziele setzen, die man gut erreichen kann.
So kommt man am besten durch die Zeit.

Das muss wirklich nix Großes sein!
Wenn man paar Tage nach der Chemo ne Verabredung zum Kaffee oder zum Spaziergang oder zur Kosmetik oder ähnlichem hat, dann hat man den Anreiz, das man bis dahin wieder auf den Beinen sein will.

Oder auch ne schöne Idee, eine Art Belohnungskalender für jeden geschafften Termin. Paar Nettigkeiten hübsch verpackt zum Beispiel.

Euer Körper, Eure Psyche - ihr als Patient müsst in dieser Zeit unglaubliches leisten.
Oft kommt man weit über die Grenzen hinaus bzw. merkt, das die eigenen Grenzen gar nicht so eng gesteckt sind.
Dafür dürft ihr euch belohnen.
Darauf könnt ihr stolz sein!

ABER
Behaltet auch im Auge, das es manchmal doch nicht so ganz klappt.
Das es Tage gibt wo wirklich nichts geht.
Ärgert euch dann bitte nicht.
Ich weiß es ist frustrierend, wenn man nicht aus dem Bett kommt, der Weg zur Toilette einem 50km Marsch gleich kommt.
Auch diese Tage gehören dazu.
Ich hab sie Faultier Tage getauft.
Auf Rat einer befreundeten Psychologin hab ich es mir dann eben kuschelig gemacht, geruht oder geschlafen, Musik gehört, gelesen, zum Fenster raus geguckt und es war immer jemand zur Stelle, der mich verwöhnt hat.

Ihr verfügt über ungeahnte Kräfte, dessen könnt ihr euch sicher sein.
Aber der Akku darf auch mal aufgeladen werden.
Und dann sieht das eben auch mal so aus:



Mittwoch, 17. Juni 2020

Einfach machen - sei unperfekt

Hallo da draußen!

Quelle: www.mamaimspagat.de 


Heute habe ich während ich in der Küche am Salat schnippeln war, einen Podcast gehört für virtuelle Assistenten zum Thema Perfektionismus.

Interessantes Thema und etwas, woran sich viele die Zähne daran ausbeißen.

Ich bin ja auch herrlich unperfekt gestartet.
Andrea hat mich gefragt ob ich mir das vorstellen könnte und ich hab einfach ja gesagt.
Kann ja nicht so schwer sein!

Die erste Aufgabe war auch kein Problem und so wurden mir weitere Aufgaben übertragen.
Inzwischen bin ich Moderator der Messenger Gruppe und Admin beider Facebook Gruppen. Termine ankündigen, Post's erstellen kein Ding.
Auch zwei Lektionen hab ich mehr oder weniger spontan schon moderiert und gehalten und weil es mir Spaß gemacht, mich für die zukünftige Ausbildung dafür angeboten.
Alles ohne vorherige Schulung oder Weiterbildung,  quasi rein gewachsen.

Im Moment fange ich an, mich zusätzlich zu bilden zum Thema virtuelle Assistenz. Arbeite die Module so ab, wie ich sie benötige und arbeite trotzdem schon.

Unperfekt, oder?

Früher, also vor meiner Diagnose, hätte ich das nicht gemacht.
Ich hätte mich informiert was da alles dazu gehört und wahrscheinlich abgelehnt. 
Was ich da alles erst lernen muss, was man da alles dazu benötigt, wann soll ich das denn alles machen und so weiter.

Mit meiner Diagnose und Therapie habe ich lernen müssen,  das man in vieles ohne Vorbereitung rein wächst und es auf seine Weise gut meistert. Und das es nicht alles perfekt sein muss.

Mir sind die Haare ausgefallen und ich hab stundenlang Videos zu Tuchbindetechniken angeschaut.  Letzten Endes hatte ich paar Varianten für mich gefunden, teilweise zwei Methoden kombiniert und als es kälter wurde gab's Mützen.
Ich hab Krebs, mir ist kalt an der Glatze und wem es nicht gefällt, der soll nicht hin gucken!

Aufwändiges Makeup, damit ich nicht so krank aussehe?
Läuft mir doch eh wieder runter, weil meine Augen Tränen und ich jetzt so herrlich schwitze.
Also gibt's nur Augenbrauen und Wimpernkranz und fertsch!

Mit der Kompressionsversorgung ist es jetzt ähnlich.
Die Strümpfe sind farbig, die Thoraxbadage ist etwa Hautton, dafür guckt die überall raus.
Und nun? Neue Oberteile kaufen deswegen damit es wieder perfekt ist?
Nö! Wozu?
Ich kaufe paar dünne, weil das Ding unglaublich warm ist, aber ansonsten blitzt es eben raus.
Das bin nun mal ich, echt so wie ich bin!

Und so könnte ich das noch ewig fortsetzen.

Was ich euch heute eigentlich sagen will:

Plant nicht immer alles bis ins letzte Detail!
Seid spontan, macht einfach mal!
Learning by doing  - gilt in allen Lebensbereichen.
Seid echt, dann begegnet ihr auch wirklich den Menschen,  die zu euch passen. 
Wer eine Maske trägt, werdet ihr dann schon gut erkennen.
Das Leben ist einfach zur kurz und zu schön für immer nur Perfektionismus!

Übrigens lest ihr gerade den ersten per Tablet verfassten Post.
Hat ganz schön Zeit gekostet, aber ich hab's einfach mal gemacht!

Eure Anett

Freitag, 12. Juni 2020

Was ist Spiritualität?

Hallo da draußen!

Diese Woche Thema in der Ausbildung „Spiritualität in der Erkrankung und im Sterben“
Echt interessantes
Auf Erkrankung und Sterben will ich aber gar nicht eingehen heute.

Spiritualität was bedeutet das für euch?

Ich war in erster Linie bei „man glaubt an etwas“
Und wenn man an etwas glaubt, ist die Verbindung zu Religion nicht weit.

Aber ich bin nicht religiös!
Sicherlich ich glaube das es etwas zwischen Himmel und Erde gibt. Eine Kraft, jemanden der die Fäden zieht, Schicksal, Vorsehung, keine Ahnung wie ich es benennen soll.
Das kann doch aber nicht alles sein, oder?

Wikipedia erklärt dazu folgendes:

„Es geht dabei nicht um gedankliche EinsichtenLogik oder die Kommunikation darüber, sondern es handelt sich in jedem Fall um intensive psychische, höchstpersönliche Zustände und Erfahrungen, die direkte Auswirkungen auf die Lebensführung und die ethischen Vorstellungen der Person haben.“ 

Da kommen wir in etwa dahin wo wir am Dienstag in der Ausbildung gelandet sind.
Spiritualität ist eben auch, wenn mir zum Beispiel mein Garten Kraft gibt, wenn ich mich im Wald ganz besonders wohl fühle, wenn ich an dem kleinen See bei uns im Wald sitze und völlig darin aufgehe die Natur zu beobachten.
Spiritualität ist auch eine ganz bewusst genossene Tasse Kaffee oder wenn ihr ganz bewusst ohne Ablenkung etwas tut und nur darauf fokussiert seid.
Ihr erlebt etwas dabei und das unter Umständen so, das ihr merkt das es euch gut tut und ihr das jetzt öfter macht oder eben das es das ja mal so gar nicht ist.

Spiritualität ist ein großer bedeutungsschwangerer Begriff, der aber in ganz kleinen Dingen sein kann.

Was ist für euch Spiritualität?
Würde mich ernsthaft interessieren.
Gerne kommentieren.


Eure Anett

Donnerstag, 11. Juni 2020

Die neuen 100%

Hallo da draußen!



Es wird etwa ein Jahr dauern bis ihr Körper sich erholt hat und wieder auf 100% ist, aber es werden nicht mehr die gewohnten 100% sein.
Das waren letztes Jahr mal die Worte meines Onkologen.

Ja die Leistungsfähigkeit ist eine andere und das in allen Bereichen.
Und ja noch immer bin ich dabei mich damit zu arrangieren, auch weil es täglich variiert.

Montag war ich auf Wanderung. Gute 10,5 km mit ordentlich bergauf und bergab.
Ich war angenehm erschöpft und glücklich.

Dienstag hatte ich bissel Muskelkater in den Waden, nicht schlimm.
Kurzfristig hab ich vormittags die Ausbildung moderiert und war mittags dann platt, das ich mich erst mal zu einem Nickerchen hin gelegt habe. Am Nachmittag ging dann auch nicht mehr viel.

Mittwoch hatte ich früh Lymphdrainage, hab hier im Haushalt gewirbelt und noch bisschen Büro gemacht. Abends hatte ich SHG der NetzwerkstattKrebs, anderthalb interessante aber auch anstrengende Stunden. Da ging dann nix mehr.

Heute Müdigkeit und Knieschmerzen, aber ich setz mich später noch an das Korrekturlesen eines Buchentwurfes.

Das sind meine neuen 100%.
Ich frag mich wie ich das vor der Diagnose mit Job, Haushalt, Garten und Pupertist so hinbekommen hab. Unvorstellbar momentan.

Das ist das, was uns Krebis schwer fällt zu akzeptieren und umzusetzen und noch schwerer ist es für alle drumherum zu verstehen.
Die Krankheit ist doch vorbei, die Haare sprießen wieder, man sieht wieder gesund aus, aber man ist körperlich und seelisch ein anderer geworden.
Man braucht mehr Pausen, man schafft ein anderes Pensum.

Mir hilft da viel der Austausch mit anderen Betroffenen, meine Ausbilderin die mich immer gut einschätzt und meine Offenheit.
So ist das zumindest in meinem Umfeld bekannt.

Und all die anderen da draußen?
Gestern hab ich mal wieder gelernt, nicht jeder wird gut betreut, leider.
Aber viele haben den Mut und die Kraft sich Unterstützung in der Selbsthilfe zu suchen oder psychoonkologische Angebote in Anspruch zu nehmen.

Das ist wichtig, nicht nur für die Patienten, auch für Familie, Freunde, Kollegen, Chefs, Mitschüler und Lehrer.

Scheut euch deshalb nicht, euch Hilfe und Informationen zu suchen bzw. auch anzubieten.
Manch einer wartet schon lange darauf!


Montag, 8. Juni 2020

mein Weg

Hallo da draußen!



Heute war ich mit meiner Freundin Birgit wandern, seit längerem mal wieder.
Dieses Foto beschreibt gerade so meinen Weg.

Lange Zeit stand ich ratlos im Wald.
Drehte mich immer im Kreis aus:
ich kann nicht arbeiten- Rente - Arbeitsamt- ich fühl mich nutzlos
Immer um die eigene Achse, daran hat auch die Reha eher wenig ändern können.

Dann hab ich die Ausbildung begonnen und Andrea hat meine Fähigkeiten gesehen und mir viel zugetraut.
Plötzlich konnte ich aus dem Kreis und dem dichten Wald raus treten.

Im Moment befinde ich mich am Anfang auf den ersten Stufen.
Die sind unregelmäßig, manche lassen sich leichter nehmen, manche benötigen mehr Kraft und Zeit und ab und an muss ich auch stehen bleiben, Pause machen und mich neu orientieren und mir klar machen wie weit ich schon gekommen bin.
Nicht immer einfach.
Mit dem Behördendschungel im Rücken ne echte Herausforderung.

Aber wer hat behauptet, das mein Weg immer geradlinig und eben sein würde?

Heute hab ich mit Birgit zusammen den Aufstieg geschafft.
Wir standen am weißen Kreuz und haben den herrlichen Ausblick genossen und waren auch stolz auf uns.


Keine Ahnung wohin mein Weg mich noch führen wird, aber das kann ich nur raus finden, wenn ich los laufe.

In diesem Sinne, geht euren Weg und verzagt nicht, wenn ihr mal nicht wie gewünscht vorwärts kommt oder es holprig wird. Es kommen auch wieder bessere Streckenabschnitte.

Eure Anett


Samstag, 6. Juni 2020

Das gefällt mir nicht!

Hallo da draußen!

Juni ist Erinnerungsmonat, heute eine weitere Folge.


Es ist Mittwoch, der 6.6.2018.
Meine Brust bzw. der Knubbel da drinnen gibt keine Ruhe.
Wenn ich zu tun habe geht’s, wenn ich zur Ruhe komme, merk ich das Ding.
Es pieckst und drückt irgendwie und außerdem Taste ich ständig die Brust ab und versuche mich selbst zu beruhigen.
Niemand hat bisher was bemerkt davon und ich hab nichts gesagt.

Ich gehe kurz vor 12 Uhr in den Feierabend.
Meine innere Stimme lässt mich vor der Praxistür meiner Gynäkologin kurz stoppen, praktisch so gegenüber von unserer Praxis.
Ich gehe rein, erkläre Schwester Petra kurz den Sachverhalt, werde beruhigt, aber sicherheitshalber gleich der Juniorchefin vorgestellt. Routine und Hilfe unter Personal, macht man halt so.

Es geht ohne Umschweife zum Ultraschall.
Schallkopf hin, Schallkopf her. Immer wieder wird noch mal auf die doofe Stelle geguckt und mit dem Rest verglichen.
„Was immer das ist, das gefällt mir nicht! Sieht aus wie eine Zyste, ich möchte das abgeklärt haben, kurzfristig!“
Oh Gott!!!
Mein Herz rutscht in die Hose.
Ich bekomme eine Überweisung zur Mammographie und gleich eine ins Brustzentrum, werde gefragt ob man mir einen Termin machen soll, was ich aber verneine.
Ich werde getröstet und aufgemuntert, ich hatte doch so was schon mal 1998 und man wöllte einfach sicher gehen.
Ich schnappe mir die Formulare und gehe auf direktem Weg, nämlich über den Flur, wieder auf Arbeit.
Sagen brauch ich nix, ich zeig einfach nur die Überweisungen vor.
Von hier aus rufe ichbezogen örtlichen Krankenhaus an und mache einen Termin zur Mammographie aus, so wie ich schon hunderttausend mal für Patienten Termine ausgemacht hab.
Die Radiologieschwester blättert im Buch.
 „Der Termin ist für mich“ höre ich mich sagen.
„Ach für Sie? Dann kommen Sie bitte gleich vorbei, wir machen das passend, wenn Sie bissel Zeit mitbringen!“
Okay, wieder eine Gefälligkeit unter Personal wegen einer doofen Zyste, die auf der Überweisung als unklare Raumforderung bezeichnet wird und selbst meinem Chef ganz schön groß vorkommt.

Mit einer fadenscheinigen Ausrede bitte ich meine Eltern mit Phillip zum Kieferorthopäden zu fahren.
Wenn ich denen jetzt irgendwas verrate was hier los ist, drehen die durch.
Ich verabschiede mich aus der Praxis, werde gebeten vorsichtig zu fahren und mich gleich zu melden,  wenn alles gelaufen ist.

Ja da sitze ich nun in der Radiologie.
Ist mir nicht neu, ich bin bisher immer aller zwei Jahre hier gewesen Mammographie und Ultraschall wegen dem Befund von 1998.
Heute ist das anders. Die Zeit vergeht ewig nicht, meine Güte was dauert denn da so lange? Mir ist kalt, ich habe Durst, Mittagessen hatte ich auch keins, aber jetzt ist mir eh schlecht.

Ich werde aufgerufen. Soll mich frei machen und mich positionieren.
Zuerst Mammographie, dann Ultraschall.
Betretener Blick der Radiologieschwester.
Die Bilder sind geschossen, es tat heute weh übrigens. Ich soll mich schon mal auf die Liege legen für den Ultraschall, die Ärztin guckt sich die Manmographie an und macht dann den Ultraschall.
Das sie schnell erscheint, werte ich als gutes Zeichen.
Wie sie mich über ihren Brillenrand anschaut schon nicht mehr.
Wieder wird geschallt, wieder wird das Ding ausführlich begutachtet, dann legt sie ihre Hand auf meine „Schwester Anett, es tut mir leid, es sieht suspekt aus. Was es genau ist, kann nur eine Stanzbiopsie klären. Ich ruf gleich mal oben an und dann gehen Sie gleich noch dahin. Wir schieben das gar nicht erst auf!“
Hmmm, ist das jetzt noch Gefälligkeit für‘s Personal????
Die zweite, die das Ding suspekt findet heute!

Okay, Augen zu und durch!
Ich stapfe in die nächste Etage und werde schon erwartet.
Frau Dr. Adajev und Schwester Carolin.

Wieder frei machen, wieder Tasten, wieder Ultraschall.
„Ich mache Ihnen mal den Bildschirm an, dann können Sie zusehen was wir machen.“ wird mir mit russischem Akzent erklärt.
Äh ja zu gucken? Is doch hier kein Babyultraschall!
Ich werde aufgeklärt und zwar ausführlich und dann geht’s los.
Jeder weitere Schuss, so fühlt und hört  sich eine Stanzbiopsie an, tut mehr weh.
Ich atme, halte Luft an, atme und höre auf mitzuzählen und gucken tue ich auch nicht!
Irgendwann ist es vorbei.
Ich werde mit einem Verband versorgt und mit Regeln eingedeckt für die zerschossene Brust.
Nächste Woche erhalte ich kurzfristig einen Termin, wenn das Ergebnis aus der Pathologie da ist.

Ich gehe zurück zum Auto.
Informiere per WhatsApp die Kolleginnen und zwei Freundinnen, dann fahr ich heim.
Zu Hause ruf ich meinen Schatz an, pack mir nen Kühlakku in den BH, mein Gartenkörbchen zusammen und fahre mit meinen Eltern in den Garten.
Ich erkläre kurz, das da wieder so ein Ding wie 1998 in meiner Brust sei, das man aber nicht gleich los schnippelt, sonder per Stanze Proben entnommen habe. Details spare ich mir, auch das mit der Arsch inzwischen auf Grundeis geht.
Es ist nur eine Zyste! Basta!

Die nächsten zwei Tage bleibe ich zu Hause, die Brust tut weh, wird bunt, ich kühle dauernd.
Meine Gynäkologin schreibt mich bereitwillig krank.

Montag gehe ich wieder arbeiten, ich brauch Ablenkung, ich muss unter Leute bis der Anruf kommt.


Fortsetzung folgt .......



Mittwoch, 3. Juni 2020

Eine schmerzende harte Stelle

Hallo da draußen!

Quelle: www.iflscience.com


Juni ist ein denkwürdiger Monat bei mir geworden zumindest seit 2018.
Und so wird es dieser Tage zu jedem denkwürdigen Tag einen Post geben!

Heute vor 2 Jahren hat sich olle Horst verraten, beim Seilspringen!

Phillip hatte Mehrkampf und ich hab das Seilspringen betreut.
Nach Abschluss des Wettkampfes musste ich natürlich unter Beweis stellen, das ne 41jährige Mutti genau so Seilspringen kann wie die Jugend.
1min und ich hatte um die 130 Durchschläge, also lag ich ziemlich nah an den besten U18.

Aber ich war ohne Sport BH unterwegs.
Es war einfach nicht eingeplant, das ich da an irgendwas teilnehmen würde. Ich wollte Phillip anfeuern und ihn trösten, denn er kämpfte gerade mit dem ersten großen und schlimmsten Liebeskummertrennungsschmerz seines jungen Lebens.
Nun ja, für Blödsinn war ich schon immer zu haben und so bin ich halt mit Kerstin Seil gesprungen.

Abends war dieses blöde Kneifen in der rechten Brust und das an nur einer bestimmten Stelle immer noch da.
Vorsicht betastete ich meine Brust.
Oh ne harte Stelle. Mist, haste dir wohl keinen Gefallen getan so ohne Sport BH und wahrscheinlich was kaputt gemacht.
Das warme Wasser in der Wanne linderte noch lockerte es und ich konnte diese Stelle immer noch sehr genau tasten.
Krebs tut nicht weh oder erst wenn’s zu spät ist, schoss es mir in den Kopf.
Ach Quatsch Krebs, das war doch letztens noch nicht da und die Vorsorge im Februar war doch auch okay.
Das ungute Bauchgefühl blieb.....

Fortsetzung folgt

Freitag, 22. Mai 2020

Aufbau - nein Danke

Hallo da draußen!




Quelle: www.woman.at 


Ich habe ein paar Tage überlegt ob ich zu diesem Thema schreibe und vor allem was.

Meine Frauenärztin fragte mich am Montag beim Ultraschall ob ich noch einen Aufbau lassen mache und fing dann an zu erklären, das das ja immer noch möglich sei.
Meine Antwort lautete kurz und knapp „Nein, will ich nicht!“
Irgendwie enttäuscht erklärte sie dann, das es ja später immer noch möglich sei, wenn ich es mir anders überlegen sollte.

Sollte ich?
Wird das erwartet?
Bin ich ohne meine Brüste kein ganzer Mensch?

Ich glaube kaum!

Die Entscheidung zur beidseitigen Mastektomie, so heißt das im Arztsprech, habe ich zwar aus dem Bauch heraus, aber nicht unüberlegt getroffen.
Schon als es hieß „Sie haben Brustkrebs!“ war das einer meiner ersten Gedanken, die mir da in den Sinn kamen und ich habe mich nach der Diagnose ausreichend damit befasst.
Außerdem, wenn ich das gewollt hätte, dann hätte man anders operiert. Die Brüste sind ab, inklusive Fascien. Ein Implantat ginge nur noch unter den Brustmuskel.
Ich möchte aber nix künstliches in mir haben, was nicht zwingend sein muss. Was passieren kann, haben wir schon beim Port gemerkt.

Ich weiß das viel mehr Frauen ohne ihre Brüste nicht sein können oder wollen. Auch das ist für mich okay, aber zu denen gehöre ich nicht.
Sogar Hanni und Nanni, meine Epithesen - Silikon-Teilchen - Ersatzmöpse, fristen im Schrank ihr Dasein. Fühlt sich nicht gut an für mich, nicht wie ich, auch wenn man sie wirklich nicht bemerkt beim tragen.
Und wenn ich eins gelernt habe, dann „wenn es sich nicht gut anfühlt, dann lass es sein, wenn du kannst!“

Ich habe meinen Frieden schon vor der Op mit der Situation gemacht.
Horst muss sterben und wenn das bedeutet die Brüste müssen ab, dann bitte tun wir auch das noch. Aber Horst sollte unbedingt sterben und nicht ich!!!

Ich habe mich, so blöd es vielleicht klingt, von meinen Brüsten verabschiedet, mich bei ihnen bedankt und bin ganz im Reinen in die OP gegangen und hatte hinterher auch keine Probleme.
Und das ist bis jetzt auch so geblieben!
Ich fühle mich wohl, ich lebe einen ganz normalen Alltag und ja auch ein ganz normales Liebesleben und den meisten fällt es auch nicht sofort auf oder sie können gut schauspielern.

Ich jedenfalls finde, es sind nur Brüste, viel schlimmer wäre doch ein Arm oder ein Bein oder ein lebenswichtiges Organ.
Ich weiß, das sehen nicht alle so, aber ich halt.
Und das hab ich auch der Ärztin so verdeutlicht.

Für mich ist eine Frau der ganze Mensch und nicht nur Brust.
Meine Meinung!

Mittwoch, 20. Mai 2020

Tierische Therapeuten

Hallo da draußen!



Ob ich Tierpfleger hätte werden sollen?

Schon als Kind habe ich Schnecken im Garten beherbergt, Bienen und Hummeln ordnungsgemäß bestattet, wenn ihr Leben leider in Opas Garten endete. Später bekam ich eine eigene Katze und inzwischen 4 Katzen und gute 40 Jahre später bin ich noch immer ganz aus dem Häuschen, wenn sich  besondere Tierchen in meinen Garten sehen lassen.

Gestern war es eine entkräftete Hummel.
Ich liebe sie ja, diese kleinen flauschigen Brummer.
Hab sie auf dem Weg aufgesammelt, bereitwillig ist sie auf meinen Kompressionsstrumpf geklettert.


Sie lies sich in meinen Garten tragen und inspizierte derweil den Strumpf und meine Strickjacke - hmpf nix zu essen.
Ich hab ihr erst mal bisschen Zuckerwasser angeboten und sie ausruhen lassen.
Leider waren wohl die Blüten vom Polsterphlox nicht ihr Ding, also hab ich sie von hier nach da getragen bis die Erdbeerblüten recht waren.
Dort hat sie sich gestärkt und ist dann davon gebrummt.

Wir haben ansonsten Erdkröten, Zauneidechsen und auch ab und an eine Ringelnatter zu Besuch im Garten.
Auch mal was seltenes wie einen Laubfrosch.

Ganz toll, finde ich diese Gesellen hier:

Minzblattkäfer

Große Holzbiene

Großer Rosenkäfer

Metallic Käfer als ob die wüßten, das ich Metallic mag.

Jetzt fragt ihr euch sicher warum ich euch das schreibe und zeige.
DAS sind die kleinen Schönheiten und Freuden im Alltag, die man überall für sich finden, erleben und bewundern kann.
Müssen keine Tiere sein, gehen auch Blümchen, Landschaften für jeden was er gerne mag.
Die einen für eine Weile in ein ganz anderes Universum eintauchen und Alltag und/oder Krankheit vergessen lassen.
Es muss nicht das große Event sein, gerade jetzt wo das eh nicht möglich ist wegen Corona.

Also guckt doch mal, was ihr so für euch findet.
Ich bin gespannt!

Eure Anett