Samstag, 25. Januar 2020

Reha Tag 4

Hallo da draußen!

Wochenend und Sonnenschein.... 🎶

Samstag therapiefrei, länger schlafen und gemütlich frühstücken stand heute erst mal auf dem Plan.
Also wurde heute gemütlich ne Stunde gefrühstückt und bei einer zweiten Tasse Kaffee der Tag verplant.

Der Plan für uns Rehadamen sieht folgendes vor:

Nachdem ich in den Tag mit 10 min Yoga (natürlich ohne Stützhaltung) gestartet bin, hatten wir uns ne gute Stunde nach dem Frühstück erst zum Wassertreten und dann zum schwimmen verabredet.
Wassertreten na ja eiskaltes Wasser das man im Storchengang durchschreitet. Kostet Überwindung geb ich ehrlich zu, macht aber sagenhaft warme Füße.
Dann noch ne Stunde schwimmen, denke so 20 Bahnen waren es mindestens. Die genaue Beckenlänge steht nirgends (bekommen wir noch raus), vermutlich um die 15 Meter - doch schon ne ganz schöne Strecke so im untrainierten Zustand.
Nach ner heißen Dusche, brauchte ich tatsächlich ne kleine Ruhepause ehe es zum Mittagessen ging.

Für den Nachmittag haben wir uns dann für eine Fahrt mit der thüringer Waldbahn nach Friedrichroda entschieden, Gotha und die Marienglashöhle machen wir demnächst noch.

Bevor es los ging, mußte ich erst mal auf Fotosafarie, denn Nebel und Kälte haben heute wieder eine tolle Kulisse gezaubert.




Wunderschön, aber auch richtig kalt heute.

Zur Haltstelle der Bahn sind wir gelaufen, mal wieder falsch abgebogen, na ja haben wir uns eben mal das Wohngebiet angeguckt.
Bis Friedrichroda selber ist man höchstens 10min mit der Bahn unterwegs und nach nem kurzen Fußmarsch auch fix im Zentrum.
Der Kurpark und die vielen schönen Häuser sind sehr reizvoll und geben gute Fotomotive ab, aber das tat mein heutiges Goodie auch.
Seht selbst!






Für mich gab’s deshalb nur ein kleines Abendessen.

Den Abend haben wir anschließend in der Bücherecke beim Kartenspiel ausklingen lassen.

Morgen freue ich mich auf Besuch.

Bis dahin 

Eure Anett


Freitag, 24. Januar 2020

Reha Tag 3

Hallo da draußen.

Haarspray statt Deo, die Frisur unter den Achseln sitzt.
Zucker statt im Kaffee im Abwurfbehälter auf dem Tisch 🙈
Wenn der Tag so startet, würde ich daheim ja im Bett bleiben oder mich auf meiner Couch unter der Kuscheldecke vergraben.
Irgendwas ist heute nicht richtig mit mir und das bei strahlendem Sonnenschein.

Na ja nützt nix, ich habe hier einen Plan zu erfüllen.



Bei der Einführung ins Nordic Walking mit Metallspitzen am Stock ist es mir gelungen niemanden zu verletzten oder gar zu erstechen und ich bin ab nächste Woche in der sportlichen Gruppe, die 2,5km pro Therapie Einheit zurück legt.

Nach einer kleinen Pause lagen wir schwer und warm mit Frau Klipp am Strand rum und das bei herrlichstem Winterwetter.
Um ehrlich zu sein, wir lümmelten in bequemen grünen Sesseln und machen immer freitags im autogenen Training eine Traumreise so als Goodie.
Nun ja der Herr neben mir, übrigens der Einzigste der Runde, wollte auf eine Wiese, wurde aber von uns überstimmt. Also war er mit am Strand, leider direkt mit an meinem auf dem Handtuch neben mir, weil meine Ohren während der Entspannung zu wahren Radartüten werden und jedes Geräusch wahr nehmen und so hörte ich den Herren atmen womit er erheblich meine Möven und das Rauschen der Wellen störte - offenbar hatte ich Billigurlaub gebucht.

Totaaaaal entspannt war ich dann zum Astrup (ein Bluttest) und zur Lungenfunktion wo ich seltsame Rückkoppelungen in der Lautsprecheranlage der Meßkabine verursacht habe und mein Blutdruck auch der Meinung war, das es im Keller wohl am schönsten sei.
Also hab ich die geführte Wanderung abgeblasen und war nach dem Mittagessen im sogenannten Suppenkoma noch zur Lymphdrainage.

Bei strahlendem Sonnenschein ist unser Mädelstrüppchen dann noch in den Ort gelaufen ( eine Strecke circa 25min) und hatten ne Menge Spaß bei Kaffee und Eis.
Und da der Shuttlebus zurück schon von der älteren Generation unserer Klinik konfisziert wurde, sind wir eben auch wieder zurück gelaufen.



Letztendlich haben wir den Tag erst mit einer Modenschau und dann noch gemütlich in der Sitzecke in der Cafeteria bei einer Virgin Colada ausklingen lassen.

Und siehe da, was sich zu Anfang wie ein Sch.... Tag anfühlte, ist noch richtig lustig und schön geworden.
Das nenn ich doch mal Rehaerfolg.


Bis morgen dann.

Eure Anett


Donnerstag, 23. Januar 2020

Reha Tag 2

Hallo da draußen!

Reha ist kein Urlaub!!!
Das habe ich heute erfahren dürfen.
Der Plan für heute war ziemlich straff.
Viel im Haus unterwegs treppauf und treppab und viel Input.
Jetzt bin ich platt!

Blutentnahme flott und routiniert, bin ich echt begeistert.
Dann hatte ich Zeit für ein schönes ausgiebiges Frühstück, während meine Mädels schon auf Tour waren.
Zur Begrüßungsveranstaltung saßen wir erst mal zu viert heulend auf der Couch in der Cafeteria. Schön, wenn der Chefarzt einen mit seinen Ausführungen so erwischt.
Und nein es war nicht durchgehend traurig, wir haben mehr gelacht, der Mann versucht sich im komischen Fach und wäre ein prima Uhrenverkäufer.
Jeder der zu spät kam, bekam eine aus dem Shop für 10€ angepriesen von ihm. 🤣

Hirnleistungstest in der Ergotherapie war nicht ganz okay, aber auch nicht besorgniserregend.
Ab nächste Woche starte ich mit Hirnleistungstraining und muss mir selber beibringen, das eben immer nur eins geht und nicht zwei drei was auf einmal und manche Tage geht eben gar nix.

Massage nach Marnitz ein Traum, was anderes darf ich nicht - muss ich mal gucken ob das wer zu Hause macht.
Fango, klassische Massage, heiße Steine für mich gestorben wegen dem hübschen Oedem.
Tolles Geschenk haste mir da da gelassen du doofer Horst!!!

Pflegegespräch und EKG war ne Sache von 10min, weil ich da nix brauch oder auffälliges habe.

Autogenes Training war auch erst mal nur ne Einweisung von ner witzigen Psychologin und wir haben Aufgabe 3xtäglich zu üben sonst lernt das Hirn das nicht.
Na ja 3x5min sind ja kein Akt und ich hab das vor vielen Jahren schon mal gemacht, vielleicht findet sich das irgendwo angestaubt in der hintersten Ecke vom Kopf noch wieder.
Werde ich morgen sehen.

Entstauungsgymnastik war sehr toll, jetzt weiß ich auch endlich warum ich keine Stützhaltung und keine aprupten Schwünge oder Bewegungen mit den Armen  machen soll. Das fördert nämlich das Lymphoedem, weil das dann eigentlich ganz logisch wieder in Arme und Hände zurück sackt. Und das auch noch Stunden später zu einer Verstärkung führen kann.

Einweisung Ergometertraining war nich lange, das muss man selbstständig machen und sollte halt wissen wie die Geräte bedient werden.
Und die Schulung am Buffet, na ja nix neues für mich, kannte ich beruflich schon.

Und wer jetzt denkt, wie furchtbar stressig is das denn da bitte.
Ja man hat gut zu tun, aber es ist alles gut abgestimmt aufeinander und kommt gut zum nächsten Termin.
Und ich hatte heute zwischendrin eine Stunde Zeit und saß mit Tee auf dem Balkon in der Sonne.

Und hab euch oben das schöne Panorama mit dem Ausblick vom Balkon und heute auch zwei Fotos vom Inselsberg machen können.



Morgen stehen nicht ganz so viele Termine auf dem Programm und am Wochenende ist man selbst gefordert.

In diesem Sinne bis morgen 

Eure Anett

Mittwoch, 22. Januar 2020

Reha Tag 1

Hallo da draußen zu später Stunde!

Was für ein Tag!

Ich bin ja heute Morgen doch recht aufgeregt gestartet.
Wie das nun werden wird, wie ich von den Ärzten beurteilt werde, ob ich Anschluss finde, ob ich den Weg finde, .....

Was soll ich sagen?
Völlig umsonst Schiss gehabt.
Aber trotzdem die Walking Stöcke daheim stehen lassen. 🙈

Mit der Lieblingsmusik und Tempomat bin ich ganz entspannt in knapp 2 Stunden hier.


Toller Empfang, schönes Zimmer mit schöner Aussicht und überall freundliches Personal.

Beim Mittagessen gleich am Tisch mit Diana ins Gespräch gekommen und beim warten vorm Arztgespräch gleich mit der nächsten Mitpatientin.
Inzwischen sind wir 5 Frauen und hatten heute schon mächtig Spaß - ich sag nur Duftkerze.

Arztgespräch war echt super, ausführlich, gründlich, verständnisvoll.
„Sie haben ja mit Strumpf ein Lymphoedem, das seh ich ja schon von weitem!“
Also kümmern wir uns um das Oedem, das ich jetzt auch links ausbilde.🥴
Bekomme Lymphdrainage und Entstauungsgymnastik, Wassergymnastik und Nordic Walking, Marnitz Massage und autogenes Training, Hirnleistungstraining, Psychotherapie einzeln und in Gruppe
Körbe flechten soll ich mal probieren, Töpfern geht leider nicht.
Qi Quong guck ich mir mal an und freitags die geführte Wanderung.
Ergometertraining teste ich und schwimmen und Wassertreten in Eigenregie und natürlich laufen.

Dauerhaft wird es problematisch für mich und meinen Arm sagt die gute Frau.
Wegen der Psyche und meinem Alter muss was für mich gefunden werden, ABER Studium/Ausbildung/Umschulung geht ja nicht und es ist kontraproduktiv den Handschuh wegen 3-4 Stunden Arbeiten nicht zu tragen, dann wäre die ganze Therapie für den Arsch.
Also wohl eher was ehrenamtliches oder so für 2-3h beratend irgendwie.
Eventuell ein anderer Handstrumpf wobei sie da wenig Möglichkeiten sieht, weil Kompression mit KKL 2 sein muss, ich aber damit nich hantieren kann.
Deswegen werd ich noch mal zur Beratung geschickt zum Sozialdienst und zum Sanitätshaus.
Aber sie beurteilt das jetzt schon so, weil es einfach zu schnell kam und schon zu lange geht als das man da eine komplette Rückbildung erwarten könnte.
Generell habe ich eine Neigung zum Oedem, an den Knöcheln war heute auch eins. 🙄🥴

Okay, soweit so gut oder auch nicht.

Die Führung durch‘s Haus hab ich mitgemacht, mit dem Effekt das ich weiß was es alles gibt, ich aber zum Ende hin etwas die Orientierung verloren hatte und morgen wohl suchen werde.

Zwischendrin hab ich mit Dörte aus der Brustkrebs Gruppe bei Facebook nen Kaffee getrunken und mich nett unterhalten.
Finde ich ja immer wieder ein Phänomen, selbe Diagnose, kurz geschrieben über Messenger, hier getroffen, passt!
Und mit den anderen Mädels ist das auch so.
Von daher bin ich guter Dinge, das es eine schöne Reha wird.

Morgiges Programm:

Ich bin gespannt.

Also bis bald oder vielleicht morgen
Eure Anett





Dienstag, 21. Januar 2020

Let‘s get started

Hallo da draußen!

Morgen geht’s los!
Ich starte zur onkologischen Reha nach Bad Tabarz.

Lange hat’s gedauert bis ich an dem Punkt angekommen bin, eigentlich wollte ich das schon Juni/Juli 2019 hinter mich bringen und längst wieder arbeiten.
Aber wie ihr ja wisst Horst und Gefolge hatten andere Pläne, die jetzt in einer Reha gipfeln in der ich beweisen muss, das ich nicht mehr in meinem Beruf und auch sonst kaum was arbeiten kann, denn die Rentenversicherung meint nach Aktenlage!!!! ich könnte 6h und mehr arbeiten. Ohne Worte.

Darüber reg ich mich jetzt aber nicht auf und stürze auch nicht wieder in mein depressives Tal ab aus dem ich grad raus klettere, nein ich fahre morgen los und freu mich auf das was da kommt und hoffe mir kann geholfen werden.

Und weil das ja jetzt quasi der Beginn eines neuen Lebensabschnitts ist, war ich heute gleich mal beim Friseur.
Man stelle sich vor 17 Monate ist der letzte richtige Termin her so mit waschen und Farbe und Fönen.
Wurde echt mal wieder Zeit und vor allem sind jetzt auch genug Haare vorhanden für solche Aktionen.

Ergebnis gefällig?
















Ich werde euch natürlich auf dem laufenden halten von der Reha aus.
Mal gucken ob ich ein Rehatagebuch schreibe oder alle paar Tage zusammen fasse.
Lasst euch überraschen!

Bis bald und passt gut auf euch auf.

Eure Anett

Samstag, 18. Januar 2020

Sie haben Post - ein Rückblick

Hallo da draußen!

Sie haben Post - der berühmte Satz aus Email für dich von AOL (gibt’s die überhaupt noch?)

Hätte ich 2019 gut und gerne für meinen Briefkasten gebraucht.

Ihr wart so fleißig und kreativ beim Karten schreiben und Überraschung schicken.

Es haben mich Karten wirklich aus aller Welt erreicht.
Klassische Ansichtskarten, Mutmachkarten oder welche zum lachen und natürlich Weihnachtskarten.

Wenn ihr mal schauen wollt:


Das ist nur ein kleiner Teil.
Wir haben uns extra diese Kartenhalterung angeschafft, aber die war bald voll so fleißig wart ihr.
Da muss ich mir was anderes einfallen lassen!


Und natürlich hab ich die alle in meinem Erinnerungskarton gebunkert, nicht das ihr denkt, die fliegen zum Jahresende in die Tonne.

Aber nach der Karte ist vor der Karte.
Und so gilt auch in diesem Jahr:
Füllt meinen Briefkasten, greift zu Stift und Karte oder bemüht den Postkarten Service im Internet.
Urlaub, Ausflug, Ostern, Weihnachten, Geburtstag, einfach so - es gibt hunderte Anlässe.

Von wem ich die Adresse habe, dem schreib ich gerne zurück.

Und da ich nicht die einzige bin, die sich über liebe Post freut - beglückt auch gerne eure Familie und Freunde, jemanden der es grad nicht leicht oder etwas geschafft hat oder einfach so.

Bis bald

Eure Anett

Freitag, 17. Januar 2020

ich und mein Blog auf Brustkrebszentrale



Hallo da draußen!

Ich hatte ja vor Ewigkeiten schon mal darüber berichtet und jetzt ist es endlich soweit.

Mein Blog (und demzufolge ich auch) wird auf Brustkrebszentrale eine Seite der Firma ROCHE vorgestellt.

Toller Artikel zu meiner Person und zum Blog.
Und ein Feedback, das mich gleich mal zu Tränen gerührt hat.

Nachzulesen unter Brustkrebszentrale Storys Anett.

Ich freu mich total darüber.

Bitte seid so lieb und teilt den Link gerne weiter, je mehr davon erfahren und hier lesen umso besser.
Es soll und muss eine breite Öffentlichkeit davon erfahren, wie sich das Leben so gestaltet mit Brustkrebs, es darf kein Tabu mehr sein!
Keine Krebserkrankung darf Tabu sein!

Bis Bald

Eure Anett

Montag, 13. Januar 2020

Halbjahreskontrolle



Hallo da draußen!

Heute war es wieder mal so weit - Kontrolle beim Onkologen

Ist ja auch einiges passiert seit dem letzten Termin Anfang August.
Bestrahlung abgeschlossen
Eierstöcke und Eileiter entfernt
Knochendichtemessung
Rehaantrag
Darüber muss man ja auch mal reden.

Obwohl mir heute nix schlimmes bevor stand, bin ich trotzdem recht aufgeregt gewesen.
Und dann steig ich ins Auto ein und es läuft „Highway to Dangerzone“ im Radio.
Na dann coole Fliegerbrille auf und dann mit dem Düsenjet in den Sonnenuntergang fliegen.
Ach nee das war ja im Film Top Gun.
Ich hab zumindest versucht ganz cool zu wirken.

Warten mußte ich auch nur kurz, das klappt immer super.

Es wurde besprochen wie es mir geht, welche Kontrollen jetzt erfolgen müssen und wer die macht, welche Medikamente ich derzeit nehme und so weiter.
Diesbezüglich darf ich mir mal selber auf die Schulter klopfen, weil alles gut läuft und organisiert ist, Termine stehen, Therapie läuft.
Dann folgte ne körperliche Untersuchung und Ultraschall vom Bauch.
Ergebnis alles okay.
Tumormarker wurden noch abgenommen.

Traurig ist der Arzt über mein Lymphoedem und den Zustand meiner Psyche, das hätte auch er nicht vermutet als ich da im Juli 2018 das erste Mal bei ihm war.
Müde und geknickt würde ich aussehen hast er gesagt.

Wir hoffen beide auf die Reha und dann auf die Rentenversicherung und dann wird sich für mich schon was finden.
Die laufende Psychotherapie wird Früchte tragen, aber da ist halt Geduld gefragt.

Ich bin erstmal glücklich, das alles okay ist.
Und dann kommt Zeit, kommt Rat.

Bis bald

Eure Anett

Samstag, 11. Januar 2020

Talsohle erreicht und wie man da wieder raus kommt



Hallo da draußen!

Es ist ruhig hier geworden, dürfte dem aufmerksamen Leser nicht entgangen sein.

Eigentlich wollte ich diesen und jenen Post verfassen, ich wollte wieder regelmäßig bloggen über das Leben nach dem Krebs. Aber erstens kommt es anders als man zweitens denkt.

Na ja, im Dezember kam das mit der Kündigung, was mir leider mehr als deutlich gemacht hat, das ich meinen geliebten Beruf an den Nagel hängen muss.
Es zu ahnen und bei Behörden anzugeben ist etwas anderes als es dann schwarz auf weiß ausgehängt zu bekommen von tief betrübten und betroffenen Chefs nach fast 24 Berufsjahren.
Meine Stimmung, mein Antrieb und vor allem mein optimistischer Blick in die Zukunft sind auf den Nullpunkt abgesunken wahrscheinlich schon auf dem Weg zum Mittelpunkt der Erde gewesen.
Glücklicherweise hatte ich einen Termin bei der Psychologin, die sich für Antidepressiva aussprach.

Ich und Antidepressiva, soweit kommt es noch, hätte ich früher diskutiert.
Aber so bin ich von der Psychologin zur Hausärztin gefahren, hab dort noch mal mein Herz ausgeschüttet und bin mit dem Rezept in der Hand wieder raus. Völlig ohne Diskussion. Ich habe mich einfach ergeben.

Das ist fast vier Wochen her.
Seit gestern bin ich bei der geplanten Dosis angekommen und fühle mich heute erstmalig nicht wie eine teilnahmslose Schaufensterpuppe. Natürlich laufe ich jetzt völlig aufgedreht und mit einem dämlichen Grinsen durch die Gegend, aber ich fühle mich deutlich besser.
Inzwischen wurde ich zur Reha eingeladen in meine Wunschklinik und freue mich darauf, wenn natürlich auch eine Portion Aufregung mit dabei ist.

Ich habe in den Wochen für mich erste Mittel gefunden, das die Stimmung ihre Talfahrt stoppt.
Mein Freund der Wald tut mir gut, wandern tut mir gut.
Mich mit Freunden oder meinen Kollegen zu treffen, dir Bescheid wissen, wo ich nix mehr erklären muss, kurzfristig absagen kann oder die mich auch mal wohin mitschleppen ist ganz hilfreich.
Und dann kann ich neuerdings ewig da sitzen ohne Radio oder TV, alleine und zum Fenster raus gucken und gucken und gucken. Irgendwie beruhigt sich da mein Gedankenkarusell.
Ich kümmere mich mehr um mich, mache wieder kurze Yogaeinheiten und teste geführte Meditation.
Irgendwie mag ich die Ruhe, ich muss nix erklären, keine Fragen beantworten, nix ausfüllen, ich muss nicht funktionieren und keiner erwartet von mir, das alles wieder gut ist obwohl es das nie wieder sein wird zumindest nicht so wie vor der Diagnose.
Diese ganzen Anträge und der Ärger mit der Rentenversicherung haben mich müde gemacht.
Zur Rentenversicherung gibt’s nen Extra Post.

Was ich euch mit auf den Weg geben kann, ist euch zeitig jemanden mitzuteilen, euch Hilfe zu suchen. Schließt euch Betroffenen an, tauscht euch aus und lasst diesen Zustand auch zu.
Ich habe lange geglaubt, ich könnte das gut verstecken was da seit Monaten in meinem inneren tobt, die Einschätzung der Psychologin und das ein oder andere ehrliche Wort von Freunden haben mir das Gegenteil bewiesen.
Ich hoffe sehr auf die Betreuung in der Reha und das sich mit deren Abschluss auch die Baustelle Rente klärt.
Ich gehe weiterhin zur Psychologin, den ich glaube was die Verarbeitung meiner abenteuerlichen Reise mit Horst angeht, stehe ich gerade erst am Anfang.

Im Moment steh ich an einer Kreuzung, hinter mir die Sperrscheibe und vor mir dichter Nebel aus dem hier und da ein paar Lichter aufblitzen.
Der Nebel wird sich lichten und dann finde ich einen Weg für mich.
Aufgeben kommt nicht in Frage!!!

Bis bald
Eure Anett

Mittwoch, 1. Januar 2020

NOCH PLATZ FÜR EINEN NEUJAHRSVORSATZ ?
HIER KOMMT EIN VORSCHLAG FÜR UNS KREBSVETERAN*INNEN!

Wir haben einen/mehrere Krebse überstanden oder tragen ihn als Mitbewohner in uns. Einige von uns haben den bösen K gut verkraftet, einige andere nicht so gut, und einige andere bisher noch gar nicht. Diese Erfahrung zu verarbeiten, sich mit den Veränderungen zu arrangieren, die sie Körper und Seele zufügen, kann elend lange dauern.

Aber Fakt ist: Wir sind immer noch am Leben. Und wir haben jede Menge Erfahrung im Umgang mit dieser Dreckskrankheit. Wir wissen, wovon wir reden. Da wäre es doch echt schade, wenn all dieses Wissen - die Tipps, die Vorsichtshinweise, die Reflexionen, die Mutmacher - irgendwo in einem Winkel unseres Gehirns langsam einstauben würden, wo wir doch damit so vielen anderen Krebsen helfen könnten.

Gleichzeitig ist mir klar, dass das - Hilfe für Krebsneulinge - für einige von uns ziemlich viel verlangt ist. Manche von uns sind erleichtert zur Tagesordnung übergegangen und wollen an diese Phase ihres Lebens einfach nicht mehr zurückdenken; andere können an nichts anderes denken und sind (noch) viel zu traumatisiert, um Krebsneulingen helfen zu können; wieder andere haben die ganze Erkrankung weitgehend mit sich selbst ausgemacht und wollen sich nicht outen; und eine ganze Menge von uns können sich gar nicht vorstellen, dass ihre Erfahrungen, so disparat sie vielleicht scheinen, Krebsneulingen tatsächlich helfen könnten.

Aber glaubt mir: ALLEIN ZU WISSEN, DASS ES UNS GIBT, IST EINE RIESENHILFE! Wir sind schließlich noch am Leben! Und spätestens wenn der erste Krebsneuling in unser Leben stolpert, mit all der Angst und Verwirrung, die wir so gut kennen, wenn spontane Empathie unsere Krebserinnerungen entstaubt, uns den Mund öffnet und wir spüren, wie gut wir dem Neuling tun mit dem, was wir sagen und sind - spätestens dann dämmert uns, dass unsere persönliche Krebsgeschichte, so schlimm sie war, auch eine kleine gute Facette hat: Dank unserer Erfahrungen können wir dafür sorgen, dass Krebsneulinge es ein kleines bisschen leichter haben als wir. Und das ist für alle ein ziemlich gutes Gefühl, für uns wie für die Neukrebse.
Deshalb hier nun eine kleine Vorschlagsliste denkbarer Hilfsaktionen. Für jede einzelne wird man euch dankbar sein.

1) Geht offen mit eurer Krebsgeschichte um, anstatt sie zu verschweigen. Im trauten Gespräch, in Diskussionen, Arbeitsgruppen, Social Media.

2) Stellt euch als Paten/Mentoren etc. zur Verfügung. Zum Beispiel, indem Ihr Eurem Hausarzt/Betriebsarzt mitteilt, dass Ihr auf Wunsch gerne bereit seid, mit Krebsneulingen zu sprechen, die dringend jemanden brauchen, der sie aus der ersten Schockstarre herausholt.

3) Macht den Mund auf und sprecht ein Machtwort, wenn ihr zufällig dabei seid, wenn mal wieder jemand das "Krebs = oh Gott, er/sie wird STERBEN!"-Klischee rausholt, pseudo-mitfühlend Klatsch & Tratsch über einen Neukrebs verbreitet oder Hobbypsychologenschwachsinn à la "Krebs fängt eben immer im Kopf an" verbreitet.

4) Falls Euch "drüber reden" schwerfällt, schreibt drüber. Kramt in Eurem Krebsgedächtnis und stellt die Top-Ten der Maßnahmen oder Gedanken zusammen, die sich für euch als am hilfreichsten erwiesen haben. Eure Memos / Listen / Notizen werden Neukrebsen in eurem Umfeld wertvolle Dienste leisten.

TEILT DIESEN TEXT MIT ALLEN KREBSVETERAN*INNEN, DIE IHR KENNT!

Aus dem Buch "Kopf hoch, Brust raus!" - was wir im Umgang mit Krebs alles RICHTIG machen können. © Ullstein-Verlag Berlin, 2019.