Da bin ich wieder.
Ich hoffe ihr hattet alle trotz Corona schöne Ostern, habt lecker gegessen, euch entspannen können und Kontakt zu euren Lieben halten können.
Unser Ostern jedenfalls war sonnig, entspannt, aber auch nachdenklich.
Ich hatte Jahrestag meiner Nachresektion.
„Wir haben nicht alles erwischt, ich muss noch mal bissel nachputzen!“ hör ich ihn sagen den Hupfi und zog in diesem Glauben noch mal ins Krankenhaus ein, nur um Wochen später von ihm zu erfahren, das da in dem Nachresktat Reste von Horst und noch unentschlossene Krebszellen zusätzlich gefunden wurden und jetzt leider die radikale Lösung sein muss.
Ich habe immer daran geglaubt, das alles gut wird.
Und da sind wir auch schon beim eigentlichen Aufhänger heute.
Ostern ist ja das höchste Fest Gläubiger Christen.
Ich bin atheistisch aufgewachsen, aber hab mich immer für die Geschichte um Jesus interessiert.
Ostern, das ist ja knapp zusammen gerafft eine Geschichte von Verrat, Tod und Trauer, Neuanfang.
Klingt irgendwie wie ne Krebsdiagnose und deren Behandlung für mich.
Verrat
Nach der Diagnose hat sich zum einen der Tumor verraten, aber man kommt sich selbst irgendwie auch so vor.
Was hab ich falsch gemacht?
Hab ich zu viel gearbeitet, zu wenig Sport gemacht oder nicht gut gegessen?
Diese Fragen stellt man sich. Ich auch, aber ehrlich gesagt nur kurz.
Die Frage nach dem warum hat sich mir nie gestellt, liegt wohl an meiner Ausbildung.
Aber vielen geht das so. Die fragen sich nach dem warum, wieso ausgerechnet sie betroffen sind und fühlen sich verraten, hintergangen und gestraft.
Trauer
Ja Trauer kommt öfter vor mit einer Krebsdiagnose.
Trauer um die Haare, um die Figur, um die Geschmacksnerven, um die körperliche Leistungsfähigkeit und um das gewohnte Körperbild.
Ich habe mich während meiner Behandlung von vielem verabschieden müssen, von einigem für immer.
Tod
Ja auch der gehört dazu.
Ich habe das unglaubliche Glück, das es von Anfang an hieß es ist heilbar, aber es wird hart.
Horst ist tot und bin ich nicht traurig drüber.
Er hat aber auch meine Brüste mitgenommen.
Ich würde lügen, wenn ich sage „macht mir nix aus“. Natürlich inzwischen stört es nicht, ich lebe so, ich kleide mich entsprechend, ich rede offen darüber und um mich herum kommen inzwischen auch alle zurecht damit.
Aber das hat ein bisschen Zeit gebraucht, Telefonate oder Nachrichten mit bereits amputierten Frauen, Bilderstrecken vom Grace Projekt und viel eigene Recherche bis mein Entschluss felsenfest stand und ein Dr.Hupfer mit seiner Malerei der Schnittführung wegen Brusterhaltung nichts mehr daran ändern konnte.
Übrigens sah die Malerei auf meinen Brüsten aus, als hätte ein Kindergarten Kind versucht einen Teufel zu malen. Aber bunt war’s.
Gestorben ist auch meine berufliche Tätigkeit als Arzthelferin und daran knabbere ich noch immer!
Ich habe seit der Ausbildung 23 Jahre im Beruf gearbeitet und das immer mit viel Liebe und Freude und nun soll das nicht mehr gehen.
Aber da ist ja noch die Ausbildung und damit wären wir beim:
Neuanfang
Dazu gehört ja nicht nur die Ausbildung, sie ist ja nur eines von vielen Puzzleteilen meines Lebens nach Horst.
Es gehört dazu wie ich mich um mich selbst kümmere.
Was jetzt wichtig ist und was unwichtig geworden ist.
Familie und Freundschaft gehören dazu und auch die vielen Leute, die ohne Horst nicht in mein Leben getreten wären.
So gesehen hat ne Krebserkrankung irgendwie was mit Ostern zu tun.
Egal ob oder welchem Glauben ihr angehört, glaubt an euch und eure Kräfte, an eure Familien und Freunde und alle, die euch behandeln.
Krebs ist nicht immer automatisch ein Todesurteil!
Redet darüber, zeigt euch, verliert die Hoffnung nicht!
Eure Anett
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