Freitag, 22. April 2022

Ich glaub ich bin ein Faultier

 


Das ich Madame Fatigue bei mir notgedrungen beherberge, weiß der geneigte Leser ja inzwischen und auch, das ich Kontakte zu verschiedenen Autoren, Bloggern und Co habe.

Über das Buch Nicht auf weissem Flur von Antje Vorndran entstand der Kontakt zu Antje und ein guter Austausch, auch bei einer ihrer Onlinelesungen war ich schon dabei.

Anfang des Jahres fragte mich Antje, ob ich nicht für ihre Seite einen Text als Fatigue Betroffene beisteuern wollte quasi als CoAutorin, da sie einen Beitrag plante, der nicht nur von mir, sondern auch von einem Fatigue Coach ergänzt werden sollte.

Gesagt, getan!

Auf ganz unkomplizierte Weise erstellte ich den Text, arbeitete und optimierte ihn zusammen mit Antje und jetzt ist er schon einige Zeit auf Antjes Seite zu finden. Er trägt den gleichen Titel wie der heutige Post und auch das Bild stammt daher.

Mein Teil ist dieser hier:

Wie sich das konkret anfühlt, schildert Anett Kaczmarek so:

„Ich glaube, ich bin ein Faultier."

Die Therapie ist vorbei, die Reha steht bevor und mich hat eine bleierne Müdigkeit überfallen. Die einfachsten Dinge kosten Kraft, ich brauche Pausen und Mittagsschlaf. Es fühlt sich an, als bewege ich mich im Zeitlupentempo und ich muss befürchten, dass mein frisch gewachsenes Haupthaar bald von Moos überzogen wird wie bei einem Faultier, das träge am Baum hängt.

Ich sollte doch glücklich sein, täglich Fortschritte machen in meiner Genesung, wieder zu Kräften kommen, damit ich wieder in meinen Beruf und meinen Alltag zurück kann. Stattdessen schlafe ich viel und lang, habe ein Gedächtnis wie ein Sieb, Konzentration mangelhaft und alles fällt mir schwer. Ich möchte gerne mal wieder ein Buch lesen und den Inhalt behalten. Möchte ohne Anstrengung einem Gespräch folgen können oder mit der Freundin shoppen gehen, ohne gleich von den Eindrücken überfordert zu sein. Mein Hirn scheint nur noch eine Durchgangsstraße für Informationen auf der Durchreise zu sein.

Der Onkologe sagt, der Körper wird circa ein Jahr benötigen, um alles zu verarbeiten und wieder in Ordnung zu bringen.

Die Psychologin sagt, die Psyche hängt nach und kommt oft erst nach überstandener Therapie zum Tragen.

In meinem Umkreis fallen Worte wie Depression und ich sollte doch Geduld haben mit mir.

Ich bin einfach nur frustriert und erschöpft, so unglaublich erschöpft.

Ich fange an, mich zu belesen. Fatigue-Syndrom hatte der Onkologe mal flüchtig erwähnt.

Die onkologische Reha bringt mir keine neuen Erkenntnisse. Mein Zustand bessert sich nicht wirklich, obwohl ich vieles aus der Reha in meinen Alltag einbaue. Ich habe inzwischen herausgefunden, dass mein Zustand Phasen unterliegt und auch wetterabhängig ist, während mein Onkologe immer noch meint, ich bräuchte einfach mehr Zeit als andere Patienten.

Zeit, die ich nicht habe.

Das Krankengeld ist ausgeschöpft, das Arbeitsamt ist jetzt für mich zuständig und die Erwerbsminderungsrente wurde in erster Instanz abgelehnt. Ich möchte doch einfach nur in meinen normalen Alltag zurück und ich möchte wieder arbeiten, eine Aufgabe haben.

So geht fast ein Jahr ins Land, bis ich zu einer weiteren Reha fahre. Fast 3 Jahre nach meiner Brustkrebs-Diagnose erhalte ich nun offiziell die Diagnose Chronisches Fatigue Syndrom.

In vielen Einzelgesprächen analysiere und strukturiere ich mit Hilfe des Psychologen meinen Alltag, ich lerne Entspannungstechniken und entdecke für mich den Wald als Ort zum Ruhe und Kraft tanken und auch, dass mir Alleinsein gut tut. Hier in der Reha fühle ich mich endlich verstanden und ernst genommen. Ich bin nicht faul oder träge, ich drücke mich nicht vor dem Arbeitsleben – ich habe eine Krankheit!

Ein Faultier bin ich noch immer, aber ich weiß jetzt warum und vor allem, wie man das Faultier vom Baum locken kann. 

Ich empfehle euch aber unbedingt, den ganzen Beitrag zu lesen und am besten auch abzuspeichern, falls ihr ihn mal für andere Betroffene benötigt, denn er wird ja durch Antje und den Fatigue Coach erst vollständig.


Und auch das Buch möchte ich euch noch einmal ans Herz legen.

Es umfasst sowohl immer Antjes Bezug zu ihrer eigen Erkrankung, als auch fachlich aufgearbeitete Informationen und sowie einen Teil mit verschiedenen Tipps und Übungen. 

Man kann es ganz klassisch als Buch kaufen, obwohl das nicht ganz richtig ist, denn es kommt im praktischen Ringbuchformat, so das es, wenn man mal wieder Zeit im Wartezimmer verbringt auch fix in die Tasche packen kann. Direkt auf Antjes Seite sogar mit Widmung bestellbar.

Und es gibt es auch im E-Book Format.

 


Das war Werbung aus ehrlicher Überzeugung, für die ich kein Geld bekomme. 

Donnerstag, 14. April 2022

DAS besondere Ostergeschenk


Quelle:beweglicher.at

Das tollste Ostergeschenk ever, hab ich mir einfach selber gegönnt.

Na wer hat es schon erraten???

Noch nicht???




Und zwar ………….



Seit circa einem Jahr schleiche ich um das Thema Augenbrauen herum.

Seit August 2018 bin ich jeden Morgen am malen und pinseln, hab mich durch das Sortiment gewühlt und bin schließlich bei Cosline hängen geblieben.

Aber mal ehrlich jetzt! 

Schwitzen, Schwimmen, Gesicht abtupfen, versehentlich drüber wischen - Zack weg sind sie trotzdem ein bisschen.

Ganz abgesehen davon, das ich morgens immer erst mal diese konturenlose Gesicht habe. An schlechten Tagen nicht gerade förderlich und der Gatte findet mit sicher auch schöner, liebt aber auch seinen kleinen Gesichts-Nacktmull. 😂

Nach einiger Suche und einigen Beratungen, bin ich erst kürzlich über Nick von dlx-studios gestolpert.

Video angesehen, MDR Beitrag angesehen, Instagram Account durchforstet, Termin ausgemacht. Bei der Beratung hat die Chemie sofort gestimmt und gestern war es dann so weit.

Es war wirklich nicht super schmerzhaft, okay ich bin da ja eh anders und halte viel aus. Nick erklärt jeden Schritt, reicht lieber dreimal den Spiegel zur Kontrolle bis es für dich okay ist und dann kommt so ein geiles Ergebnis raus.

Microblading ist es bei mir geworden, weil ich es letztendlich natürlich haben wollte. Und ein Vergleich mit Fotos von vor Horst zeigt, Punktlandung!!!

Leider ist es keine Kassenleistung oder etwas, was die Kasse zumindest bezuschusst.

Aber Augenbrauen, der Rahmen für die Augen, sind ein so wichtiger Bestandteil der seelischen Gesundheit gerade für Krebspatienten wie mich oder Menschen, die unter Alopecia leiden. Weil die Augenbrauen eben nicht zurück kommen.

Ich hoffe, das sich da in den nächsten Jahren noch was tut. Brustwarzen Tattoo auf Kassenkosten gibt’s ja inzwischen auch und immer mehr Tattoo Künstler lassen sich dafür ausbilden. Warum nicht auch die Augenbrauen?

Ich spreche hier nicht von dem 3/4 bis 1 Jahr wo die Behaarung durch Chemo weg ist, ich spreche von Menschen wo die Behaarung nicht zurück kommt.

Ich jedenfalls werde bei meiner Kasse mal nachfragen.


Wenn euch das Thema interessiert, dann schreibt mir gern oder besucht die Seite von Nick. Er ist auch bei Facebook und Instagram zu finden.


Ich wünsche euch allen sonnige und entspannte Ostern.






Mittwoch, 30. März 2022

selbstwirksames Schreiben - Hilfe zur Selbsthilfe


Ich habe da mal wieder einen Kurs mitgemacht, also einen Abend.

Selbstwirksames Schreiben mit Marlis Lamers von Kommunikation-wortlos

Marlis und ich kennen uns seit meiner Ausbildung zum psychoonkologischen Begleiter. Ich schätze sie sehr für ihr unermütliches Tun zum Thema Kommunikation in der Pflege, zum Thema Lebensverfügung, Mimikresonanz und auch ihre Arbeit als freie Rednerin finde ich klasse. Ich durfte schon dem ein oder anderen Text, natürlich anonymisiert, lauschen.    

Als ihr Angebot zum selbstwirksamen Schreiben kam, gab es für mich gar keine Frage mich da anzumelden und den Abend zu buchen.

Das Trüppchen war klein aber fein via Zoom zusammen gekommen und oh Wunder, wir kannten uns alle. Zudem finde gerade bei diesem Thema sind große Gruppe wahrscheinlich gar nicht so günstig. Kennenlernen kommt dann beim Austausch.

Zwischen Theorie, die bei Marlis übrigens nie grau sondern bunt ist, gab es immer wieder Übungen.

Ähnlich wie bei Irena Jäger von aufs-papier.de beginnt man mit dem sogenannten Freischreiben. 

Die Aufgabe 7min oder auch 5min oder 10min zu einem vorgegebenen Thema oder Wort schreiben was einem so in den Kopf kommt. Ohne auf Rechtschreibung und Grammatik zu achten, einfach jeden Gedanken und Impuls aufschreiben.

Unser Thema war: Ich

Gar nicht so leicht sag ich euch, weil man eben zu Anfang noch zu sehr mit dem Kopf dabei ist und bewertet, für gut befindet oder verwirft und so weiter. Wenn man das aber ein paar Mal gemacht hat, fällt einem das gar nicht mehr so schwer. Ich nähere mich wieder über den Zugang "Ich - mein heutiger Tag, wie geht`s mir, was war heute" und kann dann so langsam auch umschwenken zu meinem tatsächlichen ich. 

Eine weitere Übung, die ihr auch gerne einmal testen könnt, nehmt euren Vornamen und schreibt zu jedem Buchstaben eine Eigenschaft von euch oder eine Fähigkeit. 

Wir haben das mit dem Wort SELBSTWIRKSAMKEIT gemacht, das ist natürlich umfangreicher, aber man muss ja nicht gleich groß anfangen, besser erst in kleinen Schritten.

Ja und apropos klein.

Was darf da natürlich nicht fehlen?

Das Elfchen

Ich veröffentliche hier eines, das ich im November beim warten im Brustzentrum verfasst habe, um mich abzulenken:

Krebs

bedrohlich beängstigend

Chemo OP Bestrahlung

Ich kämpfe dagegen an

Krebsfrei


Es gibt viele Arten ins Schreiben zu kommen. 

Tagebuch, Journaling, Dankbarkeitstagebuch, 5 Gute Dinge des Tages, Elfchen, Blog, ......

Alle tragen dazu bei, sich mit einem Thema, mit sich selbst genauer zu beschäftigen, es zu Papier zu bringen und sich dadurch selbst zu helfen.

Wie mein Titel schon sagt:

selbstwirksames Schreiben - Hilfe zur Selbsthilfe


Wenn du dich dafür interessierst, dann folge doch Marlis Lamers und schaue wann es den nächsten Abend mit ihr gibt. Defintiv ein guter Einstieg ins Thema.

Ach ja und ich bekomme für meinen Post kein Geld, Vergünstigungen oder andere Goddies - ich mache das einfach aus Überzeugung und weil ich Marlis sehr mag.



Sonntag, 27. März 2022

Erwerbsminderungs-Rentner und nu?

                                  
https://www.deutsche-im-ausland.org/fileadmin/_processed_/1/5/csm_170321_DIA_RENTE_77d6d56683.jpg

Was macht eigentlich ein Erwerbsminderungs-Renter so?

Das war am vergangenen Montag im nachmittags Termin der Onlineselbsthilfegruppe der NetzwerkstattKrebs unter anderem Thema.

Gute und berechtigte Frage.

Zuerst einmal die guten Nachrichten von der Rentenversicherungsfront - meine Rente wurde binnen 4 Wochen bis zum 30.06.2025 bewilligt, wegen verschlossenem Teilzeitarbeitsmarkt.

Zurück zur Frage also.

Ja was mache ICH denn so, ich kann und möchte hier erst einmal von mir berichten.

In erster Line, gestalte und lebe ich meine Tage so wie es mein körperlicher und seelischer Zustand zulässt.

Ist mir nach Haushalt - dann erledige ich anfallende Arbeiten.

Ist mir nach Gartenarbeit - geht`s buddeln. 

Ist mir nach Sport - mach ich Yoga, wandere oder such mir ein Onlinetraining aus.  

Ist mir nach Entspannung - sitze ich auf dem Balkon, das geht ja jetzt wieder, und betrachte die Natur, lausche den Vögeln und Alltagsgeräuschen. Oder ich lese oder höre eine geführte Meditation.

Ist mir nach arbeiten - dann texte ich, leite die Onlineselbsthilfegruppe, helfe meiner Physiotherapeutin mit der Kartei, begleite Krebspatienten oder spreche Meditationen ein.

Ist mir nach Wissen - dann lerne ich weiter für den Waldbaden Kursleiter und vertiefe den Meditationsleiter.


Jetzt werdet ihr sagen "die macht ja nur was, wenn ihr danach ist"

Grundsätzlich ja, nur das mein "wenn mir danach ist" nicht damit zusammen hängt ob ich Lust habe, sondern damit ob ich es am jeweiligen Tag schlicht und ergreifend leisten kann. 

Da ich keinen klassischen Job mehr habe, habe ich natürlich auch keine festen Arbeitszeiten, außer meinen Arzt- und Therapieterminen, habe ich wenig feste Verpflichtungen.

Das heißt im Umkehrschluss, das ich diejenige bin, die mich morgens aus dem Bett scheuchen muss, die einen Rhythmus in den Tag und die Woche bringen muss und die täglich auf`s Neue abwägen muss was und wie viel heute möglich ist. Und dabei vertue ich mich gerne zu meinen Ungunsten.

Die Erwerbsminderungsrente habe ich ja nicht zum Spaß oder weil ich keine Lust auf Arbeit mehr hatte, es gibt ja leider mehrere Gründe dafür. Die sind öfter der Grund dafür, das mir nach gar nix ist, das ich vom Bett auf die Couch wechsle, das ich Termine absage, Aufgaben auf morgen vertagen muss. 

Problem für viele Außenstehende, man sieht es mir nicht an. Mir fehlt kein Bein, kein Arm, ich sitze nicht im Rollstuhl, ich bin nicht blind oder taub. Ich habe auf den ersten Blick nix offensichtliches, was sofort eine Rente rechtfertigen würde. Statt dessen muss ich mich öfter mal rechtfertigen. Traurig, aber wahr.


Christian, den ich als der Gallenkrebs bei Cancer Unites kennengelernt habe, hat gar nicht so weit ausgeholt.

Er formulierte es in einem Satz

„Ich genieße das Leben, ich lebe mit allen Sinnen!"

Recht hat er!

Keiner von uns weiß, wie viel Zeit ihr/ihm noch gegeben ist. 

Wir haben durch unsere Erkrankung am eigenen Leib erfahren müssen, das das Leben mit einem mal Kopf stehen und unter Umständen schnell zu Ende sein kann. Je nach Diagnose und Prognose. 

Bei den meisten von uns, kommt diese Erkenntnis leider erst durch schwere Krisen oder Einschnitte im eigenen Leben oder dem nahestehender Menschen.

Aber warum?

In Zeiten von höher, schneller, weiter, von Selbstoptimierung und der Norm entsprechen wollen/müssen, von ständiger Erreichbarkeit und online sein, ist vielen das was das Leben ausmacht völlig verloren gegangen.

Leben ist nicht das Auto, das Haus, das dicke Konto, teure Reisen usw. - Leben das sind die kleinen Dinge genießen, sich Zeit nehmen, mal nichts tun, sich um sich kümmern, Familie und Freundschaften pflegen, andere glücklich machen. 

Menschen mit schweren Erkrankungen oder Schicksalsschlägen sind da auf teils schmerzhafte Weise dahinter gekommen. Auch das olle Virus, hat so manch einem gezeigt, das das kleine Glück das Puzzleteil zum großen Glück ist.

Aber trotzdem gibt es da draußen noch viele, viel zu viele, die diese Erkenntnis noch nicht gewonnen haben.

Schade.

Ich wünsche niemandem Krankheit oder Schicksalsschläge, um das zu erkennen. Lieber wäre mir ein Geistesblitz, ein Marienkäfer oder ein Erlebnis, wodurch es klick macht.

Oder ihr denkt mal über meine Worte nach.


"Das Leben ist kurz, Du musst es genießen!"

Sonntag, 20. März 2022

Zeit für mich


Ab und an sollte man die sich ausführlich nehmen, unbedingt aber in kleinen Portionen im Alltag einbauen.

Ich habe die ersten Wochen äh Monate des Jahres dazu genutzt, mal zu schauen wo ich stehe und wo ich hin will.

Ich habe mich von Aufgaben getrennt, mich von Menschen und Lebensabschnitten verabschiedet und mich Neuem zugewendet.

Und ich habe den Verlängerungsantrag für die Rente gestellt. Nach dem Gerichtsurteil ist nämlich vor der Weiterbewilligung. Irrsinn, aber nicht zu ändern.

Ende Februar hab ich dieses für mich sein, sich um mich kümmern, diese MeTime mit einer Reise auf die Insel Rügen zu meiner lieben Anja nach Sellin abgeschlossen oder besser gekrönt.

Wir kennen uns seit Dezember 2020 und waren dann 2021 zusammen in der Seeklinik Zechlin zur Reha. Eine Freundschaft auf Entfernung und doch so als wären wir nicht weit auseinander.

Rügen in Februar/März

Das ist der Übergang von Winter zu Frühling, Sturm, Sonnenschein, herrliche Farben, einsame Strände, viel Ruhe und Eindrücke für die Seele.







Rügen das war aber auch Freunde überraschen und Wiedersehen feiern. Eine unserer Rehamädels war nämlich in Warnemünde und was lag da näher als sie zu überraschen?




Wir hatten Spaß, saßen in der Sonne am Strand und es war als wären wir nie von der Reha nach Hause gefahren. Wiederholung ist schon in Planung.

Rügen war zu guter letzt für mich aber auch eine ganz besondere Erfahrung. Ja das erste Mal alleine im Urlaub, aber das bin ich ja eigentlich auch irgendwie gewöhnt von meinen Reisen aus dem letzten Jahr.

Neeee, da gab‘s zum griechischen Wein auch gleich noch die Handynummer des Kellners für mich. Deutlich jünger als ich, ein Charmeur vor dem Herrn und ich sicher nicht die erste und definitiv nicht die letzte Touristin wo das passieren wird, dachte ich. 

Was hatte ich zu verlieren? Nix! Im Gegenteil, der Gute wurde zum Versuchsobjekt für die Frage „Was wird passieren, wenn du knallhart sagst, das du Brustkrebs hattest und keine Brüste mehr hast?“ Das ich frisch verheiratet bin, schien ihn jedenfalls schon mal nicht abzuschrecken, aber das würde ihn definitiv verstummen lassen. Weit gefehlt! Ich bekam die wohl schönste Antwort von einem mir völlig fremden Mann.

Think positive that you have your life....you don't have breast is ok..... don't think strange ..... everything is ok..... life is hard and beautiful at the same time …. You know live is short and you have to enjoy it!

Denke positiv, dass du dein Leben hast....du hast keine Brust ist ok.....denke nicht komisch.....alles ist ok.....das Leben ist hart und schön zur gleichen Zeit ….  

Du weißt, das Leben ist kurz und du musst es genießen!

Mir steigen immer noch Tränen der Rührung in die Augen ob dieser wahren und ehrlich gemeinten Worte.


Inzwischen finde ich, genau das hat es für mich wohl gebraucht. Nicht den Griechen 😂, aber diese Worte.

Obwohl so ganz ohne den Griechen wäre es nur halb so aufregend gewesen.


Das Leben ist kurz und ich werde es genießen und meinen Weg gehen.



Mittwoch, 2. März 2022

Wie gehst du mit Situationen um, die dein Leben massiv beeinflussen? - 12x12 Challenge

 


Die liebe Michaela von Sonnenbluemchensdreams hat ja die Jahr die 12x12 Challenge ins Leben gerufen, bei der ich dabei bin.
Und wie auch im Januar, bin ich natürlich auch mit der Februar Frage spät dran.

Wie gehst du mit Situationen um, die dein Leben massiv beeinflussen?

Gute Frage, über die ich erst mal ein Weilchen nachgedacht habe.
Der Februar war ein wirklich durchwachsener Monat.
Ich musste zwei Krebsbloggerinnen verabschieden, hatte mit mir und meinem Körper und dem Antrag auf Verlängerung der Rente zu tun und gönnte mir 5 Tage Auszeit auf Rügen. Blöd nur, das da ein einzelner Herr größenwahnsinnig einen Krieg angezettelt hat und die Auszeit dann nicht so 100% entspannt war. Aber das soll jetzt hier nicht Thema sein.

Situationen, die mein Leben massiv beeinflussen

Was können das für Situationen sein?

Die Entscheidung Abitur zu machen, einen Beruf zu erlernen, zu heiraten, ein Kind zu bekommen, sich scheiden zu lassen, wieder zu heiraten usw. - das sind ja Entscheidungen, die ich aus freien Stücken getroffen habe.
Natürlich habe ich mich davor informiert, gründlich, ausführlich geredet mit Familie und Freunden. Das ist so meine Strategie, doch am Ende bin ich es, die diese Entscheidung trifft.
Auch wenn nicht immer alles so geglückt ist wie gewünscht, so bereue ich keine dieser Entscheidungen. Alles ist gut so wie es gekommen ist und der Satz "alles hat einen Sinn" trifft in der Tat zu.

Aber es gibt ja noch die Situationen, die ich nicht beeinflussen kann. 
Entscheidungen, die ohne mich getroffen werden und trotzdem mein Leben massiv beeinflussen.

Wenn Menschen sich von mir abwenden zum Beispiel oder wenn jemand verstirbt.
Da habe ich nun beim besten Willen keinen Einfluss darauf. 
Ich muss es annehmen, akzeptieren und aushalten. Manches kann ich mit etwas Abstand verstehen, manches nicht. 
Der Tod ist gerade in meinen Kreisen immer irgendwie mit von der Partie und dann kann er, auch wenn er nur all zu oft zu früh und unerwartet kommt (mit Pünktlichkeit hat er`s nicht so), eine Erlösung sein.

Wenn eine Behörde über mich entscheidet, dann macht mich das unsicher und klein.
Dieses Theater mit der Rentenversicherung, davor mit dem Arbeitsamt hat Nerven und viel Kraft gekostet, meine Depression und Fatigue so richtig befeuert.
Am Anfang war ich da oft verzweifelt, bis ich mir selbst eingestanden habe, das ich das weder alleine kann, noch alleine durchstehen muss und mir Hilfe gesucht habe. Das macht einiges leichter, aber in meinem Fall jetzt gerade, ist sie eben wieder da die Frage "was ist, wenn die jetzt ablehnen oder du zum Gutachter oder zur Reha sollst?" Diese Gedanken sind da, auch wenn ich sie gut verdrängen kann. Trotzdem beeinflussen sie mit ihrer bloßen Anwesenheit mein Befinden.
Auch da, kann ich mich anderen mitteilen, mit Rat und Mut holen und mich vor allem gut um mich kümmern.

Und nicht zuletzt ist da bei allem immer das Ding mit der Hoffnung und der Ausspruch von Oscar Wilde "Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende!"

Man muss immer auch ein bisschen Vertrauen haben in das Schicksal, das Universum, den lieben Gott, den Sachbearbeiter, Arzt, .......



Dienstag, 15. Februar 2022

Abschiede

Abschiede begleiten einen im ganzen Leben.

Mich seit ich 1995 meine Ausbildung und Arbeit als Arzthelferin begonnen habe häufiger und seit ich selbst Krebspatient bin/war noch viel öfter.

Heute ist wieder so ein Tag an dem mich und viele von uns Bloggern und Lesern da draußen eine Todesnachricht erreicht hat.

Claire von Therapie 2.0 - Brustkrebs mit 25 oder auch fightagainsttn bei Instagram ist gestern doch überraschend ihre letzte Reise angetreten.


Mit diesem Text will ich sie noch einmal auf die Reise schicken und hoffe das sie weit rum kommt.

Zum anderen will ich aber auch zeigen, was für ein positiver Mensch sie war und durch ihre Online Präsenz auch bleibt.
Optimistisch, aufklärend, kämpfend und trotz ihrer schweren Erkrankung fast immer ein Lächeln für die Kamera.

Es geht bei uns Krebsbloggern nicht darum mit unserer Krankheit Mitleid zu ernten.
Wir wollen aufklären, Mut machen, den Neuerkrankten zeigen, das es sich lohnt zu kämpfen, das das Leben auch mit Krebs schön ist.
Und euch Gesunden da draußen wollen wir sagen „Gebt auf euch acht, geht zur Vorsorge und lebt, lebt, lebt!“

Unter uns Bloggern, die sich unter anderem über Cancer Unites oder InfluCancer vernetzt haben, entstehen oft ganz besondere freundschaftliche Verbindungen, die nicht nur wegen Corona nur all zu oft online gepflegt werden.
Ich hatte das Glück einige schon persönlich treffen zu dürfen, aber mit den meisten stehe ich über Social Media in Kontakt und natürlich über verschiedene Videomeetings.

Ich mußte in den vergangenen fast 4 Jahren schon einige verabschieden, die mir sehr ans Herz gewachsen waren.
Immer eine Mahnung für mich, das Leben zu genießen, so zu leben wie es mir gut tut, auch wenn ich jetzt schon fast das 3. Jahr krebsfrei bin. 
Sicher ist man nie, ich nicht, du als Leser nicht, niemand!
Aber man kann das Beste aus seiner Zeit machen ohne dann später einmal zurück blicken zu müssen auf all das was man nicht getan hat oder tun konnte.
Bei Claire war das ja schon alleine wegen ihres jungen Alters (Baujahr 1994) leider so. Das Leben hat ihr da keine Wahl gelassen.

Also lasst Claire noch einmal durch Deutschland, am besten um die Welt reisen.
Und passt auf euch auf!
Kümmert euch gut um euch und geht zur Vorsorge!


Dienstag, 1. Februar 2022

12x12Challenge - Januar

 


Die liebe Michaela Theede von SonnenblümchensDreams hat für dieses Jahr eine 12x12 Challenge gestartet.

12 Monate - 12 Fragen

Aufgabe für Januar war:

Lasst uns doch mal über die schönste Entwicklung, Neuerung oder Sache reden, die euch im alten Jahr widerfahren ist.


Okayyyyyyy


Es gab so viele schöne Entwicklungen und Neuerungen, aber definitiv ein Meilenstein, ein Sieg, ein Zieleinlauf war das gerichtliche Urteil zu meiner Erwerbsminderungsrente.


Im Juli 2019 beantragt, zweimal abgelehnt, 2 Rehas und dann brauchte es trotzdem noch das Sozialgericht.

Rückwirkend zum 01.07.2019 und befristet zum 30.06.2022 bin ich berentet worden.

Monatliches Einkommen, Sicherheit, Selbstständigkeit ist damit wieder gegeben.

Ich kann mich so besser im Alltag bewegen, mir auf eigene Kosten etwas Gutes tun oder Behandlungen in Anspruch nehmen, die die Kasse nicht zahlt. 

Freiheit!


Aber jede Medaille hat zwei Seiten!

Befristung heißt Verlängerung beantragen. 6 Monate nach dem Urteil kann ich ja genesen sein.

Also ist nach der Bewilligung, vor dem Antrag.

Ich bin schon beim Ausfüllen…..


#12x12Challenge


Wenn ihr mitmachen wollt, dann schaut gerne hier vorbei, da ist alles erklärt.


Freitag, 7. Januar 2022

Wir helfen Heike - Du auch?

 



Aktuell darf ich bei Wir helfen Heike mein Wissen, meine Zeit und auch meine Kraft als Mitorganisator einbringen.

Heike hat AML - akute myeloische Leukämie und braucht dringend einen Stammzellspender.

Deswegen haben sich Familie, Freunde, Bekannte und Kollegen von ihr zusammen getan und mit Hilfe der DKMS eine Online Aktion ins Leben gerufen.


Das alles lebt von Reichweite, vom Teilen, weitersagen und natürlich am wichtigsten registrieren lassen.

WERDE AUCH DU STAMMZELLSPENDER!

Selbst, wenn du nicht für Heike in Frage kommst, kannst du der Lebensretter für einen der vielen anderen Patienten sein.

Alle 12 min erkrankt allein in Deutschland ein Mensch an Leukämie.




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und Instagram 



Dienstag, 4. Januar 2022

Leben nach Krebs - anders, aber nicht weniger lebenswert


Leben nach Krebs

Das ist das Thema einer Reihe von Blogartikeln, die alle Mitstreiter von Cancer Unites auf ihren Seiten bearbeiten dürfen.

Jeder hat ja dazu eine andere Sicht.


Ja nach dem Krebs ist das Leben anders!

Ich zum Beispiel bin ohne Brüste, ohne Eierstöcke, mit 42 Jahren in die Wechseljahre katapultiert und stolze Trägerin bunter Kompressionsversorgung an beiden Armen. Ich habe Depressionen und Fatigue und bin inzwischen berentet.

Okay, das sind die Fakten und die hören sich irgendwie negativ an. 

Findet ihr nicht?


Ich wurde für eine Buchrecherche mal gefragt "Was hast du durch den Krebs gelernt?"

"Socken stricken" platzte es aus mir heraus. 

Wir haben uns erst einmal köstlich amüsiert, denn das war nicht der Sinn der Frage, aber eine meiner Wahrheiten.

Ich habe vieles mit und nach dem Krebs gelernt, meist positives:

Socken stricken

wie stark mein Körper ist

wie stark meine Beziehung ist

Hilfe einfordern und vor allem annehmen

echte Freundschaft

NEIN sagen

MeTime einbauen


Ich bin selbstbewusster geworden. 

Fahre auch schon mal alleine mit dem Zug nach Fulda zum Workshop und schlendere in der Stadt an Chris de Burgh vorbei.

Ich bringe meine Erfahrungen zu anderen Betroffenen, ich helfe wo ich kann, aber ich habe gelernt meine Grenzen zu finden.

Ich bin Meditationsleiterin, psychoonkologische Begleiterin und virtuelle Assistentin. 

2022 habe ich noch den ein oder anderen Kurs im Auge, weil ich meine Möglichkeiten im Fernstudium oder der Onlineausbildung gefunden habe, ohne meine Kräfte komplett aufzubrauchen. Dann lerne ich eben abends in Miniportionen, wenn die anderen vorm TV schlafen.

Und mit dem was ich da lerne, helfe ich mir und anderen.

Dinge, die ich ohne den Krebs wohl nie gemacht hätte.

Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, in deren Dunstkreis ich ohne meine Erkrankung nie gekommen wäre.


Horst hat mit Pauken und Trompeten in meinem Leben aufgeräumt, das ist wohl wahr. 

Zu Anfang war das ein großes Problem für mich, auch weil ich immer wieder zurück geschaut habe, immer wieder der Blick auf dem lag, was nicht mehr möglich war.

Heute schaue ich nach vorn, denn die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern, wohl aber mein Leben jetzt und hier beeinflussen. 

Ich freue mich über jeden guten Tag und versuche die weniger guten anzunehmen. Sie gehören zu mir und sind der Preis dafür, das ich noch leben darf.

Ich freue mich an kleinen Dingen, genieße die Zeit mit Familie und Freunden und entdecke mich neu.


DAS LEBEN IST SCHÖN, AUCH MIT ODER NACH KREBS.

Anders zwar, aber nicht weniger lebenswert.


#horstmusssterben

#cancerunites

#fuckcancer

#daslebenistschön