Sonntag, 21. Juni 2020

1 Jahr Krebsfrei!!!


Mehr gibt’s ja heute nicht zu sagen, aber ganz so kurz will ich auch nicht abspeisen.

Heute vor einem Jahr ist Horst mit seinem Gefolge zwangsgeräumt und fachgerecht entsorgt worden.
Nach der OP lag ich bandagiert, noch ein bisschen high, aber glücklich und erleichtert in meinem Bett und hab dieses Foto oben in die Welt hinaus geschickt.

Ich habe diesen Schritt nie bereut, auch wenn das Lymphödem Frau Gisela dadurch zugenommen hat.
Aber es ist für mich nach wie vor der einzig richtige Weg gewesen, um diesen Blödmann wirklich los zu werden.
Ich bin krebsfrei und das seit einem Jahr!
Die letzte Kontrolle im Mai war ohne Beanstandungen und das Gegenteil muss mir erst mal jemand beweisen!
Tschakka!!!

Ich möchte mich bei euch allen bedanken, Familie, Freunde, Kollegen, Bekannte aus nah und fern, teils Menschen, die ich nur virtuell kenne.
Ihr habt mir alle die Daumen gedrückt, gute Wünsche geschickt, Karten geschrieben, Päckchen gepackt, Blumen schicken lassen, mich versorgt, wart mit mir im Wald, beim Arzt, Essen oder im Kino.
Ich bin so froh euch alle an meiner Seite zu haben.

Krebs ist ein Arschloch ohne Frage, aber trotzdem kann man auch ihm was Gutes abgewinnen.
Neue Freundschaften, neue Interessen und Fähigkeiten, neue Perspektiven und eine Stärke von der man nicht im Traum dachte, das man sie hat.

Alle da draußen, die ihr gerade kämpft oder einen Kämpfer betreut oder gerade einen Kämpfer habt ziehen lassen müssen, gebt bitte nicht auf! Es gibt immer jemanden, der für euch da ist, der euch Mut und Zuversicht schenken kann.
Das Leben ist schön, auch wenn es manchmal echt dämlich verpackt ist.

Eure Anett


Mittwoch, 17. Juni 2020

Einfach machen - sei unperfekt

Hallo da draußen!

Quelle: www.mamaimspagat.de 


Heute habe ich während ich in der Küche am Salat schnippeln war, einen Podcast gehört für virtuelle Assistenten zum Thema Perfektionismus.

Interessantes Thema und etwas, woran sich viele die Zähne daran ausbeißen.

Ich bin ja auch herrlich unperfekt gestartet.
Andrea hat mich gefragt ob ich mir das vorstellen könnte und ich hab einfach ja gesagt.
Kann ja nicht so schwer sein!

Die erste Aufgabe war auch kein Problem und so wurden mir weitere Aufgaben übertragen.
Inzwischen bin ich Moderator der Messenger Gruppe und Admin beider Facebook Gruppen. Termine ankündigen, Post's erstellen kein Ding.
Auch zwei Lektionen hab ich mehr oder weniger spontan schon moderiert und gehalten und weil es mir Spaß gemacht, mich für die zukünftige Ausbildung dafür angeboten.
Alles ohne vorherige Schulung oder Weiterbildung,  quasi rein gewachsen.

Im Moment fange ich an, mich zusätzlich zu bilden zum Thema virtuelle Assistenz. Arbeite die Module so ab, wie ich sie benötige und arbeite trotzdem schon.

Unperfekt, oder?

Früher, also vor meiner Diagnose, hätte ich das nicht gemacht.
Ich hätte mich informiert was da alles dazu gehört und wahrscheinlich abgelehnt. 
Was ich da alles erst lernen muss, was man da alles dazu benötigt, wann soll ich das denn alles machen und so weiter.

Mit meiner Diagnose und Therapie habe ich lernen müssen,  das man in vieles ohne Vorbereitung rein wächst und es auf seine Weise gut meistert. Und das es nicht alles perfekt sein muss.

Mir sind die Haare ausgefallen und ich hab stundenlang Videos zu Tuchbindetechniken angeschaut.  Letzten Endes hatte ich paar Varianten für mich gefunden, teilweise zwei Methoden kombiniert und als es kälter wurde gab's Mützen.
Ich hab Krebs, mir ist kalt an der Glatze und wem es nicht gefällt, der soll nicht hin gucken!

Aufwändiges Makeup, damit ich nicht so krank aussehe?
Läuft mir doch eh wieder runter, weil meine Augen Tränen und ich jetzt so herrlich schwitze.
Also gibt's nur Augenbrauen und Wimpernkranz und fertsch!

Mit der Kompressionsversorgung ist es jetzt ähnlich.
Die Strümpfe sind farbig, die Thoraxbadage ist etwa Hautton, dafür guckt die überall raus.
Und nun? Neue Oberteile kaufen deswegen damit es wieder perfekt ist?
Nö! Wozu?
Ich kaufe paar dünne, weil das Ding unglaublich warm ist, aber ansonsten blitzt es eben raus.
Das bin nun mal ich, echt so wie ich bin!

Und so könnte ich das noch ewig fortsetzen.

Was ich euch heute eigentlich sagen will:

Plant nicht immer alles bis ins letzte Detail!
Seid spontan, macht einfach mal!
Learning by doing  - gilt in allen Lebensbereichen.
Seid echt, dann begegnet ihr auch wirklich den Menschen,  die zu euch passen. 
Wer eine Maske trägt, werdet ihr dann schon gut erkennen.
Das Leben ist einfach zur kurz und zu schön für immer nur Perfektionismus!

Übrigens lest ihr gerade den ersten per Tablet verfassten Post.
Hat ganz schön Zeit gekostet, aber ich hab's einfach mal gemacht!

Eure Anett

Montag, 15. Juni 2020

2 Jahre D-Day




Schon zwei Jahre her, aber es fühlt sich an wie gestern erst gewesen.


Da sitzen wir nun im Brustzentrum, aufgeregt, nichts ahnend, mit gemischten Gefühlen und hoffen das es falscher Alarm ist.
Wir werden vom Arzt persönlich aufgerufen und ins Zimmer begleitet.
Wir nehmen Platz, neben mir der Arzt, ganz neue Erfahrung, am Schreibtisch Schwester Caro zum mitschreiben.
Wie es mir geht möchte er wissen, was die gestanzte Brust so macht.
Ich erkläre, das ich zwei Tage krank geschrieben war wegen der Schmerzen und jetzt wieder auf Arbeit war. Der Knubbel sei noch da, tastet sich aber anders, kleiner irgendwie. Das ich den 100 mal getastet habe seither, verschweige ich.

Der Arzt nimmt meine Hand, schiebt sich die Brille ganz vor auf die Nasenspitze, guckt dann über selbige und sagt: „Wir haben die Ergebnisse seit gestern, es tut mir leid das sagen zu müssen, aber es hat sich bestätigt, sie haben Brustkrebs!“

BRUSTKREBS!!!
Ich???
Eben war es nur ein doofer Knubbel, jetzt soll das Brustkrebs sein?

Er erklärt was von hormonrezeptorpositiv, von Wachstumsraten und was das für ein blödes Teil ist.
Ich höre Chemotherapie 16 Stück, dann OP brusterhaltend und dann Bestrahlung und dann Reha.
Eigentlich höre ich es auch nicht oder so als redet jemand im Nebenraum.
Ich warte auf Tränen, auf einen theatralischen Zusammenbruch, aber nix passiert. Gar nichts!
Statt dessen erkundige ich mich ob wir nach Schweden fahren können noch vorher und ob der Port noch vor Schweden eingesetzt werden könnte wegen einheilen und so.
Ganz so als ginge es hier um Patientin Lieschen Müller und nicht um mich.

Wir lachen, keine Ahnung über was.
Dann guckt er mich an und sagt: „Sie schaffen das! Es wird ein beschissenes Jahr, aber dann ist es geschafft. Ihr Brustkrebs ist heilbar!“
Jetzt kullern doch ein paar Tränen, aber nur kurz.
Gleich wach ich eh auf oder der Film ist zu Ende.

Ist er nicht!

Wir stapfen wie zwei Roboter in den Blumenladen und kaufen Blumen für den Geburtstag zu dem wir morgen eingeladen sind. 
Andreas hält die ganze Zeit meine Hand und schweigt.

Ich fahre anschließend in die Praxis, um meinen Chefs und Kollegen zu sagen was los ist.
Als ich rein komme, treffen sich unsere Blicke und augenblicklich ist meine Starre weg. Ich heule einfach los und finde mich in einer Art Stuhlkreis aus Kollegen und Chefs wieder. 
Jetzt heulen alle.
Jetzt hab ich allen das Wochenende versaut. 
Na Bravo!

Mein größtes Problem lauert zu Hause.
Wie erkläre ich das Phillip und meinen Eltern???
Stellt man sich da hin und sagt „ach ja heute wurde festgestellt das ich Brustkrebs hab, is aber heilbar sagt der Arzt“
Wie macht man das?

Na schön zuerst informiere ich meine Freundinnen, denen ich ebenfalls den Tag und das Wochenende versaue, aber sie wußten nun mal von dem Termin.
Dann überlege ich mir, das ich aus dem ganzen Käse, der ja nun doch kein schrecklicher langatmiger Film zu sein scheint, nen Blog zu machen.

Und dann erkläre ich es Phillip und meinen Eltern.
Gott steh mir bei oder wer auch immer mir das eingebrockt hat.

Freitag, 12. Juni 2020

Was ist Spiritualität?

Hallo da draußen!

Diese Woche Thema in der Ausbildung „Spiritualität in der Erkrankung und im Sterben“
Echt interessantes
Auf Erkrankung und Sterben will ich aber gar nicht eingehen heute.

Spiritualität was bedeutet das für euch?

Ich war in erster Linie bei „man glaubt an etwas“
Und wenn man an etwas glaubt, ist die Verbindung zu Religion nicht weit.

Aber ich bin nicht religiös!
Sicherlich ich glaube das es etwas zwischen Himmel und Erde gibt. Eine Kraft, jemanden der die Fäden zieht, Schicksal, Vorsehung, keine Ahnung wie ich es benennen soll.
Das kann doch aber nicht alles sein, oder?

Wikipedia erklärt dazu folgendes:

„Es geht dabei nicht um gedankliche EinsichtenLogik oder die Kommunikation darüber, sondern es handelt sich in jedem Fall um intensive psychische, höchstpersönliche Zustände und Erfahrungen, die direkte Auswirkungen auf die Lebensführung und die ethischen Vorstellungen der Person haben.“ 

Da kommen wir in etwa dahin wo wir am Dienstag in der Ausbildung gelandet sind.
Spiritualität ist eben auch, wenn mir zum Beispiel mein Garten Kraft gibt, wenn ich mich im Wald ganz besonders wohl fühle, wenn ich an dem kleinen See bei uns im Wald sitze und völlig darin aufgehe die Natur zu beobachten.
Spiritualität ist auch eine ganz bewusst genossene Tasse Kaffee oder wenn ihr ganz bewusst ohne Ablenkung etwas tut und nur darauf fokussiert seid.
Ihr erlebt etwas dabei und das unter Umständen so, das ihr merkt das es euch gut tut und ihr das jetzt öfter macht oder eben das es das ja mal so gar nicht ist.

Spiritualität ist ein großer bedeutungsschwangerer Begriff, der aber in ganz kleinen Dingen sein kann.

Was ist für euch Spiritualität?
Würde mich ernsthaft interessieren.
Gerne kommentieren.


Eure Anett

Donnerstag, 11. Juni 2020

Die neuen 100%

Hallo da draußen!



Es wird etwa ein Jahr dauern bis ihr Körper sich erholt hat und wieder auf 100% ist, aber es werden nicht mehr die gewohnten 100% sein.
Das waren letztes Jahr mal die Worte meines Onkologen.

Ja die Leistungsfähigkeit ist eine andere und das in allen Bereichen.
Und ja noch immer bin ich dabei mich damit zu arrangieren, auch weil es täglich variiert.

Montag war ich auf Wanderung. Gute 10,5 km mit ordentlich bergauf und bergab.
Ich war angenehm erschöpft und glücklich.

Dienstag hatte ich bissel Muskelkater in den Waden, nicht schlimm.
Kurzfristig hab ich vormittags die Ausbildung moderiert und war mittags dann platt, das ich mich erst mal zu einem Nickerchen hin gelegt habe. Am Nachmittag ging dann auch nicht mehr viel.

Mittwoch hatte ich früh Lymphdrainage, hab hier im Haushalt gewirbelt und noch bisschen Büro gemacht. Abends hatte ich SHG der NetzwerkstattKrebs, anderthalb interessante aber auch anstrengende Stunden. Da ging dann nix mehr.

Heute Müdigkeit und Knieschmerzen, aber ich setz mich später noch an das Korrekturlesen eines Buchentwurfes.

Das sind meine neuen 100%.
Ich frag mich wie ich das vor der Diagnose mit Job, Haushalt, Garten und Pupertist so hinbekommen hab. Unvorstellbar momentan.

Das ist das, was uns Krebis schwer fällt zu akzeptieren und umzusetzen und noch schwerer ist es für alle drumherum zu verstehen.
Die Krankheit ist doch vorbei, die Haare sprießen wieder, man sieht wieder gesund aus, aber man ist körperlich und seelisch ein anderer geworden.
Man braucht mehr Pausen, man schafft ein anderes Pensum.

Mir hilft da viel der Austausch mit anderen Betroffenen, meine Ausbilderin die mich immer gut einschätzt und meine Offenheit.
So ist das zumindest in meinem Umfeld bekannt.

Und all die anderen da draußen?
Gestern hab ich mal wieder gelernt, nicht jeder wird gut betreut, leider.
Aber viele haben den Mut und die Kraft sich Unterstützung in der Selbsthilfe zu suchen oder psychoonkologische Angebote in Anspruch zu nehmen.

Das ist wichtig, nicht nur für die Patienten, auch für Familie, Freunde, Kollegen, Chefs, Mitschüler und Lehrer.

Scheut euch deshalb nicht, euch Hilfe und Informationen zu suchen bzw. auch anzubieten.
Manch einer wartet schon lange darauf!


Montag, 8. Juni 2020

mein Weg

Hallo da draußen!



Heute war ich mit meiner Freundin Birgit wandern, seit längerem mal wieder.
Dieses Foto beschreibt gerade so meinen Weg.

Lange Zeit stand ich ratlos im Wald.
Drehte mich immer im Kreis aus:
ich kann nicht arbeiten- Rente - Arbeitsamt- ich fühl mich nutzlos
Immer um die eigene Achse, daran hat auch die Reha eher wenig ändern können.

Dann hab ich die Ausbildung begonnen und Andrea hat meine Fähigkeiten gesehen und mir viel zugetraut.
Plötzlich konnte ich aus dem Kreis und dem dichten Wald raus treten.

Im Moment befinde ich mich am Anfang auf den ersten Stufen.
Die sind unregelmäßig, manche lassen sich leichter nehmen, manche benötigen mehr Kraft und Zeit und ab und an muss ich auch stehen bleiben, Pause machen und mich neu orientieren und mir klar machen wie weit ich schon gekommen bin.
Nicht immer einfach.
Mit dem Behördendschungel im Rücken ne echte Herausforderung.

Aber wer hat behauptet, das mein Weg immer geradlinig und eben sein würde?

Heute hab ich mit Birgit zusammen den Aufstieg geschafft.
Wir standen am weißen Kreuz und haben den herrlichen Ausblick genossen und waren auch stolz auf uns.


Keine Ahnung wohin mein Weg mich noch führen wird, aber das kann ich nur raus finden, wenn ich los laufe.

In diesem Sinne, geht euren Weg und verzagt nicht, wenn ihr mal nicht wie gewünscht vorwärts kommt oder es holprig wird. Es kommen auch wieder bessere Streckenabschnitte.

Eure Anett


Samstag, 6. Juni 2020

Das gefällt mir nicht!

Hallo da draußen!

Juni ist Erinnerungsmonat, heute eine weitere Folge.


Es ist Mittwoch, der 6.6.2018.
Meine Brust bzw. der Knubbel da drinnen gibt keine Ruhe.
Wenn ich zu tun habe geht’s, wenn ich zur Ruhe komme, merk ich das Ding.
Es pieckst und drückt irgendwie und außerdem Taste ich ständig die Brust ab und versuche mich selbst zu beruhigen.
Niemand hat bisher was bemerkt davon und ich hab nichts gesagt.

Ich gehe kurz vor 12 Uhr in den Feierabend.
Meine innere Stimme lässt mich vor der Praxistür meiner Gynäkologin kurz stoppen, praktisch so gegenüber von unserer Praxis.
Ich gehe rein, erkläre Schwester Petra kurz den Sachverhalt, werde beruhigt, aber sicherheitshalber gleich der Juniorchefin vorgestellt. Routine und Hilfe unter Personal, macht man halt so.

Es geht ohne Umschweife zum Ultraschall.
Schallkopf hin, Schallkopf her. Immer wieder wird noch mal auf die doofe Stelle geguckt und mit dem Rest verglichen.
„Was immer das ist, das gefällt mir nicht! Sieht aus wie eine Zyste, ich möchte das abgeklärt haben, kurzfristig!“
Oh Gott!!!
Mein Herz rutscht in die Hose.
Ich bekomme eine Überweisung zur Mammographie und gleich eine ins Brustzentrum, werde gefragt ob man mir einen Termin machen soll, was ich aber verneine.
Ich werde getröstet und aufgemuntert, ich hatte doch so was schon mal 1998 und man wöllte einfach sicher gehen.
Ich schnappe mir die Formulare und gehe auf direktem Weg, nämlich über den Flur, wieder auf Arbeit.
Sagen brauch ich nix, ich zeig einfach nur die Überweisungen vor.
Von hier aus rufe ichbezogen örtlichen Krankenhaus an und mache einen Termin zur Mammographie aus, so wie ich schon hunderttausend mal für Patienten Termine ausgemacht hab.
Die Radiologieschwester blättert im Buch.
 „Der Termin ist für mich“ höre ich mich sagen.
„Ach für Sie? Dann kommen Sie bitte gleich vorbei, wir machen das passend, wenn Sie bissel Zeit mitbringen!“
Okay, wieder eine Gefälligkeit unter Personal wegen einer doofen Zyste, die auf der Überweisung als unklare Raumforderung bezeichnet wird und selbst meinem Chef ganz schön groß vorkommt.

Mit einer fadenscheinigen Ausrede bitte ich meine Eltern mit Phillip zum Kieferorthopäden zu fahren.
Wenn ich denen jetzt irgendwas verrate was hier los ist, drehen die durch.
Ich verabschiede mich aus der Praxis, werde gebeten vorsichtig zu fahren und mich gleich zu melden,  wenn alles gelaufen ist.

Ja da sitze ich nun in der Radiologie.
Ist mir nicht neu, ich bin bisher immer aller zwei Jahre hier gewesen Mammographie und Ultraschall wegen dem Befund von 1998.
Heute ist das anders. Die Zeit vergeht ewig nicht, meine Güte was dauert denn da so lange? Mir ist kalt, ich habe Durst, Mittagessen hatte ich auch keins, aber jetzt ist mir eh schlecht.

Ich werde aufgerufen. Soll mich frei machen und mich positionieren.
Zuerst Mammographie, dann Ultraschall.
Betretener Blick der Radiologieschwester.
Die Bilder sind geschossen, es tat heute weh übrigens. Ich soll mich schon mal auf die Liege legen für den Ultraschall, die Ärztin guckt sich die Manmographie an und macht dann den Ultraschall.
Das sie schnell erscheint, werte ich als gutes Zeichen.
Wie sie mich über ihren Brillenrand anschaut schon nicht mehr.
Wieder wird geschallt, wieder wird das Ding ausführlich begutachtet, dann legt sie ihre Hand auf meine „Schwester Anett, es tut mir leid, es sieht suspekt aus. Was es genau ist, kann nur eine Stanzbiopsie klären. Ich ruf gleich mal oben an und dann gehen Sie gleich noch dahin. Wir schieben das gar nicht erst auf!“
Hmmm, ist das jetzt noch Gefälligkeit für‘s Personal????
Die zweite, die das Ding suspekt findet heute!

Okay, Augen zu und durch!
Ich stapfe in die nächste Etage und werde schon erwartet.
Frau Dr. Adajev und Schwester Carolin.

Wieder frei machen, wieder Tasten, wieder Ultraschall.
„Ich mache Ihnen mal den Bildschirm an, dann können Sie zusehen was wir machen.“ wird mir mit russischem Akzent erklärt.
Äh ja zu gucken? Is doch hier kein Babyultraschall!
Ich werde aufgeklärt und zwar ausführlich und dann geht’s los.
Jeder weitere Schuss, so fühlt und hört  sich eine Stanzbiopsie an, tut mehr weh.
Ich atme, halte Luft an, atme und höre auf mitzuzählen und gucken tue ich auch nicht!
Irgendwann ist es vorbei.
Ich werde mit einem Verband versorgt und mit Regeln eingedeckt für die zerschossene Brust.
Nächste Woche erhalte ich kurzfristig einen Termin, wenn das Ergebnis aus der Pathologie da ist.

Ich gehe zurück zum Auto.
Informiere per WhatsApp die Kolleginnen und zwei Freundinnen, dann fahr ich heim.
Zu Hause ruf ich meinen Schatz an, pack mir nen Kühlakku in den BH, mein Gartenkörbchen zusammen und fahre mit meinen Eltern in den Garten.
Ich erkläre kurz, das da wieder so ein Ding wie 1998 in meiner Brust sei, das man aber nicht gleich los schnippelt, sonder per Stanze Proben entnommen habe. Details spare ich mir, auch das mit der Arsch inzwischen auf Grundeis geht.
Es ist nur eine Zyste! Basta!

Die nächsten zwei Tage bleibe ich zu Hause, die Brust tut weh, wird bunt, ich kühle dauernd.
Meine Gynäkologin schreibt mich bereitwillig krank.

Montag gehe ich wieder arbeiten, ich brauch Ablenkung, ich muss unter Leute bis der Anruf kommt.


Fortsetzung folgt .......



Donnerstag, 4. Juni 2020

Eine Kerze für Agnes





Die NetzwerkStatt Krebs lebt durch das Engagement vieler wundervoller Menschen:
Manche repräsentieren die NetzwerkStatt nach außen, andere sorgen mit ihrer Arbeit an der Basis für festen Halt und Kontinuität, manche sind sofort für andere da, wenn Hilfe gebraucht wird.

Und es gab Agnes Harth-Sanders (Agnes Sturm).

Sie hat an fast allem, was die NetzwerkStatt betrifft, seit 2017 fortlaufend mitgearbeitet:
Sie war Initiatorin, Ansprechpartnerin und Moderatorin für die Online- Selbsthilfegruppe, treibende Kraft in unseren Facebook-Präsenzen, beharrliche Archivarin von Unterlagen und Anleitungsschreiberin, Nachrichtenverteilerin, Standbesetzung auf Veranstaltungen, Regio, Ideengeberin, Fürsprecherin und Umsetzerin. Wenn irgendwo eine schon mal grob angedachte Idee weiter verfolgt werden sollte, hatte sich Agnes längst konkrete Gedanken gemacht und schon einmal etwas vorbereitet. Der Plan der Frauenselbsthilfe Krebs, ein Netzwerk für metasierte Krebserkrankte zu schaffen, war ihr eine Herzensangelegenheit. Nicht zuletzt machte sie mit ihrem unverstellten, realistischen und doch jederzeit zuversichtlichen Umgang mit ihrer Krebserkankung bei den Treffen der NetzwerkStatt wie auch in ihrem Blog Metasandme.

Agnes ist in der Nacht zum Pfingstmontag von uns gegangen.
Unsere Gedanken sind bei ihrer ganzen Familie.

Ich durfte sie leider nicht mehr persönlich kennenlernen, aber auch ich bin inzwischen Teil von NetzwerkstattKrebs und weiß um ihr Engagement.

Wir sind heute Abend dazu eingeladen, in der Trauer nicht alleine zu sein.
Wenn Du magst, dann zünde auch Du um 19.30 Uhr eine Kerze für Agnes an und nimm Dir wie viele von uns an Deinem Ort ein paar Minuten Zeit, um an sie zu denken.

Dieser Nachruf stammt von Claudia von NetzwerkstattKrebs, danke.

Mittwoch, 3. Juni 2020

Eine schmerzende harte Stelle

Hallo da draußen!

Quelle: www.iflscience.com


Juni ist ein denkwürdiger Monat bei mir geworden zumindest seit 2018.
Und so wird es dieser Tage zu jedem denkwürdigen Tag einen Post geben!

Heute vor 2 Jahren hat sich olle Horst verraten, beim Seilspringen!

Phillip hatte Mehrkampf und ich hab das Seilspringen betreut.
Nach Abschluss des Wettkampfes musste ich natürlich unter Beweis stellen, das ne 41jährige Mutti genau so Seilspringen kann wie die Jugend.
1min und ich hatte um die 130 Durchschläge, also lag ich ziemlich nah an den besten U18.

Aber ich war ohne Sport BH unterwegs.
Es war einfach nicht eingeplant, das ich da an irgendwas teilnehmen würde. Ich wollte Phillip anfeuern und ihn trösten, denn er kämpfte gerade mit dem ersten großen und schlimmsten Liebeskummertrennungsschmerz seines jungen Lebens.
Nun ja, für Blödsinn war ich schon immer zu haben und so bin ich halt mit Kerstin Seil gesprungen.

Abends war dieses blöde Kneifen in der rechten Brust und das an nur einer bestimmten Stelle immer noch da.
Vorsicht betastete ich meine Brust.
Oh ne harte Stelle. Mist, haste dir wohl keinen Gefallen getan so ohne Sport BH und wahrscheinlich was kaputt gemacht.
Das warme Wasser in der Wanne linderte noch lockerte es und ich konnte diese Stelle immer noch sehr genau tasten.
Krebs tut nicht weh oder erst wenn’s zu spät ist, schoss es mir in den Kopf.
Ach Quatsch Krebs, das war doch letztens noch nicht da und die Vorsorge im Februar war doch auch okay.
Das ungute Bauchgefühl blieb.....

Fortsetzung folgt

Dienstag, 2. Juni 2020

Kraftschmetterling

Hallo da draußen!

Kraftschmetterling?
Ein so zartes Geschöpf soll Kraft haben oder welche geben?
Ja genau!
Aber mal von vorn.



Am 5. April rief Stefanie bei Facebook zu folgendem auf:

Lasst uns stärkende, nährende, Mut machende Worte zusammen tragen.

Daraus gestalte ich später eine Kraft-Wolke.
Diese WortWolke kann sich dann jede/r runterladen oder nen Screenshot erstellen. Oder ich sende es als.jpg zu. 💚💜

Ich starte mit:  Verbundenheit 💞

Ich habe mitgemacht und mein Wort war ACHTSAMKEIT.

Herausgekommen ist eine Kraftwolke in Form eines Schmetterlings aus insgesamt 121 Worten.
Wow, was für eine Ressonanz!

Warum ein Schmetterling?
Der Schmetterling steht für Veränderungen, für Metamorphose.
Poetisch gesagt, wenn die letzten Tage der Raupe gekommen sind, verpuppt sie sich und startet als Schmetterling neu durch.

Die Aktion hat sich natürlich rum gesprochen und so entstand eine neue Idee.

Hier sind eure kraftspendenden und mutmachenden Worte gedruckt als Postkarte.

Der Impuls, diesen Kraft-Schmetterling als Karte weitergeben zu können, kam von
Petra Wöhlke-Mrogenda, nachdem sie von diesem eher zufällig entstandenen Projekt erfahren hatte. 
Petra ist in der Trauerbegleitung tätig, wo auch regelmäßig Erinnerungsfeiern stattfinden.
In diesen Zeiten anders.
Der Schmetterling begleitet nun dort als Tröster und Lichtspender, als einer der die Liebe sendet in Zeiten des Abschieds.

Und so kam es, das der Schmetterling als Postkarte in den Druck ging und die bei Steffi zum kleinen Preis plus Porto erworben werden kann.

Und wisst ihr was das allerbeste ist?

Steffi spendet den Erlös und zwar direkt vor Ort und nicht auf irgendwelche Spendenkontos.

Inzwischen haben weit über 150 Menschen schon die liebevoll verpackten Karten erhalten und selbst wieder weiter verschickt.


Ihr möchtet auch?
Dann meldet euch auf Facebook bei Steffi oder wer nicht bei Facebook ist, der schreibt einfach an Stephanie.mueller.kok@gmail.com

Ich finde die Aktion klasse und noch dazu weil sie aus einer so einfachen Idee entstanden ist.