Dienstag, 5. Januar 2021

Reha Tag 2 Gewickelt nicht geschnürt


Der Tag begann mitten in der Nacht.

6:30 Uhr Fieber messen. Ja mal so gar nicht meine Zeit und das ich nicht auf Betriebstemperatur war, hat das Thermometer auch festgestellt.  36,2 Grad

Alles andere wenig spektakulär oder ich habe bis zum Kaffee noch geschlafen, alles möglich. (Hauptsache meine gefiederten Freunde waren putzmunter.) 

Die Chefarzt Visite war ja äh interessant. Man kommt in einen Raum, da sitzen ALLE Ärzte der Klinik und die Oberschwester. Da wird man kurz vorgestellt, Termin für Visite mit dem behandelnden Arzt und der Chefärztin wird verteilt und das war’s.

Kurz und schmerzlos.

Und ich dachte noch mal mit Untersuchung und dem ganzen Pipapo, das findet dann am Freitag statt bei mir.

Und dann hatte ich Zeit!

Also eingemummelt und los gestiefelt. Erst zum See und nach den Vögeln gucken.

Es wohnen hier Wildgänse und Singschwäne. Eindrucksvoll, wenn die hier starten oder wieder einfliegen am Abend.

Die Familie Gans ist ja nicht dumm, auch wenn das Sprichtwort was anderes sagt. Tagsüber stolpern die Herrschaften nämlich übers angrenzende abgeerntete Maisfeld und futtern liegen gebliebene Körner auf.

Dafür müsstet ihr das Foto mal anklicken und vergrößern.


Und als ob das nicht schon genug Highlight für den Tag war, folgte meins erst noch.

Lymphdrainage mit anschließendem Kompressionsverband. Heute erst mal nur der linke Arm.

Wenn ihr wissen wollt wie eine Mumie sich fühlt, ich hab’s für euch getestet. Man friert definitiv nicht, ist leicht unbeweglich (braucht also Personal) und schön macht’s auch nicht. Aber es hilft!


Morgen dann beide Arme, aber abwechselnd glaube ich.

Das war mein heutiger Therapieanteil, da es diese Woche noch sehr ruhig läuft.
Also nach einer kurzen Mittags- mit anschließender Kaffeepause wieder eingepackt und raus. Wir sollen ja laufen, laufen, laufen.




Ich hab mal mit dem Weg um den See angefangen, also höchstens so 1/4. Müsste man sich für‘s Wochenende mal vornehmen oder so.
Gibt’s ne Wander Olympia?


Aber das war ja noch nicht alles.
Denn nach dem wickeln ist vor dem wickeln.
Verband ab, Binden lüften und wieder aufwickeln für morgen.



Und weil es so schön ist, hab ich noch eine extra Hausaufgabe bekommen. 
Aus groß mach klein.



Und wenn sie nicht gestorben ist, dann wickelt sie noch heute.
Langweilig wird’s schon mal nicht.

Bis morgen.

Montag, 4. Januar 2021

Reha Tag 1 Angekommen

Ich bin angekommen und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Verkehrstechnisch gut gelaufen trotz Nebel und später Schneefall. Es lebe der Tempomat, der wird mir immer sympathischer.


Corona Test negativ. Das wäre es ja auch gewesen, wenn ich die gut 370km wieder hätte heim fahren müssen.

Das Zimmer hab ich in Haus 2, dem Neubau bezogen. Gemütlich eingerichtet und der Ausblick erst. Fußbodenheizung und schönes Bad. Man wohnt hier ja schließlich mindestens 3 Wochen.




Die Erstuntersuchung hat gleich mal 1,5h gedauert. Alles haarklein aufgenommen der Reihe nach.
Wann kam das Lymphoedem? Wie wurde es versorgt? Wie waren die Beschwerden? Was verschlimmert? Was hilft? Wie geht’s Ihrer Psyche? Und vieles mehr.
Ich bin hier nicht die Krebspatientin, die zufällig ein Lymphoedem entwickelt hat und jetzt auf Rente spielt. Ich bin in erster Linie Lymphpatientin und jetzt wird geguckt wie man Therapie und Kompressionsversorgung optimieren kann und was dann in puncto Arbeitsleben möglich ist.
Meine von meiner Familie schon fast verhasste Tollpatschigkeit, das mir öfter was aus den Händen fällt ist nämlich oh Wunder ein weiteres Symptom.

Morgen Blutentnahme, Pippi, Chefarzt Visite, Termin mit der Cheftherapeutin und Umfangsvermessung.
Und dann schauen wir mal, wann ich hier wo und zu wem darf.
Das grün markierte ist jedenfalls vorgesehen.


Ausgiebiges selbstständiges Laufen mit oder ohne Stöcke wird hier sehr begrüßt und ausdrücklich empfohlen.
Haben wir gleich am späten Nachmittag noch gemacht und nun müssen wir bei vernünftigem Tageslicht mal raus finden, welche schönen großen Vögel hier leben und sich selbst in der Dunkelheit noch jede Menge zu erzählen haben.
Machen die zwei Sachsenmädels schon.....


Bis morgen.

Sonntag, 3. Januar 2021

Let‘s get started

Quelle : www.seeklinik.com


Morgen geht’s los!

Zur Reha!

Nach Zechlin!

Ich knapp 400km alleine auf Tour!

Die Koffer und Taschen sind gepackt und schon im Auto, die Speicherkarte mit Musik bestückt, der fette Patienten Ordner und meine Kuscheltiere freuen sich auch schon auf die Reise.

Und ich?

Sitze hier mit einer Mischung aus „Hab ich alles eingepackt?“, „hoffentlich schneit es morgen nicht!“, „ich bin aufgeregt!“ und „muss ich wirklich?“.

Ich hatte gedacht nach der Reha in Bad Tabarz wäre das weg.

Ich hab souverän gepackt und verstaut, alles kein Problem.

Aber die Angst vor dem was kommt, wie ich beurteilt werde, ob ich klar machen kann wo es klemmt usw. die ist halt da, da hat die letzte Reha ganze Arbeit geleistet.

Und es geht hier immer noch oder mal wieder um die EM Rente. Auch dieser Bericht wird als Gutachten für den Widerspruch benutzt.

Aber wisst ihr was?

All meine Orakelkarten für 2021 zeigen neues, erfreuliches, neue Wege, neue Ideen an. 

Also werde ich mich ins Abenteuer stürzen, mich gut um mich kümmern, nicht für Olympia trainieren (gibt eh kein Schwimmbad) und einfach schauen was kommt.

Ihr dürft ab morgen wieder meine Rehaberichte und Fotos genießen.

Vielleicht ist Schreiben ja mein Ding .....

Dienstag, 29. Dezember 2020

Hab ich da wirklich zugesagt????


Quelle: www.urlaubsguru.de

Könnt ihr euch dran erinnern, das ich mich spontan zu Pilgern gegen Krebs angemeldet hab?

Hier ist der Beweis!

Seit dem hab ich immer mal wieder Kontakt mit Roswitha.

Wir klären welchen Rucksack man braucht zum Beispiel, welche Größe ich für‘s Pilgershirt benötige, Poncho gegen Regen, Notfall Nummern, Bürokratie und all sowas.

Heute kam der Trainigsplan und da hab ich ja erst mal drauf geklotzt wie eine Kuh ins bürgerliche Gesetzbuch.

Wow, ganz schönes Pensum, aber gut ausgearbeitet und der Start im März ist denke ich nicht zu früh.

Die Packliste erzeugte wieder ähnlichen  Effekt.

Äh ja zwei Schlüppies für 7 Tage, 2 Shirts plus ein Langärmeliges usw.????

Wenig oder?

Aber ich muss das ja tragen von Pilgerquartier zu Pilgerquartier.

Zumindest kann ich meine Last entweder durch den nicht benötigten BH verringern oder mir noch ne dritte Schlüppi einpacken.....


Somit steht dann auch das Motto für die Reha und das neue Jahr 

Anett trainiert für‘s Pilgern 

Wer mit mir trainieren und mich motivieren und unterstützen will, der darf sich gerne melden.

Ich benötige noch pilgertaugliche Socken in Größe 35, Microfaser Shirts in 38 oder Männer M, Microfaser Handtücher und Regenklamotten.

Über Tips von Pilger- oder Wanderfreunden wäre ich sehr dankbar!

Da ich momentan davon ausgehe ab Ende März 2021 leider doch erst mal Harz4 zu bekommen, freue ich mich auch über Sachspenden.

Dann bitte mit mir zuvor Kontakt aufnehmen.



Montag, 21. Dezember 2020

Beginn einer besonderen Zeit

Quelle: www.alpenschaux.com

Zeit für Rückschau, für Abschluss, für Ausmisten, aber auch für Neuanfang, Wünsche und jede Menge gute Energie.

Ich bin ja ein Fan der Rauhnächte und praktiziere sie mit jedem Jahr ein bisschen mehr.

Jeder Tag steht unter einem bestimmten Motto oder Impuls über den man nachdenkt, sich Notizen macht und Rituale wie zum Beispiel das Räuchern pflegt.

Selbst, wenn man kein Rauhnachts Fan ist, so kann man doch zurück blicken und sich Gedanken zum neuen Jahr machen.

Was war toll 2020?

Was hast du gelernt?

Was willst du loslassen oder transformieren?

Auch wenn dieses Jahr für alle unter dem großen C stand, so gab es mit Sicherheit auch noch ganz viele andere Begebenheiten und Erlebnisse!

Bist du gesund oder genesen oder blieb dein Zustand stabil?

Was hast du erlebt?

Was hast du gemeistert?

Was hast du erfahren oder gelernt?

Was möchtest du hinter dir lassen?

Wen hast du verabschieden müssen oder verloren?

Was wünschst und erwartest du dir vom neuen Jahr?

Woran willst du arbeiten?


All das kann man an jedem Jahresende machen und es lohnt sich auch im Laufe einer Krebstherapie darüber nach zu denken und sich vielleicht ein paar Notizen zu machen.

Gerade da ist es oft sehr hilfreich, sich bewusst zu machen wie weit man seinen Weg schon gegangen ist, welche Hürden man genommen und welche Schwierigkeiten man gemeistert hat und zu sehen welche Kraft in einem steckt.

So wie 2020 nicht ausschließlich Corona war, so ist die Zeit mit einer Krebsdiagnose nicht ausschließlich vom Krebs bestimmt.

Also nehmt euch ein bisschen Zeit und haltet eure ganz persönliche Rück- und Vorschau.




Freitag, 18. Dezember 2020

Achterbahn

Quelle: www.ingenieur.de

Hallo da draußen!

Ruhig hier geworden oder geblieben.

Macht euch keine Sorgen, ich bin noch da. 

Einerseits stecke in mitten in den Vorbereitungen für die Reha und die sind diesmal zwar einerseits einfacher, weil ich ja inzwischen schon weiß was man so braucht und was nicht. Andererseits muss ich aber auch an alles denken, weil Besuchsverbot herrscht und man auch knappe 4,5h zur Klinik unterwegs ist und mir keiner mal eben was bringen kann. Und wegen Corona dürfen wir auch nicht zum Shopping los.

Also Packliste schreiben und abhaken.


Ja und dann beschäftigen mich mal wieder die Erwerbsminderungsrente und ein hübscher Harz4 Antrag.

Ja richtig gelesen, Harz4 Antrag!

Da mein ALG1 zum 28.02. ausläuft (eventuell verlängert sich das um die Zeit der Reha), muss ich mich da jetzt schon mal um den Papierkram kümmern. Meine Güte, was da alles benötigt wird ...

Mietvertrag, Nebenkosten, Versicherungen, Vermögen (haha ...), Kindergeldbescheinigung, Nachweis Bedarfsgemeinschaft mit dem ich das Einkommen von Schatz und Sohn nachweisen muss, .......

Ich brauch bald selber ne Assistentin.


Und als wäre das noch nicht genug, nervt die olle Gisela Lymphoedem, macht Schmerzen, tobt sich trotz Kompressionsversorgung aus. 

Ja und von meiner Psyche reden wir erst gar nicht ....  

Schlafstörung, Nervosität, depressive Stimmung, Antriebslosigkeit, das volle Programm.

Ich versuche dem mit Spaziergängen, Meditation, Yoga, Neurographik und stricken entgegen zu treten, zwinge mich meinen Aufgaben nach zu gehen, damit sich das Loch nicht weiter auftut.

Andererseits bringt mir meine ehrenamtliche Arbeit bei der NetzwerkstattKrebs viel Freude, wenigstens für den Moment das Gefühl gebraucht zu werden.

Ich werde denke ich über die Feiertage Familie und Zeit für mich genießen und dann starte ich ab Januar wie dieses Jahr wieder mit dem Rehabericht.


Bleibt gesund und passt auf euch auf!



Montag, 7. Dezember 2020

Es ist da!

Ich freu mich euch mitteilen zu dürfen, das das Hörbuch von Susanne Reinker fertig ist und ab sofort gegen eine freiwillige Spende in beliebiger Höhe unter folgendem Link heruntergeladen werden kann.

https://www.yeswecan-cer.org/



Ich hab das Buch während meiner Reha in Bad Tabarz gelesen und stand mit Susanne schon ein Weilchen in Kontakt, um so mehr freute ich mich natürlich, das ich auch einen kleinen Teil zum Hörbuch beitragen durfte.

Vorleserin ist die wunderbare Theater- und Filmschauspielerin Friederike Wagner, die für dieses  Projekt ihre Stimme geliehen hat.

Obwohl es bestimmt lustig so in sächsisch gewesen wäre.

Susanne hat dieses Hörbuch selbst finanziert und produziert!!!

Warum?

Viele Krebsbetroffene leiden an „Chemo-Brain“ und können Gedrucktes nicht gut lesen bzw. sich nur schlecht konzentrieren.

Eine Menge Betroffener können sich ein Buch schlicht nicht leisten, denn Krebs macht immer noch arm!

AKTUELL: Krebspatient*innen  leiden besonders unter der aktuellen COVID-Lage. Aufgrund ihres oft  stark beeinträchtigten Immunsystems gehören sie zu den  Hochrisikogruppen. 

Operationen und Behandlungen werden teilweise  verschoben, Treffen von Selbsthilfegruppen können nicht stattfinden, und die Belastungen durch soziale Isolation sind riesig.  

Ziel ist es, Betroffenen in dieser Situation mit der Hörbuchfassung zu erreichen und ihnen zu helfen, einen Weg von der verständlichen Panik zum Lebensmut rettenden Pragmatismus.

Also ich freue mich, wenn ihr es euch downloaded und den Post natürlich vielfach weiter teilt.


Freitag, 4. Dezember 2020

Es besteht Grund zur Hoffnung

 


Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es ja immer.

Aber dem ist wirklich so.

Nachdem mir seitens der Rentenversicherung (nachfolgend DRV) eine zweite Reha in der Fachklinik Seeklinik Zechlin zugesagt wurde - Termin Ende März 2021 -, ereilte mich wenige Tage später die Auskunft, das damit mein Widerspruch deswegen jetzt auf Eis liegt. 

Und das obwohl der schon in der Abteilung Rechtsbehelf und damit zu 3/4 bearbeitet und entschieden war.

Und mein ALG1 auch zum 28.02. endet und dann ist finito mit Geld vom Amt.

Gaaaanz toll.

Der Rehabericht dient mal wieder als Gutachten, denn von der DRV hat mich nach wie vor keiner gesehen, alles nur anhand von Befunden und meinen Angaben her entschieden. Wobei ich mich schon des Öfteren gefragt habe, ob die Herrschaften verstehen, was da geschrieben steht ....

Deswegen ist das auch alles schön zum VDK gewandert, weil ich da weder Nerven, noch das Fachwissen dafür habe. Und man darf, nein man soll ja auch Aufgaben abgeben.

Letztendlich hat der VDK jetzt erwirken können, das meine Akte aus der Rechtsbehelfsabteilung wieder zum sozialmedizinischen Dienst der DRV geht und dort geprüft wird, ob man nicht vor Reha Antritt schon eine Entscheidung treffen kann.

Konntet ihr folgen?

Unglaublich, oder?


Nun ja, heute erreichte mich eine Mail, das ich schon zum 4.1.2021 zur Reha fahren darf.

Das ist ja die beste Lösung schlechthin.

Dadurch verlängert sich nämlich die Zahlung des ALG1 etwa bis 22.03.21, weil ich für die Zeit der Reha von der DRV Übergangsgeld bekomme.

Und wenn dann alle den Turbo einlegen mit Rehabericht schreiben und die DRV dann zügig prüft, daaaaan entsteht mir eventuell keine finanzielle Lücke oder ich bekomme mitgeteilt, das ich keine Rente bekomme.


Also drückt  mir die Daumen, das ich mit der Fachklinik die richtige Wahl getroffen habe und dann positiv entschieden wird.

Bis dahin gibt's ein Bildchen v on der Klinik und den Link zur Klinik. Da könnt ihr derweil schon mal gucken.



Montag, 30. November 2020

Abschluss unter erschwerten Bedingungen

Ich habe den Kurs zur Holistischen Moderation abgeschlossen, quasi in Abend- und Wochenendschule.

Glücklicherweise wurde der für Mitglieder der Netzwerkstattkrebs und der FSH angeboten, so dass er in entsprechende Einheiten eingeteilt und zu bearbeiten war.


Den Abschluss haben wir uns alle praktisch per Zoom Konferenz, im Austausch miteinander und lesenderweise von zu Hause aus erarbeitet.
Coronakonform und auch konform mit unserem Leistungsvermögen.

Gar nicht so einfach sag ich euch.
Du kannst kein Manuskript lesen und erfassen, wenn die Konzentration nicht mitmacht. 
Du kannst der Zoom Veranstaltung nur bedingt folgen und dir Notizen machen, wenn dein Lymphoedem dich am schreiben hindert oder es dir an diesem Tag schwer fällt, die Zusammenhänge zu erfassen und das Gelesene praktisch umzusetzen.

Wir haben uns alle gegenseitig unterstützt, so wie wir das immer tun unter gleichgesinnten, denn letztendlich ist es eine Ausbildung, die wir für euch da draußen machen!
Wir möchten andere Betroffene nach unseren Kräften und mit unseren Erfahrungen unterstützen und das ohne uns selbst zu gefährden.

Deswegen engagiere ich mich in der NetzwerkstattKrebs wie so viele andere Aktive, die teils in EM Rente, in Grundsicherung, im Krankenstand, in laufender Therapie oder im Berufsleben stehen.

Jeder so wie er/sie kann!

Weil es sonst niemand macht!






Dienstag, 17. November 2020

Das Gefühl nützlich zu sein

Quelle: www.sevdesk.de

Wenn früher also vor meiner Diagnose jemand gesagt hat, er/sie möchte zu etwas nutze sein, etwas leisten können, seinen Beitrag leisten, dann konnte ich dieses Gefühl der Nutzlosigkeit immer nicht so richtig nachvollziehen und verstehen.

Jeder ist doch zu was nütze! Jeder leistet doch etwas!

Aber da stand ich ja auch noch als Arzthelferin voll im Beruf, hatte einige „leitende“ Aufgaben übernommen, war zusätzlich Elternsprecher für die Klasse meines Sohnes und Schriftführerin im Gartenverein.

Inzwischen kenne ich dieses Gefühl sehr gut.

Meine Arbeitsfähigkeit für den regulären Arbeitsmarkt mit einem Job von 6 bis 8 Stunden täglich ist nicht mehr da. Meine Belastbarkeit hat ihre Grenzen und die sind schnell erreicht. Und meine Auffassungsgabe na ja, hat stark nach gelassen.

Und so findet man sich mit seinen 43 Jahren mit in einem Freundeskreis wieder, in dem alle berufstätig sind und im täglichen Wahnsinn ihre Frau oder ihren Mann stehen während man selbst nach zwei Stunden üblicher Haushaltsarbeiten wie Wäsche, putzen oder kochen erst mal eine längere Pause braucht.

Unzufriedenheit, Frustration und manchmal Wut steigen da in mir auf und immer auch der Gedanke „zu was bin ich eigentlich noch nutze?“

Das nagt an der Psyche, vor allem wenn man sich so wie ich all die Jahre über seine Arbeit und Leistungen definiert hat.

Deswegen ist es eine Wohltat so wie gestern meine Erfahrungen als Patientin in die Ausbildung der neuen Psychoonkologischen Berater einzubringen. Dann tut das Interesse und Lob der Teilnehmer sehr gut, auch wenn’s anstrengend war.

Aus diesem Grund engagiere ich mich auch in der NetzwerkstattKrebs seit Anfang des Jahres und habe inzwischen einige Aufgaben übernommen.

Ich organisiere die Experten für die Vorträge in der Onlineselbsthilfegruppe oder schreibe Post‘s bei Facebook.

Vor drei Wochen hab ich mich spontan dazu bereit erklärt, den Adventskalender für dieses Jahr zu organisieren und zu gestalten und war überwältigt von der Zusammenarbeit. Innerhalb von einer Woche waren alle 24 Tage gefüllt und ich könnte theoretisch sogar noch einige Tage früher damit beginnen.

Wir unterstützen uns gegenseitig, jeder so wie er kann und mit dem was er kann, denn wir haben alle die gleich doofe Diagnose erhalten, wissen um die Tücken des Alltags und der Leistungsfähigkeit und was am wichtigsten ist, wir schätzen die Arbeit der anderen.

So stellt sich auch bei mir das Gefühl gebraucht zu werden, nützlich zu sein wieder ein.

Ich finde das ist ein nicht außer Acht zu lassender Aspekt im Rahmen einer Krebserkrankung und der Zeit danach.