Montag, 28. September 2020

Achterbahn - jährliche Kontrolle

Hallo da draußen!

Ruhig hier gewesen letzte Woche, oder?

Ja eigentlich hatte ich vor euch von meinen jetzt jährlichen Kontrolluntersuchungen zu berichten, was da gemacht wird und so weiter.

Leider hat mal wieder jemand für mich gewürfelt und ich hatte ne Fahrt mit der Gefühls-Achterbahn gewonnen!

Quelle: www.regionalia.de


Am Montag war ich beim Kardiologen bestellt.

Der ist jährlich dran, weil die Chemotherapie kardiotoxisch wirken kann und ich ja schon diese hübschen Pleuraergüsse hatte. Außerdem ist meine dreiflügelige Herzklappe nur zweiflügelig und da muss eh jährlich geschaut werden.

Na ja wußte bis 2019 keiner, auch wieder so ein Zufallsbefund.

Nachdem ich Ruhe-EKG und Fahrradergometrie hinter mich gebracht hatte, war ich nach beträchtlicher Wartezeit endlich mal dran und bin dann selber diejenige geworden, die das Bestellsystem gecrasht hat.

Ultraschall alles okay sagt der Doc, er wäre sehr erfreut. Ja bis er ganz zum Schluss den Schalkopf unterhalb vom Brustbein hat und plötzlich hektisch wird, in die Kartei schaut, noch mal schallt, Luft anhalten, atmen, nach links drehen, wieder zurück.

Hmmm 🤔 

Er meint, da wäre ein Stück Portschlauch am Übergang der unteren Hohlvene zum rechten Vorhof. Könnte aber auch ein Schatten von der Wirbelsäule sein oder einfach Artefakte. Auf jeden Fall morgen früh mit gepackter Tasche her kommen, Papiere abholen und ins Krankenhaus zur Durchleuchtung.

Äh ja is klar!

Ich müsste Luftnot haben, die Fahrradergometrie wäre auffällig gewesen. Stattdessen war ich zum Hospizlauf, wandere, bin zur Reha täglich viel geschwommen und da soll das Ding jetzt über ein Jahr dort drin sein???

NIEMALS!

Na gut, ich bin artig, packe routiniert mein Köfferchen, informiere alle, sage Termine ab. Um dann Dienstag Morgen in der Praxis zu erfahren, Untersuchung am Freitag und bitte keine Panik.

Die Woche plätschert so dahin, der Koffer wartet auf seinen Einsatz, ich gehe die Befunde von 2019 durch und finde keine Auffälligkeiten und überhaupt DA IST NIX!!!

Donnerstag hab ich erst mal jährliche Kontrolle in der Strahlenklinik.

Man zeigt sich zufrieden mit dem bestrahlten Areal und den Narben. 

Nicht zufrieden ist man mit dem Rest. Ein tastbares Lymphoedem, ne Depression, Fatigue und ne abgelehnte Rente worüber die Ärztin am meisten empört ist. Überhaupt ist sie traurig darüber, was ich alles durchgemacht und an Folgeschäden behalten habe. Aber hey, ich lebe noch - kann sie nicht recht überzeugen. Sie will halt die bestmöglichen Ergebnisse. Ich kann eher die seltensten bieten....

Freitag noch mal selbes Krankenhaus, aber andere Abteilung.

Ich sitze mit meinem gut gefüllten Patientenordner, nem Buch und ner Flasche Wasser da, versuche mich lesend abzulenken und mich nicht verrückt zu machen.

Letztes Jahr bin ich hier als Notfall im Krankenwagen vorgefahren, Herzkatheter zur Fremdkörper Entfernung und nicht nur die Hosen, sondern das Nachthemd bis zur Halskrause voller Angst. 

Diese blöde Angst Trulla hockt wieder auf meiner Schulter und flüstert mir was ins Ohr. Ich flüstere zurück, das ich das schon mal überstanden hab und es tolle Medikamente gibt, um nix mitzubekommen und Bettruhe werd ich auch überleben.

Ich werde aufgerufen. Eine freundliche Ärztin mittleren Alters klopft mir auf die Schulter und sagt sie hätte sich meine Akte kommen lassen und da dürfte nix sein, aber lieber noch mal geguckt.

Sie und noch ein Oberarzt machen Ultraschall. „Ich seh nix! Da ist auch nix! Nur ein Schatten vom Wirbelkörper! Wir machen noch die Durchleuchtung zur Sicherheit, aber da ist nix!“

Die Durchleuchtung ergibt auch nix außer reges Interesse an meiner Thoraxbandage und nem Geschäker mit dem Pfleger - irgendwie muss man sich ja ablenken!

Puuuuuh!!!

Ich bin erledigt!!!

Die ganze Woche unter Strom und am Familie und Freunde beruhigen. Am vorsichtshalber putzen und machen. Jetzt fällt das alles ab. Jetzt bin ich fix und fertig, kaputt und müde.


Jährliche Kontrollen sind für uns Krebspatienten eh immer eine Achterbahnfahrt aus Angst, Hoffnung und  Erinnerung, aber wenn die so laufen wie meine, dann kommt man sich vor als hätte man ne 10er Karte für die Achterbahn in einem Ritt abgefahren.

Seit heute hab ich langsam wieder festen Boden unter den Füßen und gebe euch den Tip mit: unterstützt Eure Betroffenen bei solchen Terminen, begleitet sie, seid der Chauffeur, macht mit Ihnen egal wie das Ergebnis war hinterher was schönes zur Belohnung und lasst sie bitte nicht alleine.

Ich darf mal wieder Danke an meine Familie und Freunde sagen und an die vielen Daumendrücker aus dem WorldwideWeb.

DANKE


2 Kommentare: